12.
2019
Der HCR zwingt GC erneut in die Knie
Wie im Heimspiel gegen Malans steigert sich der HC Rychenberg auch im Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten GC ab dem Mitteldrittel markant. Im Penaltyschiessen sichert er sich nicht unverdient den Bonuspunkt.
Eine Partie zwischen dem Zweiten und dem Achten der Tabelle verspricht auf dem Papier, eine klare Sache zu sein. Da die NLA in den letzten Jahren sehr viel ausgeglichener geworden ist, sieht die Realität zuweilen freilich ganz anders aus. Das hatte der Grasshopper-Club in der laufenden Saison gegen den HC Rychenberg bereits zweimal erfahren müssen. In der Meisterschaft konnten sich die Stadtzürcher im Hinspiel mit einem Tor Unterschied durchsetzen, im Cup-Achtelfinal gelang dasselbe den Winterthurern.
Auch in der dritten Auflage des Kantonsderbys änderte sich am knappen Verdikt nichts. Genauso wenig wie daran, dass die Gäste nach geschlagener Schlacht jubelten. Der HCR setzte sich am Ende einer Begegnung von stetig steigender Qualität und wiederholt hin- und herwechselnden Vorteilen im Penaltyschiessen nach je vier Schützen mit 3:1 durch. Für die Winterthurer, die ohne Luca Dall'Oglio und ihren verletzten tschechischen Topskorer Patrik Dóža antreten mussten, brachte dieser Sieg nicht nur die Rehabilitation für das Zug-Spiel vom letzten Wochenende, sondern auch zwei im Strichkampf eminent wichtige Punkte ein. Die Stadtzürcher ihrerseits dürften die zweite Meisterschaftsniederlage der Saison verschmerzen können.
Die geglückte Wende vom 1:4 zum 5:4
Im Startdrittel hatte noch nichts darauf hingedeutet, dass der HCR dem Favoriten auch diesmal würde erhebliche Sorgen bereiten können. GC bestimmte in den ersten zwanzig Minuten mehrheitlich das Geschehen, fand wiederholt Mittel und Wege, sich in gute Abschlusspositionen zu bringen, und hatte im Schweden Daniel Johnsson einen, der mit seinen drei Toren eine dem Spielverlauf angemessene Differenz schuf. Mindestens teilweise lag die unerwartet einseitige Angelegenheit freilich am HCR. «Es war kein gutes, ein emotionsarmes Drittel von uns», bekannte Trainer Philipp Krebs. «Es war vergleichbar mit dem ersten gegen Malans. Defensiv waren wir eine Spur stabiler und uns unterliefen weniger taktische Fehler, aber sonst ...»
Umso mehr Freude bereitete ihm, wie seine Mannschaft auf den 1:4-Rückstand reagierte: «Wir steigerten uns gut, bissen uns ins Spiel hinein.» Die Winterthurer traten wie ausgewechselt auf. Sie rückten den Gegenspielern ab dem Mitteldrittel entschieden früher, aufsässiger und energischer auf die Pelle und brachten so ihre Zone weitaus besser unter Kontrolle. Gleichzeitig provozierten sie beim Gegner mit ihrer wiederentdeckten Intensität auch wiederholt Fehler. Es war leicht zu erkennen, dass sich die Gewichte der Begegnung verschoben hatten. Es war nun der HCR, der das Geschehen mehrheitlich bestimmte und sich ein respektables Plus an aufgelegten Möglichkeiten erarbeitete. Dank Toren von Moritz Krebs, Nils Conrad und Pascal Kern und einem Eigentor schlugen sich die veränderten Vorzeichen auch im Resultat nieder.
Im Penaltyschiessen sehr überzeugend
GC reagierte im dritten Drittel auf den Rückstand. Es reduzierte auf zwei Linien, erhöhte die Pace und gewann dadurch die Oberhand zurück. Vorerst schien der HCR aber dem verstärkten Druck ausgezeichnet Paroli bieten zu können. In der 42. Minute verpasste Tuomas Iiskola zweimal haarscharf das 6:4. Zwei Minuten später wurde es trotzdem Tatsache, als Harry Braillard in einem bilderbuchmässig vorgetragenen Konter Michel Wöcke bediente und dieser nur noch einzuschieben brauchte.
Die drei Punkte rückten für die Winterthurer näher. GC hatte aber noch zwei Pfeile im Köcher, glich bis zur 57. Minute aus und drängte in der zehnminütigen Verlängerung mit dem Einsatz eines sechsten Feldspielers vehement auf die Entscheidung. Mit vereinten Kräften und ein paar glänzenden Interventionen ihres Torhüters Ruven Gruber widerstand der HCR dem Ansturm, sodass das Penaltyschiessen über die Vergabe des Bonuspunktes entscheiden musste.
In diesem bewiesen die Winterthurer zum zweiten Mal in dieser Saison grosse Qualitäten, obwohl mit Dóža und - ab der 49. Minute - Captain Conrad zwei etatmässige Schützen fehlten. Auf der einen Seite parierte Gruber drei Versuche, auf der anderen düpierten Wöcke, Tobias Studer und Noah Püntener der Reihe nach Nationalkeeper Pascal Meier. Rychenbergs Trainer konnte danach befriedigt feststellen: «Unsere Leistung war im zweiten und dritten Drittel über weite Strecken gut, nicht nur defensiv, sondern auch offensiv. Wir konnten uns ein paar Abschlusschancen herausspielen. Das ist nach wie vor nicht der beste Teil in unserem Spiel, aber dort bleiben wir dran.» Mit zwei Punkten gegen den Tabellenzweiten im Rucksack lässt sich leichter über offene Baustellen sprechen.
Grasshopper-Club Zürich - HC Rychenberg Winterthur 6:7 n. Pen. (4:1, 0:4, 2:1, 0:0)
Sporthalle Hardau, Zürich. 870 Zuschauer. Schiedsrichter: Anderegg/Röder.
Tore: 8. Johnsson (Riedi; Ausschluss Studer) 1:0. 12. Schaub (Nils Conrad; Ausschluss Riedi) 1:1. 13. Rüegger 2:1. 18. Johnsson (Zürcher) 3:1. 19. Johns-son (Christoph Meier; Ausschluss Levin Conrad) 4:1. 21. Eigentor GC 4:2. 29. Krebs (Püntener) 4:3. 35. Nils Conrad (Levin Conrad) 4:4. 39. Kern (Studer; Ausschluss Volkart) 4:5. 44. Wöcke (Braillard) 4:6. 52. Johnsson (Riedi; Straf-zeit gegen Studer soeben abgelaufen) 5:6. 57. Meier (Laely) 6:6.
Penaltyschiessen: Wöcke 0:1. Johnsson daneben. Studer 0:2. Rüegger 1:2. Püntener 1:3. Riedi gehalten. Kern gehalten. Graf gehalten.
Strafen: 3x2 Minuten gegen GC (11./49. Riedi, 37. Volkart), 3x2 Minuten gegen Rychenberg (8./50. Studer, 18. Levin Conrad).
GC: Pascal Meier; Graf, Kindler; Bier, Steiger; Volkart, Zürcher; Wenk, Göldi, Laely; Rüegger, Meier, Riedi; Dürler, Laubscher, Johnsson.
Rychenberg: Gruber; Nils Conrad, Levin Conrad; Gutknecht, Nussbächer; Ae-schimann, Schaub; Wöcke, Braillard, Studer; Püntener, Krebs, Iiskola; Lutz, Grunder, Keller; Kern, Schwerzmann, Neubauer.
Bemerkungen: Rychenberg ohne Dall'Oglio, Dóža (verletzt), Neubauer, Ott, Sager und Schüpbach (Ersatz). GC ohne Heller, Mock (verletzt) und Zolliker (krank). 7. Pfostenschuss Johnsson. 42. Lattenschuss Iiskola. 49. Nils Conrad verletzt ausgeschieden. 52. Lattenschuss Johnsson. 56:37 Time-out Rychenberg. 64. Christoph Meier angeschlagen ausgeschieden. GC von 63:04 bis 70:00 in Ballbesitz mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters. Johnsson und Wöcke als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.