11.
2017
Das perfekte Spiel
Im 67. Anlauf hat es endlich geklappt: Die Schweiz schlägt erstmals in der Verbandsgeschichte Schweden. Das Beste dabei: es war kein glücklicher, sondern ein verdienter Sieg. Die Schweiz war in praktisch allen Belangen überlegen.
Die Mannschaft von David Jansson machte praktisch alles richtig, was sie richtig machen konnte: sie trat effizient auf, ging mit dem ersten Angriff schon nach 36 Sekunden in Führung und gab diese bis zum Ende nicht mehr her. Sie agierte mit Ball konzentriert, geduldig und kontrolliert, wartete bis der vorderste Schwede etwas höher kam, um dann tief in die gegnerische Zone zu kommen. Sie produzierte auch in den heikelsten Momenten keine leichtsinnigen Fehler (wie beispielsweise noch im WM-Halbfinal von Riga), liess sich trotz heftigsten Provokationen der Skandinavier zu keinen Undiszipliniertheiten und dumme Strafen verleiten.
Die Blockarbeit war überdies überragend. 16 Schüsse blockten die Schweizer, während es bei den Schweden nur sechs waren. Auch in punkto Abschlüsse hatten sie die Nase vorne und brachten 53% der Schüsse aufs Tor. Goalie Pascal Meier stach mit einer Fanquote von 80% Viktor Klinsten (70%) deutlich aus. Und auch der Ballbesitz spricht mit 62% zu 38% Prozent für die Schweiz Bände.
Mannschaft siegt über Individualismus
Auch wenn man die ganzen Zahlen weg lässt, trat die Schweiz insgesamt stärker auf, als der achtfache Weltmeister. Nach jedem kleinen Rückschlag, kam wieder die passende Antwort. So wie beispielsweise im ersten Abschnitt als Gustav Fritzell für Schweden auf 1:2 verkürzte, Christoph Camenisch den Zweitore-Vorsprung allerdings nur eineinhalb Minuten später wieder herstellte. In anderen Jahren hat es in einer solchen Situation oft 2:2 statt 3:1 gestanden. Schweden verlor schon nach 13 Minuten die Nerven, kommentierte jeden kleinen Schiedsrichterentscheid lautstark und führte die Zweikämpfe überhart. Für die Schweiz war es besonders wichtig, sich in dieser Phase nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Und das tat sie. Auch als Kim Nilsson sechs Minuten vor der zweiten Pause Schweden - gespielt wurde mit 3-gegen-3 weil nach einer Rudelbildung gleich je zwei Schweizer und Schweden auf die Strafbank geschickt wurden - auf ein Tor heran brachte.
Es wurde noch einmal so richtig hektisch im Schlussdrittel. Die 1'311 Zuschauer in der proppenvollen Grossmatt in Kirchberg hielten es nicht mehr auf ihren Plätzen aus. Die Spannung war zum greifen nah, die Ereignisse überschlugen sich. Matthias Hofbauer - ausgerechnet er, der gefühlte 100 Mal an Schweden scheiterte - war es vorbehalten, in seiner Heimhalle 56 Sekunden vor Schluss den entscheidenden Treffer zu erzielen.
Nilssons Tor zum Schlussresultat von 7:5 ging im Lärmpegel unter. Die Freude auf den Rängen kannte keine Grenzen. Auch die Mannschaft liess sich feiern, zu euphorisch allerdings nicht. Denn trotz allem war es doch nur ein Sieg. Aber immerhin der erste im 67. Anlauf gegen Schweden in einem perfekten Spiel.
Schweiz - Schweden 7:5 (3:1; 1:2; 3:2)
Sporthalle Grossmatt, Kirchberg. 1'311 Zuschauer. SR: Vilkki/Alakare (FIN).
Tore: 1. (00:36) Riedi (Maurer) 1:0, 12. Buchli (Rüegger) 2:0, 18. (17:23) Fritzell (Eriksson) 2:1, 19. (18:50) Camenisch (Zaugg) 3:1, 27. Maurer (Riedi/Strafe angezeigt) 4:1, 29. Fritzell (Eriksson) 4:2, 34. K. Nilsson (J. Samuelsson/Ausschlüsse Riedi, Bischofberger; Johansson, Nilsberth) 4:3, 45. (44:39) Hofbauer (Zaugg) 5:3, 46. (45:03) Eriksson (Palmén) 5:4, 51. Maurer (Engel) 6:4, 59. (59:04) Hofbauer (Camenisch) 7:4, 60. (59:54) Nilsson (Enström) 7:5
Strafen: 2x2 Minuten gegen die Schweiz, 4x2 Minuten gegen Schweden.
Schweiz: Meier; Heller, Bischofberger; Camenisch, Graf; Tromm, Stucki; Riedi, Engel, Maurer; Hofbauer, Hartmann, Zaugg; Buchli, Ledergerber, Rüegger; Mendelin.
Schweden: Klinsten; Sundstedt, M. Samuelsson; Nilsberth, Johansson; Holmgren, Gustafsson; Sjögren, J. Samuelsson, K. Nilsson; Enström, Adriansson, Galante-Carlström; Fritzell, Palmén, Eriksson.
Bemerkungen: 8. Lattenschuss Samuelsson, 27./30. Lattenschuss Riedi, 13. Pfostenschuss Engel. Schweiz ohne Eder, Siegenthaler, Laubscher (alle nicht eingesetzt), Conrad und Mittelholzer (beide nicht im Aufgebot).