12.
2016
Graf: "Massage und Kältebad"
Luca Graf erzielte nach 105 Sekunden das erste Schweizer Tor an der WM in Riga. Der GC-Verteidiger spricht im Interview über die Rolle seiner Linie und das nächste Spiel gegen Finnland.
unihockey.ch: Luca Graf, nach zwei Minuten konntest du dein Team mit 1:0 in Führung bringen. Dein erstes WM-Tor?
Luca Graf: So ist es.
Toll, dann hast du eines mehr als ich...was ging dir durch den Kopf, nachdem du eingenetzt hast?
Für acht unserer Spieler war es die erste Partie an einer WM. Dementsprechend war es wichtig, dass wir früh in Führung gingen und so gar nicht erst etwas wie Nervosität aufkommen konnte. Wer das Tor schoss, war schlussendlich egal. Dass es ausgerechnet mir als einziger Nicht-WM-Debütant in meiner Linie gelang, war Zufall.
Deine Linie mit Kevin Berry, Tim Braillard, Remo Buchli und Claudio Laely nimmt in der Schweizer Mannschaft eine spezielle Rolle ein...
...ja, wir müssen oder dürfen jeden Einsatz Vollgas geben und versuchen den Gegner schon früh zu stören. Gegen die Esten war es nicht so einfach, aus unserem Pressing viele Ballgewinne zu erzeugen, weil sie ziemlich schnell und einfach auslösten. Trotzdem konnten wir sie genügend unter Druck setzen.
Wie fühlst du dich als einziger Berner in deiner Formation mit all den Bündnern?
Sehr wohl. Wir spielen in der Nationalmannschaft nun schon seit zwei Jahren zusammen und ich konnte ein enormes Vertrauen in meine Mitspieler aufbauen. Ich weiss, dass ich sie immer wieder antreiben kann und sie nie müde werden - das macht Spass.
Konntet ihr als Team gegen Estland euren Gameplan durchziehen?
Wir haben uns kein konkretes Ziel für dieses Spiel gesetzt. Wichtig war uns einfach, dass wir unser Spielsystem verfeinern konnten und uns nicht vom Resultat beeinflussen liessen. Im ersten Drittel bekundeten wir etwas Mühe mit dem Balltempo und der Passqualität. Aber gegen kleinere Mannschaften ist es doch meist so, dass es in der ersten Hälfte harzt, sich aber gegen Ende der Partie die Qualität durchsetzt.
Etwas was heute sehr überzeugte, war das Powerplay mit Matthias Hofbauer, Antener, Mendelin, Engel und dir.
Die Ausbeute aus dem Überzahlspiel war sehr gut. Es gelang uns ausgezeichnet, mit unserer 2:1:2-Aufstellung hinter das estische Tor zu kommen und dann wieder hoch zu spielen. Ich hoffe, dass wir Morgen im Powerplay wieder zuschlagen können.
Das wird aber ein ganz anderes Spiel.
Ganz klar. Gegen Finnland steht uns der erste Gradmesser in diesem Turnier bevor. Gegen den Vize-Weltmeister verträgt es keine Fehler. Trotzdem müssen wir selbstbewusst auftreten. Im November an der EFT in Växjö war ja eigentlich das Resultat das Einzige, was nicht stimmte. Ich bin also überzeugt davon, dass wir gewinnen werden.
Schaut ihr heute noch bei Finnland gegen Deutschland rein?
Nein. Wir werden noch kurz den Sieg feiern. Danach geht's umgehend zurück ins Hotel, wo wir uns vom ersten Spiel erholen werden. Massage und Kältebad werden angesagt sein. Unser Trainer-Staff hat bestimmt schon einige Bilder der Finnen zusammengeschnitten, die uns optimal auf das morgige Spiel vorbereiten.
Luca Graf wird von Etienne Güngerich befragt (Bild: Daniel Herzog)