10.
2003
Herren NLA: Rychenberg erkämpft drei Punkte gegen den Aufsteiger
Aus Rychenberger Sicht 1:3 nach den ersten elf Minuten und
5:1 in den verbleibenden 49 Minuten. Diese Zahlenspielerei lässt vermuten, dass
sich der Favorit zu Beginn überrumpeln liess, gewissermassen nicht bereit war,
und sich danach so deutlich steigerte, dass die weiterhin punktelose
Fürstenländer letztlich noch problemlos und hoch verdient in die Schranken
gewiesen werden konnte. Von zwei unterschiedlichen ‚Hälften’ kann allerdings nur
bedingt gesprochen werden.
Im Wissen um des Gegners Probleme bei der
Angriffsauslösung hatten die Einheimischen stürmisch begonnen. Mit einem
aufsässigen Forechecking versuchten sie, die unerfahrenen Verteidiger zu Fehlern
zu verleiten, den Ball möglichst tief in des Gegners Platzhälfte zu erobern und
so zu ‚einfachen’ Chancen zu gelangen. Sich des Balles zu bemächtigen gelang
einige Male ganz gut, reelle Einschussmöglichkeiten ergaben sich daraus jedoch
nicht.
Und nach gut vier Minuten hiess es aus heiterem Himmel 0:1. August
Schärli, welcher bis vor gut einem Jahr noch bei Rychenberg engagiert war, hatte
beim ersten veritablen Waldkircher Angriffsversuch abgezogen. Vom Bein eines
Verteidigers abgelenkt drang der neben das Tor gesetzte Schuss unhaltbar für
Goalie Andreas Böhm ins Gehäuse ein. 46 Sekunden später hatte Michael Zürcher
das Malheur aber bereits wieder ausgeglichen. Bruno Fritsche hatte einen
Distanzschuss des aufgerückten Verteidigers Sebastian Brühwiler mit der
Fussspitze abwehren können, Zürcher jedoch schneller als die Verteidiger
reagiert und backhand eingeschossen.
Die Gäste liessen sich vom Ausgleich
jedoch nicht beirren. Weiterhin machten sie die Räume so geschickt eng, dass
Fritsche trotz Rychenbergs drückender Feldüberlegenheit kaum je einzugreifen
hatte, und in der Vorwärtsbewegung suchten sie den schnellen Abschluss. Zwei Mal
gedieh ihnen in der Startviertelstunde eine Aktion bis vor Gehäuse von Böhm, in
der achten Minute nutzte der starke finnische Finisseur Raine Laine eine
missratene Auslösung und drei Minuten später vollendete Schärli einen Konter
über mehrere Stationen zum 3:1. Beide Male hatte sich Rychenbergs rechte Seite
als Achillesferse erwiesen, beide Male blieb Böhm chancenlos.
Rychenbergs
Coach Sascha Brendler meinte anerkennend: „Von der Affiche ‚Erster gegen
Letzter’ her war es für uns eine mental ausgesprochen undankbare Aufgabe. Kam
hinzu, dass wir Mühe mit der ungewohnten Rolle hatten, das Spiel machen zu
müssen, und Waldkirch in der Defensive ausserordentlich kompakt und aufsässig
stand. Wir haben den Spiegel vorgehalten bekommen und gesehen, wie schwierig es
gegen uns ist, wenn wir aus der Abwehr heraus operieren können. Auf NLA-Niveau
gibt es halt keine einfachen Spiele mehr.“ Brendler reagierte prompt auf den
Zweitorerückstand, stellte in der 15. Minute die Verteidigung komplett um und
brachte eine dritte Sturmreihe zum Einsatz. Bevor die Umstellungen vollzogen
werden konnten, hatte der angeschlagen ins Spiel gegangene Captain Thomas Weber
mit einem verdeckten Distanzschuss zu 2:3 getroffen.
Dass das Spiel im
Mitteldrittel resultatmässig kippte, lag gemäss Waldkirchs Assistenztrainer
Philipp Vollenweider, auch er ein ehemaliger Rychenberger, nicht an den
Umstellungen: „Wir starteten optimal. Hinten standen wir gut und vorne gelang
uns mit jedem Schuss ein Tor. Es war die bislang mit Abstand beste
Saisonleistung. Dann aber kassierten wir ein, zwei (dumme) Strafen zu viel.“ Das
dritte Powerplay innert wenigen Minuten nutzte Reto Leemann nach einer schnellen
Dreierkombination zum Ausgleich und in der 36. Minute gelang Zürcher die
erstmalige Führung.
Vollenweiders Einschätzung dürfte korrekt sein, was die
Umstellungen und die Pausenbesprechung aber durchaus bewirkten, war, dass Böhm
mit einer einzigen Ausnahme, als er kurz vor der zweiten Drittelspause mirakulös
rettete, keine brenzligen Situationen mehr zu bestehen hatte. Rychenberg war
defensiv solider als zu Beginn und deutlich Spiel bestimmend, offensiv aber
nicht wirklich zwingend. Umso überraschender schaffte Schärli in der 52. Minute
mit seinem dritten Tor den erneuten Ausgleich. Seine Freude dauerte allerdings
nicht lange. Erneut war es Zürcher, der 48 Sekunden später mit seinem ebenfalls
dritten Treffer konterte. Und drei Minuten vor Schluss besiegelte Philipp
Vollenweider, der zuvor Zürcher zwei Mal aufgelegt hatte und dieses Mal von ihm
bedient worden war, mit dem 6:4 den Rychenberger Sieg.
Aus dem vermeintlich
leichten Sieg Rychenbergs gegen Waldkirch-St. Gallen war nichts geworden. Nur
mit sehr viel Mühe hatte der Leader das punktelose Schlusslicht - letztlich
verdientermassen - niedergerungen. Ein positives Fazit konnte Brendler trotzdem
ziehen: „Wir haben uns mit der Konstellation und dem Gegner schwer getan. Wir
hatten aber in jedem Abschnitt mehr Abschlüsse als der Gegner und insgesamt kann
ich zufrieden sein.“ Mit einem Zwinkern zu Vollenweider fügte er an: „Vor zwei
Jahren hätte Rychenberg solche Spiele wahrscheinlich verloren.“ Damals war
Vollenweider noch Rychenberg-Trainer...
HC Rychenberg Winterthur – UHC Waldkirch-St. Gallen 6:4 (2:3, 2:0, 2:1)
Oberseen, Winterthur - 240 Zuschauer
SR: Schoch/Estermann
Tore: 5. Min. (4:12) August Schärli 0:1. 5. Min. (4:58) Michael Zürcher (Sebastian Brühwiler) 1:1. 8. Min. Raine Laine (Ivo Bischof) 1:2. 11. Min. August Schärli (Raine Laine) 1:3. 13. Min. Thomas Weber 2:3. 30. Min. Reto Leemann (Michael Zürcher, Thomas Weber; bei Ausschluss Thomas Bosshard) 3:3. 36. Min. Michael Zürcher (Philipp Vollenweider) 4:3. 52. Min. (51:49) August Schärli (Daniel Kläger) 4:4. 53. Min. (52:37) Michael Zürcher (Thomas Weber, Philipp Vollenweider) 5:4. 57. Min. Philipp Vollenweider (Michael Zürcher) 6:4.
Strafen: HC Rychenberg Winterthur 1x2' (Pascal Huber), UHC Waldkirch-St. Gallen 4x2' (Armin Brunner, Christian Preisig, Thomas Bosshard, Stefan Ziegler)
HC Rychenberg Winterthur: Andreas Böhm; Conradin Luzi (ab 15. Min. Sebastian Brühwiler), Thomas Weber; Simon Eichmann (ab 15. Min. Lukas Widler), Sebastian Brühwiler (ab 15. Min. Marco Bösch); Mark Schuler, Radim Cepek, Andreas Fisch (ab 15. Min. Reto Leemann, ab 57. Min. Pascal Huber); Michael Zürcher, Philipp Vollenweider, Reto Leemann (ab 15. Min. Andreas Fisch); Sven Kälin, Simon Eichmann, Joël Bale
UHC Waldkirch-St. Gallen: Bruno Fritsche; Daniel Kläger, Thomas Bosshard (ab 41. Min. Martin Künzler); Marco Valt, Stefan Ziegler; Raine Laine, August Schärli, Ivo Bischof (ab 41. Min. Roman Bischof); Armin Brunner, Rolf Thürlemann, Patrick Müller; Benjamin Bötschi
Bemerkungen: Beim HC Rychenberg Winterthur fehlten Sacha Dolski, Daniel Villiger (beide verletzt), Thomas Rufer (krank), Jonas Grunder, Marcel Peter (beide bei den Elite-Junioren im Einsatz), nicht eingesetzt wurden Adrian Bosshard, Reto Diener und Gabriel Vanzella. HC Rychenberg Winterthur ab der 15. Min. mit zwei Verteidigungs- und drei Sturmreihen. 57. Min. Timeout UHC Waldkirch-St. Gallen, danach bis zum Schluss meist mit einem sechsten Feldspieler anstelle des Goalies
Best Players: Zürcher / Schärli