12.
Nicola Bischofberger: «Die Mission ist gescheitert»
Nach einer Viertelfinalniederlage gegen Lettland wollen die Journis eigentlich gar nichts fragen und die wenigsten Spieler wollen was sagen. Wir haben uns mit Nicola Bischofberger trotzdem unterhalten.
Was ist heute schiefgelaufen?
Nicola Bischofberger: Es fehlte die Cleverness. Wir schafften es nicht, unseren kleinen 3:2-Vorsprung auszubauen. In den Minuten 5 bis 50 wäre es viel leichter Tore zu erzielen als am Schluss oder in der Verlängerung.
Aus unserer Sicht war das erste Drittel ähnlich schlecht wie gegen Norwegen, dann folgte eine gute halbe Stunde mit mehr Aktivität in der Offensive.
Das sehe ich auch so. In dieser halben Stunde fehlte es etwas an Glück, um zu mehr Treffern zu kommen. Aber wir waren nicht gut genug, um Lettland souverän zu schlagen und daher auf etwas Glück angewiesen. In den fünf Weltmeisterschaften, bei denen ich dabei war, hatten wir dieses Glück mehrmals - etwa in der Verlängerung im Viertelfinal gegen Norwegen 2018 in Prag. Diesmal kippte es wohl nicht zu Unrecht auf die andere Seite.
«Low-Event»-Unihockey - falsche Taktik, um Nationen wie Norwegen oder Lettland zu schlagen?
Da musst du die Chefetage fragen. Der Grund dieser Taktik ist, dass die Statistik zeigt, dass die Schweiz bei einem Hin- und Her die schlechteren Karten hat. Aber grundsätzlich muss man einfach sagen: Die Zeiten, als sich die Nationen auf den Rängen 5-8 im Viertelfinal zweistellig abschiessen lassen, sind vorbei. Auch die Letten haben Spieler wie Trekse (Classic), die sehr gut sind und selbst in der finnischen Nati spielen könnten. Dass Viertelfinalspiele nun offen sind, ist für die Schweiz jetzt gerade Scheisse - international gesehen aber erfreulich.
Wie verlief die WM aus deiner Sicht? Zwei Strafen gegen Tschechen, ein Fast-Eigentor gegen Norwegen - wärst du Johan Schönbeck böse gewesen, wenn er dich heute auf der Bank gelassen hätte?
Heute war meine Leistung anständig, in den drei Gruppenspielen aber klar nicht genügend. Das lag an der fehlenden Spielpraxis und Gründen, auf die ich nicht weiter eingehen will. Aber es reichte nicht, das ist ein Fakt. In der Nati geht es schliesslich um Leistung.
Es gab aber auch niemand, der sich besonders aufgedrängt hätte, dich zu ersetzen.
Unsere Rookies haben ihre Sache über weite Strecken gut gemacht. Aber ist halt schon ein Unterschied zwischen der UPL und einer WM. Ich kann dir sagen: Wenn du auf dieser Bühne als hinterster Mann den Ball führst, ist das ein ganz anderer Druck als in der Liga. Wir müssen einfach feststellen: Das Minimalziel wurde verfehlt, die Mission ist gescheitert.
Ärgert es doppelt und dreifach, dass die Defensivtaktik ab dem Halbfinal wohl am besten funktioniert hätte, jetzt aber gar nicht zur Anwendung kommt?
Hätte hätte Fahrradkette. Wir haben es nicht geschafft, die Letten souverän zu schlagen. Wir hätten Glück gebraucht und hatten es nicht.
Weisst du schon, ob das deine letzte WM ist?
Ich wurde im August Vater und meine Kniegeschichte mit dem angerissenen Meniskusansatz gab mir auch zu denken. Ob es für mich in zwei Jahren nochmals eine WM gibt? Ich muss Ende Saison in Ruhe eine Auswertung vornehmen.