07.
2012
Nykky: «Noch 150 Tage»
Im glarnischen Näfels bereitet sich die Männer-Nationalmannschaft in diesen Tagen in einem weiteren Trainingscamp auf die Weltmeisterschaft im Dezember vor. Ein Augenschein.
Der Sommer ist auch im Glarnerland angekommen. Mütter laufen mit ihren Kindern ins Freibad im Näfelser Sportzentrum. Von weitem ist Jauchzen und Wasserplatschen zu hören. Nur einen kurzen, irritierten Blick werfen die Badegäste in die Turnhalle. Dort scharren sich 20 Männer in roten T-Shirts rund um eine Flipchart und hören gebannt zu, was ein grosser, blonder Mann in einem finnisch gefärbtem Schweizerdeutsch erzählt. Noch ist die Hitze in der Halle nicht gross zu spüren. 20 Minuten später, als die Aufwärmübung zu Ende ist, werden die Shirts dunkler. Je länger das Training dauert, umso öfter erfolgt der Griff zur Trinkflasche. Nach zwei Stunden ähnelt die Luftfeuchtigkeit in der Halle einem Gewächshaus.
Noch fünf Monate bis zur WM
Nationaltrainer Petteri Nykky hat die Nationalspieler zu einem zweitägigen Trainings-Camp nach Näfels geladen. Wie ein Feldherr beobachtet er die Übungen auf einem Schwedenkasten sitzend. Auf finnisch gibt er laufend die Korrekturen an seine Assistenten Jussi Jäntti und Heikki Luukkonen weiter. Zur Verstärkung ist auch der finnische Eishockeytrainer Samu Kuitunen dabei. Noch gibt es vieles zu korrigieren. Doch die Zeit drängt. «Noch 150 Tage», schaut Nykky voraus, «dann gilt es ernst.» In genau fünf Monaten wird die Schweizer Unihockey-Nationalmannschaft - sofern alles nach Plan läuft - eines ihrer wichtigsten Spiele bestreiten: Das Halbfinale im Zürcher Hallenstadion gegen Weltmeister Finnland. Nykkys ehemaliges Team.
Keine Strandferien
Jeden Monat werden die Nationalspieler während den Sommermonaten für einige Tage zusammengerufen. «In diesem Sommer gibt's keinen, der in den Ferien auf der faulen Haut liegt», ist Teamleiter Björn Karlen überzeugt. Die WM lockt, da muss «la dolce vita» hinten anstehen. Nur wer körperlich fit ist, bekommt seine Chance. Anfangs August steht das nächste Camp in Magglingen an, im September spielt die Nati in Pardubice (Cz) gegen Tschechien, Norwegen und die Slowakei. Dort erhofft sich Nykky neue Erkenntnisse für die Heim-WM. Gegen die Slowakei bestreitet die Schweiz das WM-Startspiel in Bern, Norwegen dürfte im Viertelfinal warten. «Es gibt noch viel zu tun bis dorthin», sagt Nykky unaufgeregt.
Intensive Trainings
Bis die WM beginnt, fliessen noch einige Schweisstropfen. Auf einem verkleinerten Feld lassen die Trainer nun die Spieler «Fünf-gegen-Fünf» spielen. Die Intensität ist hoch, ebenso die Konzentration. Für einen Flachs bleibt aber immer Zeit. «Hattrick», hallt es von der Bank, als Finnland-Legionär Beni Reusser zum dritten Mal trifft. Ein Lächeln huscht über Reussers Gesicht. Gross ist das Gelächter, als kurz später Adrian Zimmermann beim Rückwärtslaufen über die Bande stolpert. Nur wenige Gefühlsregungen sind bei Nino Wälti zu erkennen. Hinter einer dicken schwarzen Maske verbirgt sich sein Gesicht. Ein Andenken an einen Trainingsunfall. Sein Könizer Teamkollege Daniel Bill musste nach dem Zusammenstoss mit Wälti mit einer Gehirnerschütterung auf den Zusammenzug in Näfels verzichten.
Mollis vs Nati
20 Minuten dürfen sich die Natispieler dann noch auf dem Originalfeld austoben. Derweil hat Teamleiter Karlen ganz andere Sorgen. Der lokale Drittligist, die Froni Fighters Mollis, will nicht auf seine Trainingseinheit verzichten. Am Sonntag steht das Liga-Cupspiel gegen Kappelen an. «Auf was bereitet ihr euch denn vor, dass ihr unbedingt die Banden braucht», fragt die Dame von der Reception aufgeregt. «Auf die WM», sagt Karlen ruhig und klärt die Sache am Telefon. Die Froni Fighters verkürzen ihr Training, dafür geht die Nati etwas später in die Halle. Der Sommer ist angekommen im Glarnerland. Nun ist es auch die Unihockey-Nationalmannschaft.