10.
2019
HCR mit verdientem Punktgewinn beim Meister
Der HC Rychenberg liefert dem amtierenden Meister Wiler-Ersigen einen heroischen Kampf. Erst ein Gegentor 32 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung zwingt ihn mit 6:7 in die Knie.
Die Ausgangslage für das Auswärtsspiel beim Titelverteidiger und meistgenannten Meisterkandidaten Wiler-Ersigen war für den HC Rychenberg klar. Nur ein hochkonzentrierte Auftritt und eine wesentlich bessere Effizienz im Abschluss konnte ihm die Möglichkeit eröffnen, ernsthaft auf den einen oder anderen Punkt zu hoffen. Und die Mannschaft kam der Aufforderung ihres Trainers Philipp Krebs nach, sich gegenüber dem Hinspiel erheblich verbessert zu präsentieren. Trotz der Absenz dreier Stammspieler war bis zum Schlusspfiff der Überraschungssieg drin. Erst 32 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung musste der Traum begraben werden. Ein Punkt blieb dem HCR immerhin als Lohn für seinen grossteils konzisen Auftritt.
Überzeugende vierzig Minuten
Die Partie gestaltete sich im Startdrittel im Wesentlichen so, wie es die Affiche Zweiter und Titelverteidiger gegen den stark verjüngten Neunten hatte erwarten lassen. Die Berner zeigten ein weiteres Mal eindrucksvoll auf, dass sie in Sachen Ballkontrolle die Nummer 1 der Liga sind und mit ihrem stringenten und präzisen Passspiel jede Verteidigung gehörig ins Schwimmen zu bringen in der Lage sind. So auch die des HCR. Doch einerseits präsentierte sich Rychenbergs Torhüter Nicolas Schüpbach in blendender Verfassung und hielt, was irgendwie zu halten war. Und andererseits hielt das Team von Philipp Krebs als Kollektiv kampfstark dagegen und zog seine Konter in aller Konsequenz durch.
Und die Winterthurer offenbarten im Startdrittel vor allem eine Qualität, die sie in der laufenden Saison stets hatten vermissen lassen: Anders als zum Beispiel im (zu deutlich) mit 2:7 verlorenen Hinspiel gegen Wiler zeigten sie sich im Abschluss sehr viel effizienter. Daniel Keller mit seinem ersten Tor in der NLA, Nils Conrad, Moritz Schaub im Powerplay und Pascal Kern düpierten die bis dato mit bloss 16 Gegentoren mit riesigem Abstand beste Defensive der Liga und brachten den HCR bis zur ersten Pause mit 4:2 in Führung.
Am generellen Spielgeschehen änderte sich im Mitteldrittel genauso wenig wie daran, dass sich das Publikum verwundert die Augen rieb. Die beiden Mannschaften lieferten sich weiterhin ein äusserst intensives und kampfbetontes Spiel und Wiler drängte auf den Anschlusstreffer. Dieser fiel auch zweimal, doch beide Male hatte der HCR die passende Antwort parat. Erstaunlich daran war vor allem, dass Schaub nach dem 3:1 zum bereits zweiten Mal ein Überzahlspiel in ein Tor ummünzte. Im bisherigen Saisonverlauf hatte das Powerplay noch nicht zu den Stärken des HCR gehört. Diese Steigerung im offensiven «Special Team» half mit, dass die Winterthurer auch nach zwei Dritteln noch mit zwei Toren in Front lagen - neu mit 6:4.
Späte Strafe zieht Niederlage nach sich
Krebs konstatierte erfreut: «Wir waren zu Beginn offensichtlich bereit, verteidigten einigermassen gut und waren im Abschluss effizient. Unser zweites Drittel war aus meiner Sicht noch etwas stärker, da wir etwas besser verteidigten.» Wiler wurde durch den unerwartet lange währenden Rückstand langsam, aber sicher nervös. Umso störender war aus der Sicht des HCR, dass er zu Beginn des dritten Abschnitts ein Geschenk verteilte. Wiler traf 19 Sekunden nach dem Wiederanpfiff zum 5:6, weil die Winterthurer davon ausgegangen waren, dass die Schiedsrichter die Partie unterbrochen hatten. Neun Minuten später schaffte der im Schlussdrittel mit nur noch zwei Linien sehr viel Druck erzeugende Favorit doch noch den Ausgleich.
Dabei blieb es bis zum Ende des Drittels, sodass eine Verlängerung nötig wurde. In dieser schien kein weiteres Tor zu fallen. Das Penaltyschiessen schien Tatsache zu werden, als der finnische Mehrfachweltmeister Tatu Väänänen 32 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung in Überzahl doch noch für die Entscheidung sorgte. Dem voraus gegangen war, dass sich Tobias Studer zu einem Revanchefoul hatte hinreissen lassen.
Trotz des ärgerlichen Endes fand Krebs lobende Worte für seine Spieler: «Schüpbach war sehr gut. Und wir waren zwar über das ganze Spiel gesehen das etwas glücklichere Team, doch hatten wir uns dies auch verdient, weil wir über weite Strecken sehr gut gearbeitet hatten. Es ist ein Schritt vorwärts, aber einer mit einem faden Beigeschmack, denn es wäre heute mehr möglich gewesen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass Wiler die zwei Punkte nicht gestohlen hat. Den einen Punkt haben wir uns aber redlich verdient.» Jedebfalls liess der HCR aufblitzen, dass trotz der ungemütlichen Tabellenlage viel Potenzial in ihm steckt.
SV Wiler-Ersigen - HC Rychenberg Winterthur 7:6 n. Vrl. (2:4, 2:2, 2:0, 1:0)
Sportzentrum Zuchwil
Schiedsrichter: Preisig/Schädler
380 Zuschauer
Wiler: Menétrey; Savonen, Bürki; Bischofberger, Väänänen; Ziehli, Hollenstein; Louis, Pylsy, Dudovič; Persici, Rentsch, Claudio Mutter; Alder, Hofbauer, Nico Mutter.
Rychenberg: Schüpbach; Nils Conrad, Levin Conrad; Gutknecht, Nussbächer; Neubauer, Schaub; Keller, Braillard, Wöcke; Püntener, Krebs, Iiskola; Kern, Lutz, Schwerzmann; Studer.
Tore: 13. (12:14) Savonen (Pylsy) 1:0. 13. (12:47) Keller (Braillard) 1:1. 17. Nils Conrad (Braillard) 1:2. 18. (17:35) Schaub (Kern; Ausschluss Alder) 1:3. 19. (18:33) Bischofberger (Väänänen) 2:3. 19. (18:57) Kern (Neubauer) 2:4. 27. Hollenstein (Väänänen; Ausschlüsse Bischofberger und Nils Conrad) 3:4. 29. Schwerzmann (Schaub) 3:5. 36. Dudovič (Väänänen; Ausschluss Schwerzmann) 4:5. 39. Schaub (Studer; Ausschluss Moser) 4:6. 41. Pylsy (Hofbauer) 5:6. 50. Claudio Mutter (Alder) 6:6. 70. Väänänen (Bürki; Ausschluss Studer) 7:6.
Strafen: 3x2 Minuten gegen Wiler (17. Alder, 25. Bischofberger, 38. Moser), 4x2 Minuten gegen Rychenberg (26. Nils Conrad, 35. Schwerzmann, 51. Kern, 69. Studer).
Bemerkungen: Rychenberg ohne Dall'Oglio, Dóža (verletzt), Grunder (krank), Noah Aeschimann, Tim Aeschimann, Gruber und Sager (Ersatz). Wiler ohne Känzig. Rychenberg mit drei Linien. Wiler mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. 50. Time-out Rychenberg. Claudio Mutter und Schüpbach als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.