02.
2005
Herren NLA: Mit Ex-Hopper Steinholtz kam die Wende
6:2 lagen die Grasshoppers zwölf Minuten vor dem Ende voraus und wohl kaum jemand in der Saalsporthalle hätte zu diesem Zeitpunkt auch nur einen Sou auf einen Erfolg der Gäste gesetzt. Für Rychenberg schien nichts aus dem dringend benötigten Sieg zu werden, der die Hoffnung auf eine Teilnahme an den Halbfinals am Leben erhalten hätte.
6:2 hatte es gleichenorts vor ein paar Wochen nach sechzig Minuten geheissen. Damit hat es sich aber schon an Gemeinsamkeiten. Hatten die Hoppers damals resolut begonnen und eine Vielzahl an Chancen herausgespielt, ging die Post dieses Mal in die andere Richtung ab. Hatte das Rychenberger Angriffsspiel diese Saison oft verkrampft und auf dem Zufall beruhend gewirkt, bekamen das Publikum dieses Mal einige reizvolle Kombinationen zu sehen. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass es die Hoppers bei ihrer Deckungsarbeit nicht besonders genau nahmen und dem Gegner Raum für schnell vorgetragene Angriffe liessen.
Mark Wolf im GC-Tor konnte sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen und bewies dabei seine Klasse. Zuweilen mangelte es den Winterthurern im Abschluss auch an der nötigen Präzision. Diese Verquickung hatte zur Folge, dass es über ein halbes Dutzend bester Möglichkeiten und acht Minuten dauerte, ehe Reto Leemann mit einem Abstauber der verdienten Führungstreffer gelang. Die Freude währte nicht lange. Kurze Zeit später glückte GC in Überzahl das 1:1.
Dieser Ausgleich führte zum Bruch im Spiel der Winterthurer. Raum und Gelegenheit für Angriffe wären weiterhin vorhanden gewesen, doch verloren die Angriffe an Präzision, weil sie sich bei der Annahme und dem Weiterleiten des Balls immer wieder verhaspelten. Nicht zum ersten Mal zeigte sich, dass sich die Equipe in dieser Saison nie das nötige Selbstvertrauen hatte erarbeiten können und ein fragiles Gebilde darstellt. Die Konsequenz daraus: Der Gastgeber zog auf 6:2 davon, ohne zu überzeugen, aber mit einer Portion Kaltblütigkeit im Abschluss. Dass Adrian Bosshard - wie gegen Kloten und wieder in der 26. Minute - einen Penalty parierte und Rolf Kern ein herrliches Tor erzielte, waren nur Randnotizen. Rychenberg kämpfte beherzt, aber ebenso unglücklich. Mattias Steinholtz, der lange auf der Bank schmorte, sah’s genauso: „Alles lief gegen uns!“ Will heissen: Einerseits profitierte meist GC, wenn König Zufall regierte, und andererseits strapazierten die Referees mit wenig Fingerspitzengefühl wie bei der Strafe gegen Marcel Taisch und ein paar diskussionswürdigen Entscheiden wie beim wohl irregulären sechsten GC-Treffer die angespannten Nerven der Winterthurer zusätzlich.
Ein Funken Hoffnung tauchte auf, als Michael Zürcher in einzigartiger Manier in Unterzahl verkürzte. Der Kick zum Endspurt kam aber in der 53. Minute von Steinholtz. Sein Zuspiel würgte Radim Cepek über die Linie. Und von da an glaubte die Mannschaft wieder an einen Punktegewinn. 67 Sekunden später sorgte dasselbe Duo für den Anschlusstreffer und nochmals elf Sekunden später in umgekehrter Aufgabenteilung für den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. Mit etwas Glück wäre noch eine Zugabe möglich gewesen. Diese folgte nach 15 Sekunden der Verlängerung, als Leemann einen Pass von Steinholtz unter Wolf durchstocherte.
Mit vier Skorerpunkten in seinem zwölfminütigen Teileinsatz war der routinierte
Schwede der Matchwinner. Die Lorbeeren gab er weiter: „Unihockey ist ein
Mannschaftssport. Dass ich die entscheidenden Tore vorbereitete oder erzielte,
war auch Glück.“ Zum Teil lag es auch an seiner Erkenntnis: „Wir neigen dazu,
auch kombinieren zu wollen, wenn es nicht so läuft. Dann muss man aber einfach
mal schiessen.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickte Kern auf die zwei
gewonnenen Punkte: „Wichtig war, dass wir endlich mal ein Spiel kehren konnten.
Ich glaubte jederzeit an die Wende. Wir hätten den Sieg aber schon in sechzig
Minuten bewerkstelligen können.“ Verteidiger Othmar Schärli präzisierte: „Ohne
die vielen Strafen hätten wir in der regulären Spielzeit gewonnen.“ Trainer
Sascha Brendler war mit den zwei Punkten nicht zufrieden: „Gegen ein GC in
dieser Verfassung hätten wir problemlos gewinnen müssen.“ Dem ist so, denn die
Hoppers hinterliessen einen fahrlässigen Eindruck. Sie scheinen sich bereits in
den PlayOff zu sehen...
Die zwei Punkte lassen Rychenberg bis auf einen Punkt an die PlayOffplätze heranrücken. Die verbleibenden vier Spiele der Finalrunde sind gleichsam Cuppartien. Vier Topleistungen sind gefragt und am kommenden Wochenende gegen Zäziwil und beim direkten Konkurrenten Chur möglichst sechs Punkte.
Grasshopper-Club Zürich - HC Rychenberg Winterthur 6:7 n.V. (3:1, 1:1, 2:4, 0:1)
Saalsporthalle, Zürich - 340 Zuschauer
SR: Dönz / Kretz
Tore: 8. Leemann (Cepek, Taisch) 0:1, 11.Riedel (Jihde, Ausschluss Leemann) 1:1, 16. Battaglia (Jihde, Ausschluss Zürcher) 2:1, 17. Tschopp (Walser) 3:1, 32. Jihde (Schnelli) 4:1, 33. Kern (Zürcher, Ausschluss Riedel) 4:2, 46. Cernela (Maffioletti) 5:2, 48. Walser (Battaglia, Ausschluss Kern) 6:2, 49. Zürcher (Ausschluss Weber) 6:3, 53. (52:20) Cepek (Steinholtz) 6:4, 54. (53:27) Cepek (Steinholtz) 6:5, 54. (53:38) Steinholtz (Cepek) 6:6, 61. (60:15) Leemann (Steinholtz) 6:7
Strafen: GC 1x2', Rychenberg 5x2' + 1x10' (Weber)
GC: Wolf; U. Helbling, Ogg; Battaglia, Osman; A. Helbling; Bachmann, Jihde, Schnelli; Cernela, Walser, Tschopp; Maffioletti, Riedel, Schneeberger
Rychenberg: Bosshard; Weber, Ch. Widler, Taisch, Nordlund, Schärli; Leemann, Cepek, Schuler, Steinholtz, Zürcher, Vollenweider, Kern
Bemerkungen: Rychenberg ohne Bösch, Eichmann, Grunder, L. Widler (verletzt), Peter (1. Liga), Oeggerli (Elite-Junioren), Graf, Lienhard Kunz (nicht eingesetzt); 12. Pfostenschuss Bachmann, 18, Pfostenschuss Schärli, 26. Bosshard pariert Penalty von Maffioletti, 45. Michael Zürcher wegen hohen Stocks aberkannt, 50. Time-out GC, 59. Time-out Rychenberg
Best Player: U. Helbling / Cepek