14.
02.
2004
NLA Männer | Autor: HC Rychenberg Winterthur

Herren NLA: Rychenberg besiegt GC dank Adrian Bosshard und Powerplay

In einem unterhaltsamen, technisch und taktisch aber mässigen Derby besiegt der HC Rychenberg Winterthur zum Start der Finalrunde den Grasshopper-Club Zürich mit 8:4.

Dass Rychenbergs Cheftrainer Sascha Brendler trotz gewonnener drei Punkte stinksauer war und Interviewpartner an seinen Assistenten verwies, bräuchte eigentlich nicht weiter kommentiert zu werden. Zu sehr hatte ihn die Vorstellung seiner Mannschaft gegen die Grasshoppers auf die Stimmung geschlagen. Gekämpft hätten sie zwar während den ganzen sechzig Minuten, gab der besonnene Assistenztrainer Daniel Jäger an Chefesstatt zu Protokoll. Sie seien jedoch unkonzentriert und ungeduldig gewesen und hätten viel zu viele Ballverluste verschuldet, vorne wie hinten.
Dass sich die Verteidiger vom Forechecking der Stadtzürcher zu Fehlzuspielen verleiten liessen und die Stürmer ausnahmslos den schnellen finalen Pass suchten statt diesen nur bei echten Erfolgsaussichten anzusetzen und ansonsten den Ball geduldig zu verwalten, war offensichtlich. Die ungewohnten Mängel hatten zur Folge, dass sich die Winterthurer über weite Strecken ein Spiel gefallen lassen mussten, das ihnen eigentlich nicht zusagt. Zappelig und hektisch blieb die Partie über die ganzen sechzig Minuten. Hin und her, auf und ab ging es in einem fort. Konter folgte auf Konter, Chance auf Chance. Für jeden Trainer ein Graus, für die 340 Zuschauer in der Sporthalle Oberseen ausgesprochen unterhaltsam.
Die Hoppers, welche wegen ihrer hinlänglich bekannten defensiven Mängel eh nicht auf ein kontrolliertes Spiel aus sind, profitierten von dieser Konstellation. Aggressiv in den Zweikämpfen und entschlossen den Abschluss suchend erspielten sie sich ein Plus an erstklassigen Torchancen und schossen aus allen Lagen. Nur, die zweitbeste Offensive der Liga vergab zu viele davon. Selbst der ansonsten vor dem Tor so kaltblütige Niklas Jihde, der die Skorerliste mit grossem Abstand anführt, bildete darin keine Ausnahme. Dario Pasquariello, der Vizepräsident der Grasshoppers, glaubte die Ursache zu kennen: „Der duselt ständig.“ Gemeint war Adrian Bosshard. Rychenbergs Goalie spielte tatsächlich eine entscheidende Rolle. Allein im Startdrittel stoppte er den solo auf ihn zustürmenden Schweden drei Mal. Mit Glück hatte dies jedoch wenig zu tun, sondern damit, dass sich Bosshard seit Wochen in bestechender Form zeigte.
Bosshards Paraden brachten es mit sich, dass seine Mannschaft bis zur 35. Minute 3:0 in Führung gehen konnte. Zuerst traf die unorthodoxe, wuselige Flügelzange Marco Bösch/Michael Zürcher, welche am Ende neun Skorerpunkte auf ihrem Konto haben sollte, zwei Mal und danach Thomas Weber im Powerplay. Die Gäste gaben sich aber nicht auf. Unfreiwillige Hilfe erhielten sie dabei von Rychenbergs Coaches. Zur Entlastung schickten diese vorübergehend eine dritte Sturmreihe, welche aber etwas ungestüm agierte und prompt im ersten Einsatz das 1:3 hinnehmen musste.
In der Folge erhöhte Rychenberg immer wieder auf drei Tore Differenz, worauf die Grasshoppers jeweils postwendend reduzierte. Näher heran kam die Mannschaft von Peter Düggeli aber nie, auch wenn Assistenzcoach Daniel Jäger bekannte: „GC hatte in jedem Drittel ein Chancenplus. Das Spiel hätte also jederzeit kippen können.“ Dass dies nicht passierte, lag nicht zuletzt daran, dass sich die Stadtzürcher immer dann, wenn sie näher zu kommen hofften, eine Bankstrafe einhandelten. Drei der fünf Gelegenheiten nutzte Rychenberg zum Torerfolg. Jene zum 6:3 und 7:3 durch Weber und Radim Cepek entschieden das Match in den letzten zehn Minuten endgültig.
Der Sieg mag etwas glücklich sein, bald wird aber niemand mehr fragen, wie er zu Stande gekommen ist. Dann zählt nur noch das Resultat. Und dieses hat zur Konsequenz, dass Rychenberg jetzt wohl definitiv die Halbfinal-Playoffs erreicht hat und dass die Hoppers trotzdem weiterhin intakte Chancen auf eine Teilnahme haben.


HC Rychenberg Winterthur – Grasshopper-Club Zürich 8:4 (1:0, 3:2, 4:2)
Oberseen, Winterthur - 340 Zuschauer
SR: Baumgartner / Kläsi
Tore: 17. Min. Marco Bösch (Michael Zürcher) 1:0, 32. Min. Marco Bösch (Michael Zürcher, Radim Cepek) 2:0, 35. Min. (34:14) Thomas Weber (Simon Eichmann, Radim Cepek; Ausschluss Rinaldo Walser) 3:0, 36. Min. (35:05) Niklas Jihde (Philipp Leimbacher) 3:1, 36. Min. (35:28) Michael Zürcher (Marco Bösch) 4:1, 40. Min. Christoph Riedel (Philipp Leimbacher) 4:2, 45. Min. (44:41) Michael Zürcher (Marco Bösch, Radim Cepek) 5:2, 46. Min. (45:37) Christoph Riedel (Mattias Steinholtz) 5:3, 53. Min. Thomas Weber (Ausschluss Andreas Helbling) 6:3, 55. Min. (54:37) Radim Cepek (Michael Zürcher; Ausschluss Michael Walthard) 7:3, 55. Min. (54:51) Reto Leemann (Andreas Fisch) 8:3, 58. Min. Niklas Jihde (Christoph Riedel) 8:4
Strafen: HC Rychenberg Winterthur 1x2' (10. Min. Thomas Weber), Grasshopper-Club Zürich 5x2' (28./53. Min. Andreas Helbling, 34. Min. Rinaldo Walser, 41. Min. Christoph Riedel, 55. Min. Michael Walthard).
HC Rychenberg Winterthur: Adrian Bosshard; Thomas Weber, Lukas Widler; Simon Eichmann, Sebastian Brühwiler; Conradin Luzi; Michael Zürcher, Radim Cepek, Marco Bösch; Reto Leemann, Philipp Vollenweider, Andreas Fisch; Joël Bale, Jonas Grunder, Mark Schuler
Grasshopper-Club Zürich: Daniel Müdespacher; Philipp Leimbacher, Mattias Steinholtz; Andreas Helbling, Michael Walthard; Michel Schaffroth; Christoph Riedel, Rinaldo Walser, Niklas Jihde; Mario Scherrer, Oliver Böllenrücher, Thomas Muggli; Markus Schmid, Beat Schäli
Bemerkungen: HC Rychenberg ohne Kälin und Villiger (beide verletzt), Böhm, Diener, Huber, Peter, Vanzella (nicht eingesetzt). 50. Min. Tor von Grasshopper-Club wegen vorgängigen Foulspiels aberkannt. 53. Min. Bösch scheitert mit einem Penalty. 55. Min. Tor von HC Rychenberg aberkannt, weil die Schiedsrichter zuvor ein Foul geahndet hatten. 57:36 Timeout Grasshopper-Club. Ab 57:36 Grasshopper-Club Zürich meist mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Goalies.
Stangentreffer: 9. Min. Radim Cepek (HC Rychenberg Winterthur), 11. Min. Mattias Steinholtz (Grasshopper-Club Zürich), 32. Min. Michael Zürcher (HC Rychenberg Winterthur), 46. Min. Reto Leemann (HC Rychenberg Winterthur), 60. Min. Mattias Steinholtz (Grasshopper-Club Zürich).
Best Players: Bösch Jihde
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