01.
2004
Herren NLA: Der Rychenberg-Bann ist gebrochen!
Die Reaktion Wiler-Ersigens auf den peniblen Auftritt in Köniz fiel heftig aus und traf Leader Rychenberg, das letztmals vor drei Jahren in der "regular season" gegen Wiler verloren hatte, bis ins March. Die Berner waren im Spitzenspiel nicht mehr wieder zu erkennen und zeigten während 30 Minuten beinahe ein perfektes Spiel, obschon einiges gegen die Berger-Tuppe lief. Schon vor Spielbeginn musste der verletzungsbedingte Ausfall des neuen finnischen Verteidigers Ahlqvist verkraftet werden. Kaum hatte das Spiel begonnen, galt es eine Unterzahlsituation zu überstehen. Und dann schied auch noch Verteidiger Michael Flury in der 8. Minute aus (groggy nach einem Kniestich in den Rücken). Dennoch führte Wiler nach dieser heiklen Startphase mit 2:0! Beide Male zeichnete sich der schwedische Söldner Andreas Hedlund verantwortlich, der an diesem Abend überragende Spieler auf dem Feld. Er schoss nicht nur drei Tore, sondern zeigte auch seine Qualitäten im Zweikampf und Boxplay, das Wiler an diesem Abend extrem gut spielte. Ein Bestandteil dieses Unterzahlspiels war auch der langjährige Captain Christian Moesch. Die Verletzung Ahlqvists verhalfen ihm nach einem sechsmonatigen Auslandaufenthalt nach nur zwei Wochen Training mit dem Team zu einem raschen Comeback, das überzeugend ausfiel.
Rychenberg ging unter
Augenscheinlich in dieser Startphase die gegen Köniz so gänzlich fehlende
Entschlossenheit, aber auch die Aggressivität Wilers. Rychenberg war durch das
rasche 0:2 sichtlich geschockt, fing sich aber ab der 10. Minute auf und gab
danach bis Drittelsende den Ton in einem ungemein tempostarken und intensiven
Spiel an und zeigte, weshalb es mit Wiler an der Spitze steht. Folgerichtig
gelang den Gästen nach einer Freistossvariante durch Cepek das
1:2-Anschlusstor. Die Reaktion Wilers folgte mit einem Schuss Christoph
Hofbauers an die Lattenunterkante. Beklagte der jüngere der Hofbauer-Brüder in
dieser Szene noch Pech, so wurde er zum Spieler des Mitteldrittel. Nach nur 27
Sekunden schloss er eine herrliche Kombination über Bruder Matthias und Keller
zum 3:1 ab, und bei seinem nächsten Einsatz traf er nach einem Sololauf zum
4:1. Als dann das ungemein spielfreudige Duo Gerber-Hedlund gleich noch das 5:1
nachlieferte (24.), war zwar der Widerstand Rychenbergs nicht gebrochen, aber
die Weichen für die Gastgeber klar auf Sieg gestellt. Wiler gelang beinahe
alles, das Angriffsspiel der Winterthurer verschwand indessen völlig von der
Bildfläche. Die Kanterniederlage des Leaders wurde mit zwei Treffern kurz nach
Spielmitte zum 6:1 und 7:1 eingeläutet, an denen Youngster Adrian Zimmermann
(19) als Vorbereiter und Vollstrecker beteiligt war.
Überforderte Refs
Da sich die beiden Teams auch in der Folge nichts schenkten, blieb die Partie
für die Zuschauer höchst unterhaltsam und beinhaltete auch alle Scharmützel
welche zu Spielen mit Playoff-Charakter gehören. Versteckte Fouls, „Trashtalk“
zwischen den Spielern, zeitweise gar unter den Trainern, dies alles gewürzt mit
einer explosiven Stimmung in der vollbesetzten Halle. Nicht auszudenken, wenn
die Partie enger verlaufen wäre. Denn das Schiedsrichterduo konnte mit dem
Niveau nicht mithalten, war von der Intensität und der Atmosphäre in der Halle
völlig überfordert. Während in allen anderen Sportarten für Spitzenspiele
auch Spitzenschiedsrichter aufgeboten werden (so diskutiert man im Fussball
derzeit sogar den Beizug von internationalen Toprefs für Spitzenspiele), sind
die Zuteilungskriterien im Unihockeyverband nur schwer nachvollziehbar, wurde
beispielsweise ein routiniertes Paar wie Baumgartner/Kläsi gleichentags in der
NLB eingesetzt! Das ein unerfahrenes Paar dabei nicht einmal betreut wird, passt
bestens in Bild. Oder war gar Rychenbergs Cheftrainer Sascha Brendler als
Betreuer eingesetzt? Mit ihm diskutierte jedenfalls einmal einer der beiden Refs
im Schlussdrittel 20 Sekunden lang während das Spiel am Laufen war!
A propos Schlussdrittel. Dieses endete mit einem
0:0, was indessen nicht mit einem langweiligen Spiel gleichzusetzen ist.
Rychenberg betrieb mit drei Linien ein intensives Forechecking und machte
nochmals Druck. Wiler suchte die Chance in raschen Kontern. Beiden Taktiken war
kein Erfolg beschieden, nicht zuletzt da auch beide Goalies stark hielten. Auch
dieses Drittel ging aber psychologisch an die Einheimischen. Zuletzt hatte
nämlich die defensive Disziplin nicht immer gestimmt. Jetzt zeigte die
produktivste Torfabrik des Landes, dass sie sich auch nicht zu schade ist,
defensive Dreckarbeit zu verrichten und auch Blockarbeit eine Kunst ist, welche
Wertschätzung verdient. Mit zwei Gegentoren blieb Wiler denn auch klar unter
dem bisherigen Wert, zudem wurde die Abwehr nie ausgespielt, sondern entstanden
die Gegentore nach einem Freistoss und in Unterzahl.
Nun der Cuphalbfinal gegen Köniz
Der Lohn für die starke Vorstellung kann Wiler-Ersigen in der Tabelle ablesen.
Dort findet sich die Berger-Truppe wieder zuoberst. Zudem beträgt die Differenz
zu Rang vier acht Punkte, womit zwei Runden vor Ende der Qualifikation auch das
zusätzliche (dritte) Heimspiel in der Finalrunde gesichert werden konnte. Zeit
zum Zurücklehnen bleibt indes nicht. Bereits kommenden Donnerstag (20 Uhr in
Zuchwil) folgt im Cup-Halbfinal gegen Köniz ein Spiel unter dem Motto „alles
oder nichts“.
Wiler-Ersigen - Rychenberg Winterthur 7:2 (2:1, 5:1, 0:0)
Sportzentrum Zuchwil: 720 Zuschauer. SR: Gelb/Gfeller.
Tore: 5. Hedlund (Reinmann) 1:0, 6. Hedlund (Gerber) 2:0, 14. Cepek (Zürcher) 1:2, 21. Chr. Hofbauer (M. Hofbauer) 3:1, 22. Chr. Hofbauer 4:1, 24. Hedlund (Gerber) 5:1, 33. Brechbühl (A. Zimmermann) 6:1, 34. A. Zimmermann (Bichsel, Ausschluss Weber) 7:1, 37. Vollenweider (Zürcher, Ausschluss Schneeberger) 7:2.
Strafen: Wiler-Ersigen 4x2', Rychenberg 1x2'
Wiler-Ersigen: Ryffel; Flury (8. Schärli), Bichsel; Chr. Hofbauer, M. Hofbauer, Keller; Moesch, Schneeberger, Hedlund, Gerber, Reinmann; Chr. Zingg, Schärli (8. Koch); Brechbühl, A. Zimmermann, Rüegseggerl
Bemerkungen: Hedlund und Eichmann als beste Spieler ausgezeichnet. Wiler ohne Mühlethaler und Ahlqvist (beide verletzt), D. Zimmermann (krank), Zurflüh, Kellenberger und Luginbühl (Ersatz). 8. Flury nach Kniestoss in Rücken ausgeschieden. Comeback von Christian Moesch