04.
2003
Tops, Flops und Stimmen zum zweiten Finalspiel
Top
Powerplay Rot-Weiss Chur
Die Bündner nutzten in dieser Finalserie 3 von 4 Möglichkeiten aus. Arvidsson, Engel und Marcel Kaltenbrunner dirigieren das Powerplay und schliessen es auch ab, während Alder und Gerber vor dem Tor für Verkehr sorgen. Erst in der vierten Unterzahl merkte Wiler, dass man die drei Schützen mehr bedrängen muss – prompt fiel kein Treffer mehr.
Reto Ryffel zum zweiten
Auch in
dieser Partie wieder sackstark und seinem Gegenüber in Big-Saves weit
voraus.
Tom Engel
Hätte die Auszeichung
zum besten Spieler seiner Mannschaft weit mehr verdient gehabt als Fritte
Arvidsson. Unermüdlicher Antreiber der Rot-Weiss Offensive, kaum regelkonform
vom Ball zu trennen.
Publikum Zuchwil
Mit 1250
Zuschauern erreichte man den bisher höchsten (offiziell vermeldeten)
Publikumsaufmarsch der ganzen Schweizer Unihockey Saison. Mit dem Umzug in die
Eishalle in Spiel 4 wird diese Marke noch pulverisiert werden.
Flop
Ulle Reinmann
Der Routinier harmonierte nicht mit Reto Luginbühl, welcher im ersten Block bei Wiler offensiver Alleinunterhalter spielen muss, weil auch Jihde sein Rolle als Center sehr defensiv interpretiert. Wurde im letzten Drittel sogar durch Zurflüh ersetzt. Die schwache Leistung Reinmanns ersparte Raphael Keller die Nominierung in dieser Kategorie – auch er brachte diesmal herzlich wenig zustande.
Simon Alder
Fiel schon im
ersten Spiel im ersten Block bei Rot-Weiss klar ab – kann trotz seiner Physis
die technischen Mängel nicht kaschieren, welche neben Tom Engel und Fritte
Arvidsson natürlich auch umso mehr auffallen.
Björn Söderberg
Trainer
Wiler
Wir haben wieder ein enges Spiel mit einem knappen Ausgang gesehen. Was sprach diesmal für Rot-Weiss?
Wir haben kleine Sachen nicht richtig gemacht und waren zum Teil nicht konzentriert genug. In insgesamt 130 Minuten auf diesem Niveau ist das wohl auch kaum möglich. Wir haben vor allem im ersten Drittel unsere Chancen nicht genutzt.
Deine Meinung zur Powerplay-Stärke der
Bündner?
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich ziemlich sauer
bin. Es kann nicht sein, dass wir in 130 Minuten kein einziges Mal Powerplay
spielen konnten, Rot-Weiss aber 4 Mal. Wir spielen doch nicht härter als die
anderen – und bei uns heisst es immer nur Vorteil oder Freistoss. Powerplays
sind wichtig, um einen Gegner auch über längere Zeit unter Druck setzen zu
können. Leider haben wir diese Möglichkeit noch nicht bekommen.
Trotzdem, erst im vierten Boxplay hat Wiler
keinen Treffer eingefangen...
Ja, wir mussten was ändern und
sind in Unterzahl aktiver, aggressiver auf die Distanzschützen zu gegangen. Aber
ich ärgere ich in erster Linie, dass Rot-Weiss in so langer Zeit keine einzige
Strafe erhalten hat.
Die erste Line mit Reinmann, Luginbühl und Jihde
war bisher in der Offensive kein Faktor im Final, Reinmann wurde sogar
ausgewechselt. Planst du da eine Änderung im Hinblick auf das dritte
Spiel?
Wir müssen erst schauen, ob wir angeschlagene Spieler
haben. Es ist schon möglich, dass wir etwas ändern – im Moment klappt es vor
allem zwischen Ulle und Reto nicht wie gewünscht. Auch Jihde müsste in der
Offensive mehr bringen, auch wenn es heute schon etwas besser gewesen
ist.
Roger Gerber
Stürmer
Wiler
Im ersten Spiel war deine Linie überragend, heute habt ihr etwa nach Spielhälfte deutlich abgebaut. Woran lag das?
Ich weiss es nicht genau, heute ist vieles nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Vielleicht dachten wir nach gestern schon, dass es einfacher wird. Dem war aber nicht so. Es war in unserer Linie etwas der Wurm drin.
Habt ihr kurz vor Schluss den schon geglaubt,
bald drei Matchbälle zu haben?
Während dem Spiel denkt man noch
nicht daran. Aber es ist natürlich schon bitter, wie wir diese Partie aus der
Hand gegeben haben. Jetzt müssen wir wieder nach Chur und können da hoffentlich
wieder in Führung gehen.
Wir sehen ein ausgeglichenes Finale. Welcher
Faktor wird schlussendlich den Ausschlag geben?
Der Kampfgeist
und die Teamleistung. Beides hat bei uns heute nicht ganz gestimmt und wir sind
sofort dafür bestraft worden.
Andreas Cadisch
Stürmer
Rot-Weiss
Du warst gestern schon der Mann des späten Ausgleichs – liegen dir solche Situationen besonders?
Nach dem Rückstand mussten wir ja was machen und haben aus allen Lagen geschossen, noch mehr als zuvor bereits. Dass ich getroffen habe, freut mich zwar – aber wer trifft, spielt absolut keine Rolle.
Aber du wirkst schon als einer der
Aggressiv-Leader im Team. Stacheln dich die Playoffs noch besonders
an?
Ich war ja nie ein ruhiger Spieler – das ist oft eine
Schwäche von mir. In den Playoffs versuche ich mich besonders zu beherrschen,
wenn der Schiri pfeift, ist es halt so... Die Aggressivität kommt sicher noch
vom Eishockey her. Aber wenn man in einem Playoff-Final nicht aggressiv spielt,
wann dann?
Die Nicht-Bündner sehnen sich alle nach einem
neuen Meister, der für einmal nicht aus Chur oder Umgebung kommt. Ist das noch
eine zusätzliche Motivation für dich?
Nur sekundär. In erster
Linie spielen wir für uns – auch für Leute wie Tom Engel oder mich, die schon
mehrmals Meister geworden sind, ist jeder Final wieder etwas besonderes. Wir
wollen gewinnen – ob die anderen uns das gönnen mögen oder nicht, spielt dabei
keine grosse Rolle.
Tom Engel
Stürmer Rot-Weiss
Chur
Wie geht es der Verletzung an der Brust, hat sie dich im Spiel behindert?
Nein, im Spiel denkt man nicht daran, solange man nicht gerade einen Schlag dagegen bekommt. Kein Problem.
Wie ist dein Fazit dieser zweiten
Partie?
Wiler war wie erwartet etwas offensiver. Wir haben per
Video das gestrige Spiel analysiert und realisiert, dass wir mehr Abschlüsse
aufs Tor brauchen. Wir wussten aber auch, dass Wiler sehr gut blockt und daraus
gefährliche Konter entstehen können. Wir haben die Vorsätze gut umgesetzt, unser
Ziel erreicht und daher auch gewonnen.
Dennoch hat Wiler lange Zeit geführt und ihr
habt das Spiel erst in den Schlussminuten drehen können.
Ja,
Ballverluste in der Vorwärtsbewegung werden gegen Wiler oft bestraft, so haben
wir auch die Tore bekommen. Aber in der Offensive waren wir entschlossener als
gestern, wir haben die Abschlüsse wirklich wie geplant häufiger gesucht. Jetzt
müssten wir nur noch das Tor besser treffen, viele Schüsse gingen
daneben.
Das Powerplay scheint sehr gut zu
laufen...
Beim letzten Powerplay hat Wiler gemerkt, dass man
uns nicht passen und schiessen lassen darf. Vielleicht spielen sie das Boxplay
von jetzt an aggressiver, dann werden wir uns etwas neues einfallen lassen. Aber
für heute hat es wirklich sehr gut funktioniert.