23.
12.
2019
NLA Männer | Autor: HC Rychenberg Winterthur

HCR nur mit 30 guten Minuten

Der HC Rychenberg tut sich derzeit schwer, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Darum unterliegt er Chur vor 1430 Zuschauern mit 4:5 nach Verlängerung und verpasst es, den Blick vermehrt nach oben richten zu können.

Für den HC Rychenberg war es gegen Chur Unihockey die dritte Partie in Serie, in welcher er auf einen direkten Konkurrenten im Kampf um die acht Playoffplätze traf. Nach dem Vollerfolg gegen Langnau und der im Penaltyschiessen erlittenen Niederlage in Uster büsste er gegen Chur zum zweiten Mal in einem sogenannten Sechspunktespiel zwei Zähler ein. Dies könnte ihm in der Endabrechnung noch sehr weh tun.

Die Mannschaft von Philipp Krebs bot rundum enttäuschende erste dreissig Minuten, raffte sich in der zweiten Hälfte immerhin zu einer, wie sich der Trainer ausdrückte, «guten Energieleistung» auf und glich zum 4:4 aus, um in der Verlängerung dann doch den Kürzeren zu ziehen. Der eine Punkt war genug, um sich über dem Strich zu halten, jedoch zu wenig, um sich etwas Luft verschaffen zu können. Vielmehr rückte Uster wieder bis auf einen Punkt an den HCR heran, womit ihm entspannte Festtage verwehrt sind.

Schwache Zweikämpfe, wenig Balltempo
Bereits das Hinspiel in Chur hatten die Winterthurer in der Verlängerung verloren. Für Krebs erzählen die beiden Partien freilich unterschiedliche Geschichten: «Damals spielten wir zwei Drittel lang richtig gut, unterlagen aber aus jugendlichem Übermut. Diesmal war unsere Leistung dreissig Minuten lang einfach nur schwach.» Dies galt vor allem für das Zweikampf- und das Defensivverhalten, was sich an den drei Gegentreffern ausgezeichnet ablesen liess: Beim 0:1 ging der Ball in der Ecke verloren und vor dem Tor fehlte die Absicherung, das 0:2 war ein unnötig eingehandelter Konter und vor dem 1:3 konnte Miro Lehtinen unbehelligt durch die Reihen marschieren.

Dass der HCR mehr Ballbesitz und in der zweiten Minute die erste aufgelegte Chance besessen hatte - Moritz Krebs hatte aus zwei Metern das sicher geglaubte 1:0 verpasst - und dass Chur neben seinen drei Treffern im Startdrittel nur noch eine reelle Chancen besessen hatte, mag nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Winterthurer lange Zeit bloss die schnörkellos agierende dritte Linie ziemlich gut ins Spiel fand. An den Bündner lag dies nur indirekt: «Wenn ein Gegner so defensiv eingestellt ist wie Chur oder zuvor Uster und uns vermeintlich mehr Platz lässt», erklärte Krebs, «lassen wir uns dazu verleiten, uns etwas mehr Zeit zu nehmen. Darum war das Balltempo zu gering. Es fällt uns leichter hineinzufinden, wenn der Gegner ein hohes Tempo anschlägt.»

Dass der HCR den Ball zu wenig schnell zirkulieren liess, war vor allem darum unangebracht, weil sich die Bündner in der Verteidigung ziemlich verwundbar präsentierten. Selbst bei geringem Spielfluss und auch obwohl sie physisch hart zur Sache gingen, gerieten sie immer wieder in Bedrängnis. Was bewirkt hätte, hätte der HCR das Tempo angezogen, offenbarte sich im Laufe des Schlussdrittels: Im zweiten Überzahlspiel passte Tobias Studer in die Tiefe auf Tuomas Iiskola, dieser leitete direkt weiter auf Nils Conrad und der zog direkt ab und markierte das 3:4.

Gute Willensleistung in der zweiten Hälfte
Nicht gut, aber immerhin besser wurde der HCR ab kurz vor der Spielhälfte. Er erhöhte den Druck und fand fast zwangsläufig den Weg zu einigen erstklassigen Möglichkeiten. Noah Püntener, Pascal Kern, Levin Conrad und Michel Wöcke fanden sich zwischen der 28. und 33. Minute ein gutes halbes Dutzend in bester Position wieder, liessen jedoch alle diese Chancen ungenutzt verstreichen. Auch wenn die Winterthurer bei zwei Kontern um ein Haar weiter in Rückstand geraten wären, war Jonas Lutz' Anschlusstreffer in der 37. Minute der verdiente Lohn für die Steigerung. Die Freude währte allerdings nicht lange, denn lediglich 27 Sekunden später war der Rückstand nach einem nächsten Konter wieder auf dem alten Stand.

Diesem 2:4 rannte der HCR im Schlussdrittel vorerst vergeblich hinterher. Chur wurde verschiedentlich eingeschnürt und zu unkontrollierten Befreiungsschlägen gezwungen, doch erst das besagte Powerplay in der 51. Minute brachte den erneuten Anschlusstreffer. Und als Lukas Grunder drei Minuten später ein Zuspiel Moritz Schaubs durch den Slot zum Ausgleich verwertete, war der Sieg wieder in greifbarer Nähe gerückt. Mit offenem Visier drängte der HCR auf das 5:4 und hatte dieses drei-, viermal auf dem Stock. Gleichzeitig musste er sich aber bei seinem Torhüter Ruven Gruber bedanken, hielt dieser doch ebenso vielen Kontern der Gäste stand. In der Verlängerung, bei einem weiteren schnellen Gegenstoss, musste aber auch er sich geschlagen geben.

Krebs' Fazit nach 62 Minuten fiel klar und deutlich aus: «Dass wir ein weiteres Mal zurückkamen, zeigt unsere mentale Stärke. Aber: Gegen Chur zweimal zu verlieren, ist schlicht ungenügend. Es war auch bereits das siebte Mal, dass wir dreissig Minuten des Spiels verschenkten.» Es betrübte ihn nicht zuletzt für die zahlreich erschienenen Zuschauer: «Es ist cool, vor einer solchen Kulisse zu spielen. Schade war, dass wir unserem Publikum nicht das bieten konnten, was wir uns vorgenommen hatten.»


 

HC Rychenberg Winterthur - Chur Unihockey 4:5 n. Vrl. (1:3, 1:1, 2:0. 0:1)
Axa-Arena, Winterthur. Schiedsrichter: Hohler/Koch. 1430 Zuschauer
Rychenberg: Gruber; Nils Conrad, Levin Conrad; Gutknecht, Nussbächer; Aeschimann, Schaub; Wöcke, Braillard, Studer; Püntener, Krebs, Iiskola; Lutz, Grunder, Keller; Kern.
Chur: Reich; Beeler, Stucki; Jung, Šešulka; Bischofberger, Weber; Cavelti, Mani, Stingelin; Lehtinen, Hyrkkönen, Blomberg; Decasper, Schlegel, Rieder.
Tore: 3. Stingelin (Cavelti) 0:1. 7. Blomberg (Hyrkkönen) 0:2. 17. (16:40) Wöcke (Pen.) 1:2. 18. (17:31) Blomberg (Lehtinen) 1:3. 37. (36:38) Lutz (Kern) 2:3. 38. (37:05) Cavelti (Mani) 2:4. 51. Nils Contrad (Iiskola; Ausschluss Hyrkkönen) 3:4. 54. Grunder (Schaub) 4:4. 62. Lehtinen (Hyrkkönen) 4:5.
Strafen: keine gegen Rychenberg, 2x2 Minuten gegen Chur (41. Mani, 49. Hyrkkönen).
Bemerkungen: Rychenberg ohne Dall'Oglio, Dóža, Schwerzmann (verletzt), Neubauer und Schüpbach (Ersatz), dafür mit Aeschimann, Merz, Ott (U21). Chur in Bestbesetzung. Rychenberg mit drei, ab der 47. Minute mit zwei Linien. Chur mit drei, ab der 48. Minute mit zwei Linien. 17. Tor Churs wegen Foulspiels aberkannt. 20. Pfostenschuss Grunder. 47. Time-out Rychenberg. Lutz und Blomberg als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.

 

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