10.
2019
HCR: über den Kampf zu zwei Punkten
Der HC Rychenberg stemmt sich gegen Köniz vehement gegen alle Unbill und setzt sich nicht unverdient 6:5 nach Penaltyschiessen durch. Damit hält er ansatzweise den Anschluss ans hintere Mittelfeld.
Hast du schon kein Glück, kommt auch noch Pech dazu, lautet ein Bonmot aus dem Sport. Genauso mussten sich die Spieler des HC Rychenberg in Bern gefühlt haben. Fünf der sechs Gegentoren, die die Mannschaft von Philipp Krebs konzedieren musste, fielen aus der Sicht Köniz' ziemlich glückhaft. Die Winterthurer liessen sich jedoch nicht hängen, sondern kämpften sich im Schlussdrittel mit grossem Engagement zurück. Für diesen Kampfgeist wurden sie am Ende auch belohnt, indem sie über den Umweg der Verlängerung und des Penaltyschiessens den so wichtigen zweiten Saisonsieg holten. Matchwinner waren Patrik Dóža und Tuomas Iiskola mit je zwei Toren sowie Torhüter Ruven Gruber, der im Penaltyschiessen eine reine Weste behielt.
Zwei wenig überzeugende Drittel
Sowohl beim HCR als auch bei Köniz war vom Anpfiff an nicht zu übersehen, dass sie einerseits am (verlängerten) Wochenende bereits ein Spiel bestritten hatten und andererseits derzeit nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Hüben wie drüben war das oberste Gebot, geduldig zu agieren und übermässiges Risiko und damit Ballverluste tunlichst zu vermeiden. Das Spieltempo war dementsprechend in den ersten zwei Dritteln eher gering, und Torchancen entstanden vorwiegend dann, wenn sich eben doch Konzentrationslücken und Ungenauigkeiten einschlichen. Eine solche führte in der 14. Minute denn auch zum 1:0 für Köniz.
Der HCR antwortete auf den Rückstand mit zwei schnellen Kombinationen über mehrere Stationen, die Tobias Studer und Dóža gewinnbringend zum Abschluss brachten. Diese lehrbuchmässigen Angriffe blieben freilich bis zum Schlusspfiff die grosse Ausnahme, auf beiden Seiten. Der HCR scheint derzeit bloss in Ausnahmefällen in der Lage zu sein, seine PS aufs Feld zu bringen. Die teils enttäuschenden Resultate haben Spuren hinterlassen. «In den ersten zwei Dritteln ging es weiter wie am Freitag gegen Waldkirch», konstatierte Krebs nach getaner Arbeit. «Wir spielten fahrig und defensiv nicht sehr gut. Woran dies lag, ist schwierig zu sagen. Vielleicht ist eine gewisse Verunsicherung vorhanden.» Ähnliches liesse sich von Köniz sagen, doch schien es dank drei Toren im Mitteldrittel, bei denen definitiv das Wettkampfglück mitgeholfen hatte, auf bestem Weg zum Sieg.
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Gekämpft und drangeblieben
Immerhin entdeckte der HCR im Schlussdrittel noch seine kämpferische Ader und wehrte sich energisch gegen die drohende Niederlage. «Unser letztes Drittel war sehr stark», fand Krebs, «gerade auch im Kopf. Es war von der Spielanlage her nicht besser als die ersten zwei, von den kleinen Dingen her aber schon.» Der HCR kämpfte und rackerte nun, glich bis zur 49. Minute verdientermassen zum 4:4 aus. Und er liess sich auch nicht mehr vom eingeschlagenen Weg abbringen, als er wenig später durch ein Eigentor erneut ins Hintertreffen geriet. 57 Sekunden vor dem Schlusspfiff, als der HCR ohne Torhüter angriff, rettete Dóža sein Team in die Verlängerung.
Von den Bernern war im Schlussdrittel offensiv so gut wie nichts zu sehen gewesen. In der Verlängerung standen sie dem ‹Golden Goal› dann allerdings näher. Die nun klar verbesserte Blockarbeit und Nicolas Schüpbach im Winterthurer Tor, der bei den Gegentoren nicht immer glücklich ausgesehen hatte, bewahrten den HCR vor dem Verlust des Bonuspunktes. Und der eingewechselte Gruber sicherte den zweiten Zähler, indem er im abschliessenden Penaltyschiessen alle Könizer Versuche zunichte machte.
Krebs zeigte sich insgesamt enttäuscht von den Leistungen seiner Mannschaft am verlängerten Wochenende: «Wir lieferten in den zwei Partien fünf schlechte Drittel und nur ein gutes ab. Erst im Schlussdrittel gegen Köniz waren viele jener Dinge vorhanden, die in dieser Liga vorhanden sein müssen, will man Spiele gewinnen.» Dazu gehören Entschlossenheit, Geradlinigkeit und die Bereitschaft, dorthin zu gehen, wo es blaue Flecken gibt. «Aber es dauerte auch diesmal wieder zwei Drittel, bis wir soweit waren.» Dennoch blickt der Trainer optimistisch in die Zukunft: «Dass wir nach fünf derartigen Dritteln so reagieren konnten, spricht sicher für uns. Es gilt mitzunehmen, dass die Spielanlage nicht besser war, viel Anderes aber schon.»
Floorball Köniz - HC Rychenberg Winterthur 5:6 n. Vrl. (1:2, 3:0, 1:3, 0:0)
Sporthallen Weissenstein, Bern
Schiedsrichter: Anderegg/Röder
420 Zuschauer
Köniz: Eder; Castrischer, Müller (12. Münger); Hirschi, Ruh; Herzog, Cedric Haldemann; Bolliger, Hutzli, Nordh; Pascal Michel, Ledergerber, Pillichody; Baumann, Schmocker, Saner; Willfratt.
Rychenberg: Schüpbach (fürs Penaltyschiessen Gruber); Nils Conrad, Levin Conrad; Gutknecht, Nussbächer; Aeschimann, Schaub; Dóža, Braillard, Studer; Püntener (30. Wöcke), Krebs, Iiskola; Kern, Grunder, Keller.
Tore: 14. Schmocker (Cedric Haldemann) 1:0. 15. Studer (Nils Conrad) 1:1. 18. Dóža (Studer) 1:2. 27. Münger (Bolliger) 2:2. 29. Nordh 3:2. 35. Nordh (Münger) 4:2. 42. Iiskola (Gutknecht) 4:3. 49. Iiskola (Nils Conrad; Ausschluss Ruh) 4:4. 52. Eigentor Rychenberg 5:4. 60. Dóža (Iiskola; Rychenberg ohne Torhüter) 5:5. - Penaltyschiessen: Ledergerber gehalten. Wöcke 0:1. Willfratt gehalten. Nils Conrad 0:2. Hutzli darüber. Studer vergibt. Münger darüber.
Strafen: 3x2 Minuten gegen Köniz (16. Cedric Haldemann, 38. Bolliger, 48. Ruh), 1x2 Minuten gegen Rychenberg (57. Studer).
Bemerkungen: Rychenberg ohne Dall'Oglio (verletzt), Schwerzmann (abwesend), Gruber, Lutz, Neubauer (Ersatz) und Sager (U21). Köniz ohne Aebersold (verletzt), Junkkarinen und Maurer (Ersatz). Rychenberg mit zwei, von der 5. bis 40. Minute mit drei Linien. Köniz mit drei, ab der 54. Minute mit zwei Linien. 12. Müller verletzt ausgeschieden. 29. Time-out Rychenberg. 49. Time-out Köniz. Rychenberg von 58:14 bis 59:03 mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters. 66. Pfostenschuss Hutzli. Nordh und Iiskola als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.