01.
2004
Herren NLA: Rychenberg besiegt Angstgegner Torpedo Chur 5:4
Es geht also doch! Zum ersten Mal seit über drei Jahren
vermochte der HC Rychenberg Winterthur in einem Heimspiel gegen seinen
Angstgegner Torpedo Chur Punkte zu ergattern. Dem tschechischen Internationalen
Radim Cepek war es vorbehalten, mit einem unhaltbaren Hocheckschuss 112 Sekunden
vor dem Abpfiff deren drei daraus zu machen. Die Erleichterung über das Ende der
Negativserie war bei Rychenbergs Spielern und Betreuern gross.
Von einem
grossen Spiel konnte deswegen noch lange nicht gesprochen werden. Das Gebotene
bewegte sich über weite Strecken am unteren Ende dessen, was in der NLA
gewöhnlich geboten wird. Technische Fehler und, daraus resultierend, ungenaue
Zuspiele oder missratene Abschlussversuche gehörten hüben wie drüben zum
vorgesetzten Menü. Mal abgesehen von der Spannung, welche im Schlussdrittel aus
dem Nichts aufkam, und einigen wenigen Schmankerl wie etwa Michael Zürchers
mustergültige Vorbereitung von Andreas Fischs 4:1 war der Unterhaltungswert für
die 300 Zuschauer gering. Exemplarisch für den zwiespältigen Eindruck war die
Leistung von Andreas Böhm. Bei drei der vier Gegentore sah Rychenbergs Goalie
zumindest unglücklich aus, handkehrum stoppte er ein paar Mal allein auf ihn
zustürmende Churer mit gewohnt stoischer Ruhe, als seine Mannschaft im
Schlussdrittel auf der Suche nach der Ordnung war.
Vielleicht hatte einfach
nicht mehr erwartet werden dürfen. Auf der einen Seite sah man ein Bündner Team,
das nur mit Auswürfen auf die schnellen Spitzen gefährlich werden konnte,
ansonsten aber reichlich hilflos und auf den Zufall hoffend wirkte und nicht
zufällig in Abstiegsgefahr ist. Bestes Zeugnis davon war trotz zwei Treffern das
ausgesprochen langsame und ungenaue Überzahlspiel. Auf der anderen Seite eine
Winterthurer Equipe, welche das Spiel zwar über weite Strecken kontrollierte,
aber nicht verhehlen konnte, dass sie auch dieses Mal mit der radikal defensiven
Taktik und den von Torhüter Aldo Peng ausgelösten rasanten Kontern des Gegners
ihre liebe Mühe hat.
Rychenbergs Trainer Sascha Brendler war einfach nur froh
über die drei Punkte: „Ich will nichts beschönigen. Mit Ausnahme von Cepek, der
eine ordentliche Leistung bot und letztlich den Unterschied ausmachte, haben wir
wirklich nicht gut gespielt. Ich hatte aber nicht mehr erwartet. Es war halt ein
typisches Spiel gegen den Angstgegner. Erschwerend kam hinzu, dass wir in den
letzten zwei Wochen wegen der Festtage nur zwei Hallentrainings zur Verfügung
hatten, Torpedo übrigens gar nur eines, was der Ballsicherheit abträglich
war.“
Bei allen Vorbehalten, Rychenbergs Sieg war verdient. Auf den frühen,
in Unterzahl eingehandelten Rückstand reagierten der Favorit gelassen und als
Brendler ab der elften Minute eine dritte Sturmreihe aufs Feld beorderte, bekam
er das Spiel zusehends besser in den Griff und liessen auch die Torchancen nicht
länger auf sich warten. Auch wenn immer wieder kurze Phasen folgten, welche den
Namen ‚Ping Pong-Spiel’ verdienten, schien es das Natürlichste der Welt, dass
Rychenberg bis zur 35. Minute durch Cepek, Thomas Weber, Marco Bösch und Andreas
Fisch fast mühelos auf 4:1 davonzog. Nationalspieler Zürcher war gleich drei Mal
der entscheidende Passgeber. Peng, der klar beste Churer, verhinderte in dieser
Phase weiteres Ungemach für seine Mannschaft.
Der Dreitorevorsprung sollte
nicht die Entscheidung sein. Mit drei Toren binnen 274 Sekunden, zwei davon aus
‚unmöglichem’ Winkel, glichen die Bündner das Skore wieder aus. Dieser Umstand
setzte den Rychenbergern augenfällig zu. Vorübergehend zeigten sie
Auflösungserscheinungen und hätte nicht der ansonsten wenig beschäftigte Böhm
ein paar heikle Szenen bereinigt, wäre es ins Auge gegangen. Assistentstrainer
Daniel Jäger kennt die Situation aus eigener Erfahrung: „Ich glaube nicht, dass
das Thema Angstgegner allzeit präsent war. Als wir aber drei dumme Gegentore
kassierten, kam das ungute Gefühl schon hoch. Schon damals, als ich noch selber
spielte, hatten wir gegen Torpedo die selben Probleme. Auch solche Spiele muss
man erst gewinnen und was letztlich zählt, sind nur die drei Punkte.“
Mitte
des Schlussdrittels fand Rychenberg - nicht zuletzt dank zwei Einwechslungen -
wieder Ruhe und Ordnung und suchte vehement den Siegtreffer. Peng wusste auf
alles eine Antwort, bis eben kurz vor Schluss Cepek auf den Plan trat und zum
5:4 einschoss. Um eine allfällige Antwort brachten sich die Bündner gleich
selber, indem sie sich eine Bankstrafe einhandelten.
HC Rychenberg Winterthur – Torpedo Chur 5:4 (2:1, 2:1, 1:2)
Sporthalle Oberseen, Winterthur - 300 Zuschauer
SR: Erhard / Renz
Tore: 9. Min. Martin Sauter (Daniel Telli; bei Ausschluss Simon Eichmann) 0:1. 16. Min. Radim Cepek (Simon Eichmann) 1:1. 19. Min. Thomas Weber (Michael Zürcher; bei Ausschluss Simon Capaul) 2:1. 33. Min. Marco Bösch (Michael Zürcher, Simon Eichmann) 3:1. 35. Min. Andreas Fisch (Michael Zürcher) 4:1. 40. Min. (39:54) Daniel Telli (Martin Sauter; bei Ausschluss Sebastian Brühwiler) 4:2.44. Min. (43:45) Daniel Telli (Fernando Jenni) 4:3. 45. Min. (44:28) Luca Maffioletti (Dominik Heller) 4:4. 59. Min. Radim Cepek (Andreas Fisch) 5:4
Strafen: HC Rychenberg Winterthur 3x2 Min. (8. Min. Simon Eichmann, 26. Min. Radim Cepek, 40. Min. Sebastian Brühwiler); Torpedo Chur 3x2 Min. (Simon Capaul, 46./60. Min. Marcel Taisch)
HC Rychenberg Winterthur: Andreas Böhm; Conradin Luzi (ab 54. Min. Lukas Widler), Thomas Weber; Simon Eichmann, Sebastian Brühwiler; Jonas Grunder, Radim Cepek, Andreas Fisch; Michael Zürcher, Philipp Vollenweider, Marco Bösch; Joël Bale (ab 53. Min. Marcel Peter), Reto Leemann, Mark Schuler
Torpedo Chur: Aldo Peng; Daniel Jud, Marcel Taisch; Andri Rauch, Lulzim Kamaj; Luca Maffioletti, Dominik Heller, Martin Sauter; Roman Bachmann, Daniel Telli, Simon Capaul (ab 41. Min. Fernando Jenni)
Bemerkungen: Beim HC Rychenberg Winterthur fehlten Pascal Huber, Gabriel Vanzella (beide Ferien), Sven Kälin, Daniel Villiger (beide verletzt) und Thomas Rufer (krank). Nicht eingesetzt wurden Adrian Bosshard und Reto Diener. 35. Min. Timeout Torpedo Chur. 48. Min. Treffer von Michael Zürcher (HC Rychenberg Winterthur) wegen hohen Stocks aberkannt. 60. Min. (59:17) Timeout HC Rychenberg Winterthur
Best Players: Cepek / Sauter