09.
2004
Herren NLA: Auftaktsieg für Malans gegen Zäzi
Alligators Trainer Stefan Pettersson hatte schon ein mulmiges Gefühl vor dem Spiel und tigerte nervös in den Katakomben des Schierser Oberhofs herum. Sein Bauch täuschte sich nicht. Die hochkarätige Alligator-Auswahl startete hypernervös in die Partie und kassierte früh den ersten Gegentreffer. Altmeister Stefan Lüthi durfte sich über erstes Tor der neuen Saison freuen (4.). Zäziwil-Gauchern hielt mit den altbekannten Tugenden wie beinhartem Körperspiel und einem totalen kämpferischen Einsatz kräftig gegen das spielerisch überlegene Alligator dagegen. Malans enttäuschte in dieser Anfangsphase, der Wille war zwar da, aber die letzte Konsequenz, die letzte Entschlossenheit die fehlte. Möglicherweise war der Druck gewinnen zu müssen zu gross für einige Akteure. Für Erheiterung sorgte einzig der schwedische Verteidiger Mathias Larsson, welcher in Unterzahl praktisch jeden Gegenspieler einmal versetzte und so viel Zeit für seine Mannschaft gewann. Der Knopf löste sich erst, als in der 13. Minute der lange Finne Esa Jussila sich elegant durch die Mitte dribbelte und den Ball unhaltbar ins weite hohe Eck drosch. Die nominell 3. Linie – die einzige ohne ausländische Beteiligung – konnte den Malanser Aufschwung auch gleich ausnutzen. Christoph Ruof bezwang Zäzi-Keeper Philipp Gerber zum zweitenmal innere 40 Sekunden. Danach driftete das Spielniveau aber wieder bedenklich kellerwärts. Da beide Teams im Hinblick, dass morgen bereits das nächste Spiel anstand, auf ein aggressives Forechecking verzichteten, hatten die Verteidiger zwar viel Zeit einen Angriff auszulösen, fanden jedoch sehr wenig freien Raum vor sich. Vor allem Zäziwil-Gauchern zog sich sehr weit zurück und baute ab der Mittellinie ein eigentliches Réduit auf. Ihre offensiven Bemühungen reduzierten sich mehrheitlich auf schnell vorgetragene Konter, einen solchen schloss der Tscheche Tomas Trnavsky aber nur mit einem Pfostenschuss ab (17.)
Duplizität der Ereignisse
Man hätte meinen können, die Alligatoren hätten etwas gelernt aus dem 1. Drittel und begännen den zweiten Abschnitt konzentrierter, doch nach 50 Sekunden wurde der aufgerückte Markus Gerber am weiten Pfosten vergessen. Der 2:2 Ausgleich war die Strafe. Nach einem Halten Simon Stuckis (22.) durfte dann auch Malans erstmals die nummerischer Überzahl agieren. Ein Raunen ging durchs Publikum, mit einem finnischen Nativerteidiger (Jussila), einem aktuellen schwedischen Weltmeister (Larsson), einem 3-fachen ex-Weltmeister (Olofsson) und zwei ehemaligen Schweizer Natispielern (Bösch, Capatt) stellte sich ein Who is Who des Unihockeys aufs Feld. Trotz hochkarätigen Chancen – Martin Olofsson setzte eine erste Duftmarke- blieb es beim 2:2. Erst eine weitere Strafe gegen Rindlisbacher konnte zum Führungstreffer ausgenutzt werden, Flurin Bösch traf auf Zuspiel von Olofsson. Und wie im ersten Drittel bauten die Herrschäftler die Führung auch gleich aus, Olofsson bezwang Gerber mit einem „Buebetrickli“ zum 4:2. Nach einem übermotivierten Rempler von Rolf Lüthi durfte kurz danach wiederum die Powerplay-Formation ihre Künste vortragen, doch blieb diesmal Ertrag in Form von Toren aus. Alligator hatte sich mittlerweile gefangen, das Emmentaler Bollwerk liess aber keine weiteren Tore bis zur Pause zu.
Olofsson macht alles klar
Im letzten Abschnitt starteten die Einheimischen konzentrierter und mussten kein Gegentor hinnehmen, ja konnten sogar das 5:2 wiederum durch Olofsson in Überzahl bejubeln. Stefan Held sass nach Reklamieren auf der Strafbank. Der Treffer war aber Gift für die Alligatoren, plötzlich vergassen sie wieder das Kämpfen und versuchten mit Tricks und Zauberei die Tribüne zu unterhalten. Markus Aeschlimanns Penalty landete zwar – quasi als Warnschuss – noch an der Hallenwand, doch die Gäste kamen wieder besser ins Spiel. Lautstark trieb Gäste-Coach Johan Schönbeck seine Schützlinge nach vorne. Mit einem Doppelschlag erst durch den Schweden Kronholm (54.) und einem Sololauf von Markus Gerber kamen die Emmentaler bis auf 5:4 heran. Was dann folgte, darf als hohe Kunst des Unihockeys bezeichnet werden. Quasi nach Wiederanpfiff lancierte Larsson mit einem hohen Pass über das ganze Spielfeld seinen Landsmann Olofsson, welcher den Ball rückwärts zum Tor stehend, volley aus der Luft neben den Beinen des verdutzten Verteidigers und des Torhüters ins Tor setzte. Ein Kunstwerk, welches allein das Eintrittsgeld wert war und zugleich auch den Schlusspunkt bedeutete.
“Zuwenig Körperspiel“
Coach Pettersson war nach dem Spiel nur bedingt zufrieden. „Es war wichtig, dass wir die erste Partie gewinnen konnten, aber einige Dinge haben mir nicht gefallen.“ Das Körperspiel und auch die Kommunikation in der Defensive seien noch stark verbesserungsfähig: „Es reicht nicht nur schön zu spielen, wir müssen auch unseren Körper viel besser einsetzen und mehr kämpfen!“. Angesprochen auf den Auftritt von Martin Olofsson meinte der schwedische Cheftrainer: „Martin ist extrem torgefährlich, das hat man mehrmals gesehen, aber körperlich ist er noch nicht 100-% fit. Aber dies ist nur noch eine Frage der Zeit.“ Ein Kränzchen wand er aber seiner 3. Linie, welche über die ganzen 60 Minuten eingesetzt wurden. „Die fünf Jungs haben einen sehr guten Job gemacht! Sie zeigten viel Einsatz und haben ein wichtiges Tor erzielt!“.
UHC Alligator Malans – Unihockey Zäziwil-Gauchern 6:4 (2:1, 2:1, 2:2)
Oberhof Schiers. – 420 Zuschauer.
SR: Baumgartner, Kläsi.
Tore: 4. S. Lüthi (Aeschlimann) 0:1, 13. Jussila (Bösch) 1:1, 14. Ruof (Pfiffner) 1:2, 21. M. Gerber (Kronholm), 30. Bösch (Olofsson; Ausschluss Rindlisbacher) 3:2, 31. Olofsson (Capatt) 4:2, 44. Larsson (Olofsson; Ausschluss Held) 5:2, 54. Kronholm 5:3, 56. M. Gerber 5:4, 57. Olofsson (Larsson) 6:4.
Strafen: Alligator Malans 3-mal 2 Minuten, Zäziwil-Gauchern 6-mal 2 Minuten.
Alligator Malans: Tönz; Larsson, Riederer; Jecklin, Beyeler; Pfiffner, Hitz; Brunner, Capatt, Olofsson; Jussila, Sauter, Bösch; Eggenberger, Ruof, Mathis.
Zäziwil-Gauchern: Ph. Gerber; Rindlisbacher (ab 30. Chr. Gerber), M. Gerber; Held, Wyss; Karlberg, Trnavsky, Kronholm; S. Lüthi, Stucki, Aeschlimann; Aeschbacher, R. Lüthi, B. Lüthi.
Bemerkungen: Alligator Malans ohne Bebi, Schärli (beide verletzt), Stegmann (geschont); Zäziwil-Gauchern komplett. – Pfostenschüsse 17. Trnavsky, 33. Larsson. – 45. Aeschlimann verschiesst Penalty, 59. Larsson verschiesst Penalty. – Beste Spieler: Martin Olofsson (Alligator Malans), Simon Stucki (Zäziwil-Gauchern).