02.
2012
Zufriedenheit hier, Enttäuschung da
Nach dem Aus im Play-off-Viertelfinal ist die Saison von Chur Unihockey vorbei. Präsident Cornel Ehrler zieht ein zufriedenstellendes Fazit. Trainer Thomas Berger ist aber überhaupt nicht glücklich.
Seit Sonntag ist die Saison für Trainer Thomas Berger und Chur Unihockey zu Ende. «So früh wie noch nie für mich in der Swiss Mobiliar League», sagt Berger. Für den Trainer ist das Aus im Viertelfinal neu. Für den Stadtklub nicht. Die Saison ist ziemlich genau nach Papierform verlaufen: sichere Qualifikation für die Play-offs, Aus im Viertelfinal. Für den Präsidenten Cornel Ehrler Grund für ein zufriedenstellendes Fazit:: «Die sportlichen Ziele wurden erreicht. Angesichts des schmalen Kaders freut mich das sehr.» Die eingekehrte Ruhe im und um den Klub bestärken den Felsberger in seinem positiven Bild, das er malt.
Berger unzufrieden
Weitaus schwärzer malt der Trainer. Die Zufriedenheit des Vorstands steht in krassem Widerspruch zu Bergers Gemütslage. Für ihn sei das Saisonende nach den Viertelfinals alles andere als erfreulich. «Die Enttäuschung über das Aus gegen GC überwiegt klar. Ich habe mir mehr erhofft», sagt der Jeninser, der vor der Saison zu Chur Unihockey stiess. Genugtuung darüber, GC ins Wanken gebracht zu haben, empfindet Berger keine: «Davon kann ich mir nichts kaufen.» Sein Team sei den Zürchern technisch, physisch und mental unterlegen gewesen.
Neue Situation für den Trainer
Die Situation ist für Berger neu. Nach Jahren bei Serienmeister Wiler-Ersigen und dem zu jener Zeit überaus erfolgreichen Alligator Malans kennt der Trainer andere Massstäbe. Entsprechend bereitet es ihm Mühe, sich mit dem Abschneiden im Mittelfeld zufrieden zu geben. Platz 6 und Aus im Viertelfinal ist für Berger zu wenig. «Es fällt mir schwer, dem frühen Saisonende etwas Positives abzugewinnen», sagt er. Die Ziele, die der Vorstand vor der Saison setzte, erachtet der neunfache Schweizer Meister als nicht erreicht: «Die harten Fakten sagen mir, dass wir sie verfehlt haben.» Weder sei es gelungen, in den Play-offs eine Runde zu überstehen, noch in den Viertelfinals zumindest zu drei Heimspielen zu gelangen. «Einzig die Vorgabe, die Qualifikation mindestens auf Platz 6 abzuschliessen, wurde gerade noch so erfüllt», so Berger, der deshalb - und womöglich als Einziger - seine Arbeit ernsthaft infrage stellt.
Probleme beim Nachwuchs
Zu Bergers düsterem Bild trägt der Umstand bei, dass der Nachwuchs - «das Fundament des Klubs» - derzeit auf wackligen Beinen steht. «Die Junioren laufen auf dem letzten Zacken. Ziel war es, mindestens eines der drei Teams in der höchsten Stärkeklasse in die Play-offs zu bringen. Nun kämpfen alle um den Ligaerhalt», so Berger, der im Verein auch für den Nachwuchs verantwortlich zeichnet. Weil die Juniorenabteilung bei Chur Unihockey gemessen an den Ansprüchen darbt, die Abwanderungsquote hoch ist und der Verein auf allen Ebenen mit Personalproblemen kämpft, stellt sich Berger die Frage, «ob Spitzenunihockey in Chur überhaupt möglich ist». Die erfreuliche Entwicklung von Spielern wie Paolo Riedi und Sandro Cavelti (Berger: «Die Schweizer Linie mit den beiden jungen Stürmern gefiel mir gut») erhellen Bergers Bild nur bedingt. Auch Lulzim Kamajs fast schon wundersame Auferstehung («‘Lulla' war der Abwehrpatron schlechthin») oder der erstarkte Finne Kari Koskelainen («Er ist wieder zu guter Form aufgelaufen, nachdem wir Anfang Saison Angst um ihn haben mussten») stimmen den Trainer nicht glücklicher.
Zukunft ungewiss
Wie es mit ihm und Chur Unihockey weitergehe, wisse er im Moment noch nicht, sagt Berger. Klarheit darüber wird womöglich ein Gespräch mit dem Vorstand Anfang März geben. Mit Sicherheit wird Präsident Ehrler um Bergers Verbleib kämpfen. Eine gewichtige Rolle in den Planspielen des Trainers spielt aber dessen Job als Nachwuchsverantwortlicher bei Swiss Unihockey. Berger: «Beim Verband stehen Umbrüche bevor. Deshalb steht betreffend meiner Zukunft im Moment noch fast alles in den Sternen geschrieben.»
Zeitungsartikel "Die Südostschweiz"