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Samuelsson: "Vielleicht fühlten wir uns zu sicher"
Der Viertelfinal zwischen Schweden und Deutschland stand sieben Minuten vor Schluss unentschieden - genau wie die Partie der Schweiz einen Tag später. Warum die Schweden trotzdem nicht nervös wurden und mit 5:2 weiterkamen, erzählte uns Routinier Johan Samuelsson.
Schauen wir kurz auf den Viertelfinal zurück. Du hast schon viel erlebt, aber wie hast du dich zwischen dem 2:2 der Deutschen und Gabriel Kohonens 3:2 gefühlt?
Johan Samuelsson: Ich hatte auf der Bank das Gefühl, dass wir immer noch auf das Spiel fokussiert waren. Natürlich war es etwas stressig in dieser Situation. Aber wir kreierten immer noch viele Chancen. Die Deutschen blockten viele Schüsse und der Goalie wuchs heute über sich hinaus, er machte wirklich ein fantastisches Spiel. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht ein bisschen stressig war.
Ihr habt gegenüber dem Finnland-Spiel viele Wechsel in der Aufstellung gemacht, trotzdem war es nicht ein berauschendes schwedisches Spiel. Was fehlte noch?
Was fehlte - nun, wie gesagt, hatten wir eigentlich viele Chancen. Im Abschluss sündigten wir aber, da fehlte es noch an Kaltblütigkeit. Vielleicht fühlten wir uns auch ein bisschen zu sicher. Wir haben im Angriff zu wenig rotiert. Es gab einige Dinge, die gut waren und einige, die wir noch besser machen können.
Für die Fans wäre eine schwedische Niederlage ja ein Weltuntergang gewesen...
Ja, das ist klar. Das wäre eine unbeschreibliche Enttäuschung gewesen. Und natürlich eine erschütternde Niederlage für uns.
Dass die Top 4 nicht immer dieselben bleiben, ist klar, aber dass ausgerechnet Schweden einen Halbfinal verpasst, könnte sich niemand vorstellen.
Natürlich. Wir haben dies heute auch im Team angesprochen: In diesen Spielen ist es normal, dass der Gegner viel Energie hat. Vor allem, wenn das Resultat eng ist. Aber in der Defensive fangen sie meistens an, irgendwann etwas nachzulassen, schlicht weil die Kräfte schwinden. Das war heute wohl etwas später der Fall, als in früheren Jahren gegen andere Viertelfinalgegner. Wir haben uns gesagt: Ein Spiel dauert 60 Minuten, nicht 40, und es könnte in den ersten Dritteln durchaus schwierig werden für uns, aber vielleicht haben wir nicht damit gerechnet, dass es sieben Minuten vor Schluss noch unentschieden steht.
Am Ende kommt der Youngster Kohonen und entscheidet die Partie - sein Gesicht ist in der Stadt gefühlt alle 20 Meter auf einem Plakat zu sehen. Wie gehen die jüngeren, aber auch die erfahreneren Spieler in eurem Team mit der Erwartungshaltung um, die vor dem Turnier herrschte?
Ich denke, wir gehen ganz gut damit um. Es ist so, dass wir eine Gruppe ziemlich junger Spieler haben und eine Gruppe mit sehr viel Erfahrung. Wir kennen die Erfahrung einer Heim-WM schon und haben diese Erfahrungen mit den jüngeren geteilt. Wir wissen, dass ein echter Skorer in genau solchen Moment in Erscheinung tritt und die Sache in die Hand nimmt - ob es ein jüngerer Spieler oder ein "Veteran" ist, spielt keine Rolle.
Von den erfahrenen Spielern haben viele eine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen und kommuniziert. Siehst du dich in zwei Jahren noch einmal an einer WM?
Das kann ich nicht sagen. Ich fokussiere mich aktuell nur auf dieses Turnier. Diese Überlegungen spielen aktuell keine Rolle und ich habe noch keine Entscheidung über meine Zukunft getroffen.