Schweiz im WM-Final!

In einem unglaublichen Spiel sichert sich die Schweiz mit einer grandiosen Aufholjagd in den letzten Minuten gegen Tschechien durch ein 7:6 nach Verlängerung den Finaleinzug!

Nach fünf Minuten sah sich die Schweiz mit einer Situation konfrontiert, die sie im bisherigen Turnierverlauf noch nie hatte: sie lag in Rückstand. Nach einer eigentlich völlig verunglückten Freistossvariante in der Ecke, bediente Krupnova die im Slot vergessen gegangene Urbankova, die nur noch einschieben musste. Doch es kam für das Team von Rolf Kern noch schlimmer: nach einem äusserst streng gepfiffenen Penalty wegen Stockblockierens, stand es schon 0:2, weil Ratajova Heini im 1-gegen-1-Duell keine Chance liess. Und nur fünf Sekunden später zappelte der Ball schon wieder im Netz. 0:3 nach etwas mehr als sechs Minuten - ein Horror-Start für die Schweiz.

Früh die Kräfte forciert
Die Euphorie war danach wie weggeblasen. Kern sah sich gezwungen schon nach wenigen Minuten auf zwei Linien runter zu gehen. Die Tschechinnen blieben aber die weit aktivere und entschlossenere Mannschaft. Nach dem ersten Drittel hatte das Team von Sascha Rhyner doppelt so viele Schüsse aufs Tor abgefeuert. Die Schweizerinnen liefen zwar an und pressten vehement, aber die Tschechinnen konnten sich immer wieder lösen und kamen zu weitern guten Möglichkeiten. Die erste Pausensirene fühlte sich für die Schweizer-Fans wie eine Erlösung an.

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Doch auch im zweiten Abschnitt ging es im gleichen Takt weiter. Die Schweiz rannte an, Tschechien machte die Tore. Kurz nachdem es vor Jana Christianova noch lichterloh brannte, lancierte Nela Kapcova mit einer feinen Einzelleistung einen Konter, den Paloncyova volley zum 0:4 verwertete. Und zwei Minuten später liess die überragende Eliska Krupnova ihre Klasse beim fünften tschechischen Tor im Powerplay aufblitzen. Die Schweiz befand sich weiterhin auf der Suche nach dem ersten Tor, das vielleicht Energie freisetzen könnte. Isabelle Gerig fand dann (endlich) dieses Tor (37.), brauchte aber auch zwei Versuche, um den Ball hinter Christianova zu versenken.

Die unglaubliche Aufholjagd
Das zeigt, wie viel die Schweizerinnen an diesem Abend für einen Torerfolg investieren mussten. Das tschechische Bollwerk stand, 19 mal blockte es Schüsse ab. Und wenn ein Versuch doch mal den Weg bis zum Tor fand, stand da mit der ehemaligen Winterthurerin Christianova noch eine starke Torhüterin im Kasten.

Martis 2:6-Anschlusstreer in Überzahl (52.) - Jirakova hatte zwischenzeitlich für Tschechien erhöht (44.) - war dann die Initialzündung für eine unglaubliche Schlussoffensive. Die Schweizerinnen schossen nun mit einer Spielerin mehr auf dem Feld aus allen Lagen. Es schien als wolle bei dieser teuflischen Christianova kein Ball mehr rein. Doch dann dies: innert 79 Sekunden treffen zwei Mal Suter, Ulber und Wiki und lassen die baufällige Patinoires du Littoral beinahe in ihre Einzelteile zerlegen. Verlängerung: wer hätte das gedacht!

Und in dieser powerte die Schweiz weiter. Nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Zone (wieder einmal hatte das Pressing zugeschlagen) legte Stella auf Teamkollegin Wiki, die die Schweiz ins Glück schoss! Morgen um 16.30 Uhr trifft die Schweiz damit im Final auf Rekord-Weltmeister Schweden.

Der Liveticker zum Nachlesen.

WM 2019, Halbfinal

Schweiz - Tschechien 7:6 n.V. (0:3; 1:2; 1:5; 1:0)
Patinoires du Littoral, Neuchâtel. 3734 Zuschauer. SR: Franzon/Hedelind (SWE).
Tore: 6. Urbankova (Krupnova) 0:1, 7. (06:34) Ratajova (Penalty) 0:2, 7. (06:39) Krupnova (Ratajova) 0:3, 26. Paloncyova (Kapcova) 0:4, 28. Krupnova (Jirakova/Ausschluss Marti) 0:5, 37. Gerig (Rüttimann) 1:5, 44. Jirakova (Urbankova) 1:6, 52. Marti (Gerig/Ausschluss Krupnova, Schweiz ohne Goalie) 2:6, 59. (58:18) Suter (Gerig/Schweiz ohne Goalie) 3:6, 59. (58:30) Suter (Gerig/Schweiz ohne Goalie) 4:6, 60. (59:09) Ulber (Gerig/Schweiz ohne Goalie) 5:6, 60. (59:37) Wiki (Ulber/Schweiz ohne Goalie) 6:6, 65. Wiki (Stella) 7:6.
Strafen: 4x2 Minuten gegen die Schweiz, 3x2 Minuten gegen Tschechien.
Schweiz: Heini; Stella, Gredig; Marti, Reinhard; Mischler, Liechti; Spichiger, Gämperli, Scheidegger; Gerig, Rüttimann, Suter; Zwinggi, Ulber, Wiki; Rossier, Hintermann.
Tschechien: Christianova; Berankova, Jirakova; Supakova, Kubeckova; Konickova, Paloncyova; Ratajova, Urbankova, Krupnova; Plaskova, Bocanova, Repkova; Mlejnkova, Martinakova, Kapcova.
Bemerkungen: 55. Schmid hält Penalty von Ratajova. 59. Time-Out Schweiz.