10.
2004
Herren NLA: Adrian Bosshard ermöglicht Rychenberger Gala und Sieg
Es war zweifelsohne eine muntere, lebhafte Partie und damit ausgezeichnete Unterhaltung für die rund 400 Zuschauer, die Rychenberg und Köniz in der Eulachhalle 2 boten. Da beide Teams mit offenem Visier ans Werk gingen, sprich eine aktive, angriffslustige Spielweise verfolgten, waren hüben wie drüben sehenswerte Torchancen zu beklatschen und zähe Zweikämpfe an der Tagesordnung. Was fürs Publikum attraktiv ist, kann jedoch für die Betreuer Haarausfall nach sich ziehen.
Zuerst fast 40 Minuten Köniz gegen Adrian Bosshard
„Da kann ich nur den Kopf schütteln!“ Der dies nach Spielschluss verlauten
liess, war nicht etwa der unterlegene Könizer Cheftrainer Patrick Pons, sondern
sein Rychenberger Antipode Sascha Brendler. Das Statement mag nach dem hohen
Triumph gegen einen anderen valablen Playoffkandidaten unangemessen oder schon
fast arrogant klingen, ist es aber keineswegs. Denn das Resultat täuscht über
die Tatsache hinweg, dass sich Rychenberg nach einem guten Start und dem
sehenswerten wie verdienten 1:0 durch Rolf Kern über weite Strecken von den
Bernern hatte dominieren lassen müssen.
Die ersten zwei Drittel sei seine Mannschaft ausgesprochen bieder aufgetreten,
monierte Brendler zu Recht. Besonders auffällig war, wie schwer sich Rychenberg
auch dieses Mal mit der Auslösung der eigenen Angriffe tat. Oft ging es viel zu
lange, bis der Pass in die Spitze gesucht wird, wodurch die Verteidiger von den
vehement und gescheit attackierenden Gegnern immer wieder in arge Bedrängnis
gebracht werden konnten. Oft waren es jedoch auch die falsche Passwahl oder
Positionsfehler der Stürmer, die den Verteidigern das Leben schwer machten. Erst
als Brendler in der 31. Minute eine dritte Verteidigungsformation aufs Feld
beorderte und so feste Zuordnungen schuf, kam wieder Ordnung ins Team.
Bei alle dem darf der Gegner nicht aus dem Blickfeld geraten. Nachdem Gästecoach
Pons auf die Startschwierigkeiten reagiert und auf eine offensivere Ausrichtung
umgestellt hatte, agierte seine Mannschaft kompakt und diszipliniert,
spielfreudig und gefährlich. Während Rychenberg oder auch Chur mit dem System
mit zwei Aussenläufern und einem vorgestellten Stürmer noch ihre liebe Mühe
haben, schienen die Berner damit bereits auf «du» zu sein. Immer wieder konnten
sie die Winterthurer Bemühungen frühzeitig unterbinden und bedrohlich vor Adrian
Bosshards Tor aufzutauchen. Nur ein glänzend parierender Winterthurer Goalie,
dem einige ‚big saves’ gelangen, und fast klägliche Könizer Abschlussschwächen
verhinderten, dass die Berner nach vierzig Minuten mit zwei oder gar drei Toren
Vorsprung führten. Statt dessen stand es nach wie vor 1:0 für Rychenberg.
Danach 20 Minuten Rychenberger Gala
35 Minuten lang hielt Bosshard seine Mannschaft im Spiel. 35 Minuten lang
rannten die Könizer Kerns 0:1 erfolglos hinterher. Und als sie den mehr als
verdienten Ausgleich endlich doch bewerkstelligen konnten, war die Freude nur
von kurzer Dauer. „Möglicherweise sind wir nach dem Ausgleich, auf den wir so
lange hatten warten müssen, zu euphorisch geworden“, mutmasste Pons. Postwendend
stellte Philipp Vollenweider den alten Abstand wieder her.
Der erneute Rückstand traf die Berner auf dem falschen Fuss. Sie schienen
perplex und zu keiner erfolgsversprechenden Reaktion mehr fähig. Wie in den
ersten vierzig Minuten hatte dies wesentlich mit dem Gegner zu tun. Dieses Mal
einfach auf der anderen Seite. Nach der Reduktion auf zwei Linien agierte
Rychenberger geradliniger, einfacher und direkter. Und anders als die Berner
zuvor wussten die Gastgeber mit dem Übergewicht und den herausgespielten
Torchancen auch etwas anzufangen. Fünf weitere Treffer und zwei Stangenschüsse
waren es am Ende, wobei sich der zuvor äusserst diskrete tschechische
Internationale Radim Cepek mit vier aufeinanderfolgenden Toren, davon drei Mal
auf Zuspiel seines Sturmpartners Michael Zürcher, besonders hervor tat.
Bei aller Kritik fand Brendler auch Worte der Aufmunterung. Die Ansprüche seien
auf Grund des verstärkten Kaders selbstverständlich gestiegen. Die Umstellung
aufs neue System brauche aber Zeit und Geduld und seine Mannschaft mache stetig
kleine Fortschritte. Und, wäre hinzuzufügen, Köniz war auch nicht irgendein
Gegner, sondern ein Halbfinalist der letzten Saison.
Der Umzug von Oberseen in die Eulachhalle 2
Wegen einer internationalen Veranstaltung der Sportakrobaten hatte das
Spitzenspiel nicht in Oberseen stattfinden können und in die Eulachhalle 2
verlegt werden müssen. Was als temporäres Ausweichen begann, steht als
dauerhafte Lösung zur Diskussion. Seine Spieler seien von der Halle und ihrem
schnelleren Boden hellauf begeistert, gab Brendler zu Protokoll. Kommt hinzu,
dass sie gegenüber Oberseen auch anderweitige Vorteile bietet: Die Lage ist
zentraler, die Infrastruktur ist gut, das lästige Parkplatzproblem und die
Unstimmigkeiten mit den Anwohnern wären Geschichte, der Boden ist in
einwandfreiem Zustand und die Halle bietet bis zu 800 Zuschauern Platz.
Ein Umzug von Oberseen an die Wartstrasse schien aber aus finanziellen
Überlegungen von Anfang an ausgeschlossen. Wenn der Club Eintritt verlange und
damit kommerzielle Interessen verfolge, seien die Gebühren für den HC Rychenberg
unerschwinglich, hiess es aus Vereinskreisen. Jack Brunschwiler von der
Eulachhallen AG stellt eine Unvereinbarkeit in Abrede. Bezüglich der Eintritte
sei sicherlich etwas machbar. Die Firma verlange normalerweise eine Pauschale.
Und diese sind normalerweise Verhandlungssache. Vielleicht kann der HC
Rychenberg dem Wunsch seiner NLA-Mannschaft ja doch noch entsprechen...
HC Rychenberg Winterthur – Floorball Köniz 7:1 (1:0, 0:0, 6:1)
Eulachhalle 2, Winterthur - 400 Zuschauer
SR: Dönz / Kretz
Tore: 6. Min. Rolf Kern (Simon Eichmann; beim Ausschluss von Samuel Dunkel) 1:0. 41. Min. (40:43) Samuel Dunkel (Christofer Pergelius) 1:1. 43. Min. (42:25) Philipp Vollenweider (Rolf Kern) 2:1. 48. Min. Radim Cepek (Michael Zürcher) 3:1. 50. Min. Radim Cepek (Michael Zürcher) 4:1. 54. Min. Radim Cepek (Michael Zürcher) 5:1. 56. Min. Radim Cepek (Simon Eichmann; beim Ausschluss von Peter Bigler) 6:1. 58. Min. Philipp Vollenweider (Thomas Weber; beim Ausschluss von Rolf Kern und Fabian Köstinger) 7:1.
Strafen: HC Rychenberg 3x2', Floorball Köniz 5x2'
HC Rychenberg: Bosshard; Nordlund, Schärli; Eichmann, Taisch; Weber, Oeggerli; Zürcher, Cepek, Schmid; Grunder, Kern, Bösch; Leemann, Vollenweider, Steinholtz; Schuler
Floorball Köniz: Steck; Jonsson, Ott; Jungo, Köstinger; von Gunten, Hunziker; Pergelius, Bill, Holdener; Wanner, Gerber, Dunkel; Cantin, Balmer, Gehr; Bigler
Bemerkungen: HC Rychenberg ohne Graf (Ferien), Huber, Lienhard, Vanzella, Widler (alle Elite-Junioren), Peter, Wegmüller, Widler (nicht eingesetzt). NLA-Premiere für Manuel Oeggerli; 50. Min. TimeOut Floorball Köniz; Stangentreffer: 0:47 Rolf Kern, 1:27 Mattias Steinholtz, 52. Othmar Schärli, 53. Simon Eichmann
Best Players: Bosshard / Bill