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Von Pritzbuer: "Gerne noch einmal gegen die Schweiz"
Mit dem 8:3-Sieg gegen Norwegen zeigte Deutschland eine deutliche Reaktion auf die Startniederlage am Sonntag gegen die Schweiz. Der WASA-Verteidiger sprach mit uns nach der Partie über die Deutschen Ambitionen auf den 5. Platz, seine insgesamt sechste WM-Teilnahme und die Entwicklung des Deutschen Teams in dieser Zeit.
![Von Pritzbuer: Von Pritzbuer:](/Public/Images/PhotogalleryPhotos/0437/thumb/570/360/3/43774.jpg)
Herzliche Gratulation zum Sieg gegen Norwegen. Seid ihr auch mit der Leistung zufrieden?
Tino von Pritzbuer: Es war ein sehr wichtiges Spiel, auf das wir seit gestern sehr viel Fokus gelegt haben. Wir haben analysiert, was wir machen müssen. Alles in allem können wir zufrieden sein, dass wir vorne die Tore gemacht haben, die gestern noch fehlten. Hinten standen wir solide, hatten mit unserem Defensivsystem eine gute Kontrolle. Es war eine gute Leistung.
Im Oktober hattet ihr bereits 4:0 gegen denselben Gegner gewonnen. Keine Gefahr, sie zu unterschätzen?
Sie haben mit dem Pressing ein neues Element gebracht, das wir so nicht auf dem Schirm hatten. Aber hier mit dem WM-Modus besteht diese Gefahr nicht, hier ist jeder auf jedes Spiel voll fokussiert. Da arbeiten wir im Team auch sehr professionell und mit viel Vertrauen - Staff zu Spieler und umgekehrt - dass jeder seine Arbeit macht.
Euer Ziel ist der 5. Platz, der die direkte Qualifikation für die World Games bedeuten würde. Auf welche Szenarien habt ihr euch vorbereitet? Ein Exploit gegen Tschechien morgen ist beispielsweise nicht auszuschliessen, aber im Viertelfinal dürften Polen oder Dänemark warten, die es nicht zu unterschätzen gilt.
Das ist tatsächlich vieles Routine. Wir schauen von Spiel zu Spiel, haben aber vor dem Turnier sehr viel über die möglichen Verläufe des Turniers gesprochen. Das hilft uns sehr gut, um jederzeit Klarheit zu haben, welches Spiel welche Bedeutung hat. Die Abläufe vor den einzelnen Spielen sind dann aber immer gleich.
Ein möglicher Gegner im Viertelfinal wäre Finnland, und bei einer Niederlage könnte im Spiel um Platz der Verlierer des Spiels Schweiz gegen Lettland warten. Welchen dieser Gegner wählst du, um mit einem Sieg den 5. Platz zu sichern?
Einen Sieg im Viertelfinal gegen Finnland würden wir natürlich sofort nehmen. Aber morgen steht erstmal das dritte Gruppenspiel gegen die Tschechen an, aktuell schauen wir nur darauf. Wenn es dann soweit kommen sollte, hätte ich nichts dagegen, noch einmal gegen die Schweiz zu spielen, auch um mehr zu zeigen als gestern. Denn wir können noch mehr. Das war auch die Stimmung im Team: Wir waren in erster Linie nicht enttäuscht weil wir verloren haben, sondern weil wir viel mehr können als wir da gezeigt haben. Wenn ich jetzt jemanden wählen müsste, würde ich noch einmal gegen die Schweiz spielen.
Was löst bei dir persönlich der Gedanke an die World Games aus? Dort kann man ja nur mit einem reduzierten Kader mitmachen.
Wenn wir uns qualifizieren würden, wäre ich wirklich Feuer und Flamme, dort zu spielen. Ich habe das Glück, dass ich in den letzten Jahren schon viel erleben durfte und einige tolle Turniere bestreiten konnte, aber bei den World Games wäre ich sofort gerne mit dabei, das wäre noch einmal eine tolle, neue Erfahrung.
Wie sah eure unmittelbare Vorbereitung auf das Turnier aus? Seit wann seid ihr hier?
Dank unserem Headcoach Martin Brückner, der auch in Schweden bei Kalmarsund tätig ist, konnten wir dort ein Camp organisieren. Das war eine super Vorbereitung, wir konnten uns akklimatisieren, an das Land, das Wetter. Wir sind also schon seit einer Woche in Schweden, am Donnerstag kamen wir dann von Kalmar nach Malmö und hatten hier noch einmal einen Tag zum Regenerieren.
Du warst bereits vor zehn Jahren an der WM in Schweden dabei. Wie hat sich das Deutsche Team und das Unihockey in Deutschland seither entwickelt? Zwischendurch wart ihr zweimal Neunter, seid aber nie aus den Top 8 der Weltrangliste gefallen.
Das ist jetzt der dritte oder vierte Trainerstaff den ich erlebe. Ich bin sehr zufrieden, in den letzten Jahren hat sich wirklich sehr vieles positiv entwickelt - finanziell, organisatorisch, die Trainingslager, viel "Drumherum". Und dann natürlich der Trainerstaff: Es ist die dritte WM mit dem gleichen Staff, es herrscht Konstanz im Team und jeder der neu reinkommt, findet funktionierende Strukturen vor. Ich würde sagen, dieses Jahr handelt es sich um das beste Team, das ich erlebt habe.
Du hast noch mit den Mucha-Zwillingen gespielt, ein Jakob Heins ist 20 Jahre jünger als die beiden. Sind es solche Spieler, die aus einem guten Mittelfeld-Team einen Anwärter auf die Top 5 oder gar eine Medaille machen?
Absolut. Diese Extravaganz, die wir glücklicherweise im Team haben, kann alle anderen noch einmal ein Level höher pushen. Es ist wirklich beeindruckend, was Jakob leistet, aber auch, wie alle anderen mitziehen. Alle fighten und geben tollen Effort und das ist die beste Grundlage, um mit einem "Spitzenreiter" wie Jakob die beste Leistung aus dem Team herausholen zu können.
Die erste Unihockey-Newsmeldung, die heute rauskam, war nicht von der WM sondern von deinem Verein WASA. Wann und wie hast du von den beiden Transfers erfahren?
Ich habe das mitgekriegt, schon bevor es öffentlich war. Unsere Leute machen da auch wirklich gute Arbeit, das Team wurde persönlich im Voraus informiert. Es war also keine Überraschung heute - und ich freue mich sehr, Tuukka (Kivioja, die Red.) wieder zu sehen. Nicht nur sportlich, sondern auch persönlich.