12.
2016
Knapp verloren ist auch verloren
Im zweiten Gruppenspiel der WM in Riga unterliegt die Schweiz Vize-Weltmeister Finnland mit 4:6. Erst ab dem zweiten Drittel begann das Team von David Jansson richtig Unihockey zu spielen.
Manuel Maurers Tor in der 48. Minute verdiente das Prädikat «Weltklasse». Der Köniz-Stürmer nahm eine Flanke Florian Kuchens mit der Vorhand an, um den Ball dann Backhand aus der Luft unters Lattenkreuz zu ballern. Die Schweizer Freude über das Tor war gross, weil es gleichbedeutend mit dem erstmaligen Ausgleich war. 40 Minuten lang rackerte die Schweiz, um den zwischenzeitlichen 1:4-Rückstand gegen Finnland wettzumachen. Doch nur drei Minuten nachdem sie endlich für ihre Bemühungen belohnt wurden, führten Miko Kailiala und Jani Kukkola einen sehenswerten Freistosstrick vor und erzielten den entscheidenden fünften Treffer. Auch mit zwei Mannen mehr auf dem Feld - Kukkola erhielt kurz vor Schluss noch eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt - gelang der Schweiz der Ausgleich nicht mehr.
Verschlafenes Startdrittel
Dass die Schweiz überhaupt ins Spiel zurückfand, war nach den ersten 20 Minuten nicht zu erwarten gewesen. David Janssons Mannschaft erwischte ein miserables erstes Drittel, agierte alles andere als selbstbewusst - ja sogar etwas ängstlich. Die gefühlten ersten drei Abschlüsse der Finnen fanden sogleich den Weg ins Tor von Pascal Meier. Die Nati zeigte sich spendabel und liess sich zu leichtfertigen Fehlern verleiten, die der Vize-Weltmeister eiskalt auszunutzen wusste. Auf Engels erstes Schweizer Tor reagierten die Finnen prompt mit dem 4:1.
Wie verwandelt kamen die Schweizer nach der ersten Drittelspause aus der Kabine. Plötzlich legten sie auch eine selbstbewusste Körpersprache an den Tag und demonstrierten, dass sie den allgemein stärker eingeschätzten Gegner bezwingen wollen. Etwas Hilfe bekam die Schweiz vom auf beiden Seiten etwas überforderten lettischen Schiedsrichterduo. Gleich vier Mal verbannten sie einen finnischen Akteur auf die Strafbank. Wie schon gegen Estland präsentierte sich die Schweizer Powerplayformation äusserst effizient und konnte drei der fünf Überzahlmöglichkeiten ausnutzen.
«Die Schiedsrichter hatten keine klare Linie und pfiffen etwas willkürlich. Es war für die Spieler schwierig einzuschätzen, was man machen durfte und was nicht», meinte Finnlands Headcoach Petri Kettunen nach Spielende. Die vielen Strafen waren für ihn denn auch der Grund, wieso Finnland im Mittelabschnitt nur gerade ein einziges Mal aufs Schweizer Tor schoss. «Wenn man acht Minuten in Unterzahl spielt, verliert man den Rhythmus.»
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Linien-Coaching-Spiel
Kettunen, der vor einigen Jahren einmal in der Schweiz tätig war, lieferte sich teilweise ein munteres «Linien-Coaching-Spielchen» mit seinem Gegenüber David Jansson. So versuchte er mehrmals, seine Toplinie um Kukkola und Väänänen von der Schweizer Pressing-Linie um Tim Braillard wegzubekommen. Angesprochen auf diese These meinte der 46-Jährige mit einem süffisanten Lächeln nur, «dass wir uns über diese Sachen immer Gedanken machen müssen. Wir versuchten in diesem Spiel den Heimvorteil auch beim Linien-Coaching auszunutzen».
Kassierte im gestrigen Spiel bei den Schweizern die zweite Formation drei Gegentreffer, war es heute nun die Linie um Christoph Meier und Emanuel Antener. Immerhin waren sie aber für den einzigen Treffer bei Gleichbestand verantwortlich. Neben der starken Powerplay-Quote von 71%, ist bis jetzt auch das Unterzahlspiel sehr erfreulich. Vier Mal überstanden die Schweiz eine Boxplaysituation unbeschadet und agierte vor allem bei Ballbesitz clever und schnörkellos.
WM Gruppe A, 2. Spieltag
Finnland - Schweiz 6:4 (4:1; 0:2; 2:1)
Arena Riga, Riga. 3'147 Zuschauer. SR: Larinovs/Gross (LAT).
Tore: 1. (00:48) Lamminen (Salo) 1:0, 4. Kotilainen (Väänänen) 2:0, 7. Johansson (Savonen) 3:0, 9. (08:52) Engel (M. Hofbauer/Ausschluss Kotilainen) 3:1, 10. (09:40) Kukkola (Aro) 4:1, 33. Graf (M. Hofbauer/Ausschluss Aro) 4:2, 36. Antener (Graf/Ausschluss Lamminen) 4:3, 48. Maurer (Kuchen) 4:4, 51. Kailiala (Kukkola) 5:4, 60. (59:57) Salin (ins leere Tor).
Strafen: 6x2 Minuten gegen Finnland und 1x2 Minuten gegen die Schweiz.
Finnland: Kosonen; Väänänen, Aro; Lamminen, Savonen; Kivilehto, Stenfors; Kotilainen, Kukkola, Kailiala; Salin, Salo, Johansson; Manninen, Pylsy, Moilanen; Tiitu, Kohonen.
Schweiz: P. Meier; Berry, Graf; Chr. Hofbauer, Camenisch; Kuchen, Bischofberger; Laely, Braillard, Rüegger; Scalvinoni, M. Hofbauer, Engel; Antener, Chr. Meier, Maurer; Mendelin, Buchli.
Bemerkungen: 58. Time-Out Schweiz, danach ohne Torhüter. Schweiz ohne Wolf und Zürcher (beide nicht eingesetzt).