02.
2004
Herren NLA: Rychenberg besiegt GC dank Adrian Bosshard und Powerplay
Dass Rychenbergs Cheftrainer Sascha Brendler trotz
gewonnener drei Punkte stinksauer war und Interviewpartner an seinen Assistenten
verwies, bräuchte eigentlich nicht weiter kommentiert zu werden. Zu sehr hatte
ihn die Vorstellung seiner Mannschaft gegen die Grasshoppers auf die Stimmung
geschlagen. Gekämpft hätten sie zwar während den ganzen sechzig Minuten, gab der
besonnene Assistenztrainer Daniel Jäger an Chefesstatt zu Protokoll. Sie seien
jedoch unkonzentriert und ungeduldig gewesen und hätten viel zu viele
Ballverluste verschuldet, vorne wie hinten.
Dass sich die Verteidiger vom
Forechecking der Stadtzürcher zu Fehlzuspielen verleiten liessen und die Stürmer
ausnahmslos den schnellen finalen Pass suchten statt diesen nur bei echten
Erfolgsaussichten anzusetzen und ansonsten den Ball geduldig zu verwalten, war
offensichtlich. Die ungewohnten Mängel hatten zur Folge, dass sich die
Winterthurer über weite Strecken ein Spiel gefallen lassen mussten, das ihnen
eigentlich nicht zusagt. Zappelig und hektisch blieb die Partie über die ganzen
sechzig Minuten. Hin und her, auf und ab ging es in einem fort. Konter folgte
auf Konter, Chance auf Chance. Für jeden Trainer ein Graus, für die 340
Zuschauer in der Sporthalle Oberseen ausgesprochen unterhaltsam.
Die Hoppers,
welche wegen ihrer hinlänglich bekannten defensiven Mängel eh nicht auf ein
kontrolliertes Spiel aus sind, profitierten von dieser Konstellation. Aggressiv
in den Zweikämpfen und entschlossen den Abschluss suchend erspielten sie sich
ein Plus an erstklassigen Torchancen und schossen aus allen Lagen. Nur, die
zweitbeste Offensive der Liga vergab zu viele davon. Selbst der ansonsten vor
dem Tor so kaltblütige Niklas Jihde, der die Skorerliste mit grossem Abstand
anführt, bildete darin keine Ausnahme. Dario Pasquariello, der Vizepräsident der
Grasshoppers, glaubte die Ursache zu kennen: „Der duselt ständig.“ Gemeint war
Adrian Bosshard. Rychenbergs Goalie spielte tatsächlich eine entscheidende
Rolle. Allein im Startdrittel stoppte er den solo auf ihn zustürmenden Schweden
drei Mal. Mit Glück hatte dies jedoch wenig zu tun, sondern damit, dass sich
Bosshard seit Wochen in bestechender Form zeigte.
Bosshards Paraden brachten
es mit sich, dass seine Mannschaft bis zur 35. Minute 3:0 in Führung gehen
konnte. Zuerst traf die unorthodoxe, wuselige Flügelzange Marco Bösch/Michael
Zürcher, welche am Ende neun Skorerpunkte auf ihrem Konto haben sollte, zwei Mal
und danach Thomas Weber im Powerplay. Die Gäste gaben sich aber nicht auf.
Unfreiwillige Hilfe erhielten sie dabei von Rychenbergs Coaches. Zur Entlastung
schickten diese vorübergehend eine dritte Sturmreihe, welche aber etwas ungestüm
agierte und prompt im ersten Einsatz das 1:3 hinnehmen musste.
In der Folge
erhöhte Rychenberg immer wieder auf drei Tore Differenz, worauf die Grasshoppers
jeweils postwendend reduzierte. Näher heran kam die Mannschaft von Peter Düggeli
aber nie, auch wenn Assistenzcoach Daniel Jäger bekannte: „GC hatte in jedem
Drittel ein Chancenplus. Das Spiel hätte also jederzeit kippen können.“ Dass
dies nicht passierte, lag nicht zuletzt daran, dass sich die Stadtzürcher immer
dann, wenn sie näher zu kommen hofften, eine Bankstrafe einhandelten. Drei der
fünf Gelegenheiten nutzte Rychenberg zum Torerfolg. Jene zum 6:3 und 7:3 durch
Weber und Radim Cepek entschieden das Match in den letzten zehn Minuten
endgültig.
Der Sieg mag etwas glücklich sein, bald wird aber niemand mehr
fragen, wie er zu Stande gekommen ist. Dann zählt nur noch das Resultat. Und
dieses hat zur Konsequenz, dass Rychenberg jetzt wohl definitiv die
Halbfinal-Playoffs erreicht hat und dass die Hoppers trotzdem weiterhin intakte
Chancen auf eine Teilnahme haben.
HC Rychenberg Winterthur – Grasshopper-Club Zürich 8:4 (1:0, 3:2, 4:2)
Oberseen, Winterthur - 340 Zuschauer
SR: Baumgartner / Kläsi
Tore: 17. Min. Marco Bösch (Michael Zürcher) 1:0, 32. Min. Marco Bösch (Michael Zürcher, Radim Cepek) 2:0, 35. Min. (34:14) Thomas Weber (Simon Eichmann, Radim Cepek; Ausschluss Rinaldo Walser) 3:0, 36. Min. (35:05) Niklas Jihde (Philipp Leimbacher) 3:1, 36. Min. (35:28) Michael Zürcher (Marco Bösch) 4:1, 40. Min. Christoph Riedel (Philipp Leimbacher) 4:2, 45. Min. (44:41) Michael Zürcher (Marco Bösch, Radim Cepek) 5:2, 46. Min. (45:37) Christoph Riedel (Mattias Steinholtz) 5:3, 53. Min. Thomas Weber (Ausschluss Andreas Helbling) 6:3, 55. Min. (54:37) Radim Cepek (Michael Zürcher; Ausschluss Michael Walthard) 7:3, 55. Min. (54:51) Reto Leemann (Andreas Fisch) 8:3, 58. Min. Niklas Jihde (Christoph Riedel) 8:4
Strafen: HC Rychenberg Winterthur 1x2' (10. Min. Thomas Weber), Grasshopper-Club Zürich 5x2' (28./53. Min. Andreas Helbling, 34. Min. Rinaldo Walser, 41. Min. Christoph Riedel, 55. Min. Michael Walthard).
HC Rychenberg Winterthur: Adrian Bosshard; Thomas Weber, Lukas Widler; Simon Eichmann, Sebastian Brühwiler; Conradin Luzi; Michael Zürcher, Radim Cepek, Marco Bösch; Reto Leemann, Philipp Vollenweider, Andreas Fisch; Joël Bale, Jonas Grunder, Mark Schuler
Grasshopper-Club Zürich: Daniel Müdespacher; Philipp Leimbacher, Mattias Steinholtz; Andreas Helbling, Michael Walthard; Michel Schaffroth; Christoph Riedel, Rinaldo Walser, Niklas Jihde; Mario Scherrer, Oliver Böllenrücher, Thomas Muggli; Markus Schmid, Beat Schäli
Bemerkungen: HC Rychenberg ohne Kälin und Villiger (beide verletzt), Böhm, Diener, Huber, Peter, Vanzella (nicht eingesetzt). 50. Min. Tor von Grasshopper-Club wegen vorgängigen Foulspiels aberkannt. 53. Min. Bösch scheitert mit einem Penalty. 55. Min. Tor von HC Rychenberg aberkannt, weil die Schiedsrichter zuvor ein Foul geahndet hatten. 57:36 Timeout Grasshopper-Club. Ab 57:36 Grasshopper-Club Zürich meist mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Goalies.
Stangentreffer: 9. Min. Radim Cepek (HC Rychenberg Winterthur), 11. Min. Mattias Steinholtz (Grasshopper-Club Zürich), 32. Min. Michael Zürcher (HC Rychenberg Winterthur), 46. Min. Reto Leemann (HC Rychenberg Winterthur), 60. Min. Mattias Steinholtz (Grasshopper-Club Zürich).
Best Players: Bösch Jihde