05.
2018
Ausländerinnen im Heimatland
Für das amerikanischen Nationalteam verlief die WM bisher enttäuschend. Nach einer 0:20-Klatsche gegen Lettland verloren die Amis heute auch das zweite Gruppenspiel gegen Österreich mit 4:5. Für vier Amerikanerinnen ist die Weltmeisterschaft in der Schweiz aber trotzdem etwas ganz Besonderes. Sie wohnen nämlich in der Schweiz und besitzen auch den roten Pass.
Die erst 15-jährigen Tabea Joy Schreiner sowie Dinah Espinal gehören sowohl zu den U17- sowie den B-Juniorinnen von Unihockey Berner Oberland. Saskia Gerecke ist Stürmerin bei den U21B-Juniorinnen der Hot Chilis Rümlang-Regensdorf und zudem im Förderkader der NLB. Amy La Framboise - mit ihren 18 Jahren die älteste der vier „Schweizerinnen" - bestreitet ihre Spiele für UCYM Morges. An dieser Weltmeisterschaft absolvieren alle vier notabene ihre ersten Länderspiele für die amerikanische U19-Nationalmannschaft.
Gegen Österreich gelang Schreiner mit dem Assist zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung ihr erster Skorerpunkt im Dress der Nationalmannschaft. Die 16-jährige Gerecke steht nach zwei Spielen bereits bei zwei Skorerpunkten (je ein Tor und Assist) und wurde gegen Österreich gar zur besten Spielerin gewählt. Wir haben uns am Donnerstagmittag nach dem Aufeinandertreffen mit Österreich mit den drei Deutschsprechenden unterhalten.
Wie kommt es, dass ihr den amerikanischen Pass besitzt?
Gerecke: Meine Eltern wohnten zum Zeitpunkt meiner Geburt aus beruflichen Gründen meines Vaters in Amerika. Dadurch habe ich automatisch den amerikanischen Pass erhalten.
Wie ist es für euch, im Land, in dem ihr aufgewachsen seid, für ein anderes Land spielen zu dürfen?
Schreiner: Es ist ein tolles Erlebnis und eine einmalige Chance. Aber wir waren schon überrascht, dass das Leistungsgefälle innerhalb unserer Mannschaft derart gross ist.
Habt ihr im Vorfeld überhaupt einmal mit der Mannschaft trainiert?
Espinal: Ich war einmal in Schweden in einem Trainingslager. Dies war jedoch bereits mit der A-Nationalmannschaft. Mit der U19-Nationalmannschaft, wie sie nun hier die WM bestreitet, haben wir vorgängig nie trainiert.
Wie würdet ihr das Niveau des amerikanischen Unihockeys beschreiben?
Gerecke: Wie gesagt, das Gefälle ist enorm und diejenigen, die in Amerika wohnen und spielen (etwas weniger als die Hälfte des Teams), fallen bedauerlicherweise ab. Folglich ist das Niveau des amerikanischen Unihockeys nicht besonders hoch.
Gibt es in Amerika so etwas wie eine Art Juniorinnenliga? Wie ist das Unihockey in Amerika organisiert?
Schreiner: Ehrlich gesagt wissen wir das nicht so genau. Einige spielen einfach in irgendwelchen Plauschteams oder in Männerteams. Und andere spielen wenig überraschend eigentlich gar nicht Unihockey, sondern Eishockey.
Was habt ihr euch für diese WM für Ziele gesteckt?
Espinal: Unser Ziel war die Qualifikation für den Halbfinal, den wir nun leider verpasst haben. Ein Sieg morgen gegen Australien ist Pflicht. Alles andere wäre eine Enttäuschung.
Saskia Gerecke (r.) wurde gegen Österreisch als beste Amerikanerin ausgezeichnet. (Bild: IFF)