08.
12.
2018
Nati Männer A | Autor: Güngerich Etienne

Wo ist der Knopf?

Nachdem die Schweiz im WM-Viertelfinal gegen Norwegen noch einmal mit einem blauen Auge davonkam, bekommt sie es im Halbfinal am Samstagabend (Anpfiff: 19.00 Uhr) mit Schweden zu tun. Während der Rekordweltmeister souverän auftritt, gleicht der Turnierverlauf der Schweizer einer Achterbahnfahrt.

Wo ist der Knopf? Patrick Mendelin gehörte gegen Norwegen zu den besten Schweizern. (Bild: Erwin Keller)

Kaum einmal musste die Schweiz in einem WM-Viertelfinal so zittern wie am Donnerstag gegen Norwegen. Tief in der eigenen Zone stehend und auf Konter lauernd, machten die Nordländer dem Team von David Jansson das Leben schwer. Die Nati biss sich an der norwegischen Abwehr die Zähne aus. Vor allem im zweiten Drittel, als Norwegens Keeper Markus Jelsnes gleich zehn Abschlussversuche abwehrte. Es war auch die Phase, als die Schweiz kurzerhand die Geduld und den Fokus zu verlieren schien. Manuel Maurers Tor zum 2:1 nur 68 Sekunden nach Aufnahme des letzten Drittels kam genau zur richtigen Zeit und beruhigte die Schweizer Gemüter.

Kronberg bescherte zitternde Hände
Nicht wenige dachten, dass jetzt der Bann gebrochen sei. Zwei, vielleicht auch drei oder vier weitere Tore folgen würden und die Pflichtaufgabe wieder einmal überstanden sei. Doch mit jedem vom Goalie oder der Verteidigung abgeblocken Schuss stieg das Selbstvertrauen und der Mut der Norweger. Ketil Kronberg (der Oldie bestreitet in Prag seine zehnte WM) krönte den norwegischen Höhenflug in der 57. Minute mit dem 2:2. Den Schweizern begannen die Hände zu zittern, was nach Spielschluss von verschiedenen Seiten bestätigt wurde. Aber auch trotz dem mentalen Nachteil fanden sie irgendwie einen Ausweg aus dieser misslichen Situation.

«Natürlich hätten wir viel produktiver sein müssen», sagt David Jansson, der auch für diese unvorhergesehene Situation einen Plan in der Hinterhand hatte, «weil Norwegen ein paar gute SSL-Spieler hat und wir schon vor zwei Jahren Mühe hatten». Der Schwede gibt zu, dass auch er nach dem 2:2 nervös wurde. Logisch, denn ein dummer Ballverlust, eine unnötige Strafe oder ein Missverständnis hätten die Partie entscheiden können - zu Ungunsten der Schweiz. Und das wäre ohne Zweifel ein Desaster gewesen. Doch Tim Braillard lenkte - mit einem eigentlich ziemlich einfachen Tor kurz nach Beginn der Verlängerung - wieder alles in die gewohnten Bahnen. «Neun von zehn Mal schlagen wir Norwegen, weil wir besser sind. Irgendeinmal kann es auch mal eng werden», meint Jansson und legt dabei bereits die richtige Einstellung an den Tag. Abhaken und vorwärtsschauen. Gewinnt man am Samstag den Halbfinal, wird niemand mehr nach den Gründen für den verkrampften Viertelfinalsieg fragen. Doch dort wartet nun, weil man das letzte Gruppenspiel gegen Tschechien verloren hat, Schweden statt Finnland.

Weisse Weste für zweite Linie
Der Rekordweltmeister tritt in Prag wieder wie zu seinen besten Zeiten auf. 5:4, 9:1, 25:0, 14:1. So lauteten die Resultate der Mannschaft von Mikael Hill im bisherigen Turnierverlauf. Der 46-Jährige hat der Nationalmannschaft wieder eine frische Identität verliehen, nachdem die Auftritte vor zwei Jahren in Riga eher schleppig, pomadig und uninspiriert wirkten. «Wir fühlen uns ganz anders als noch in Lettland. Das ist auch ein grosser Verdienst unseres Trainers», erklärt Johan Samuelsson, der zugleich erwähnt, dass die Schweiz in den letzten zwei Jahren deutliche Fortschritte erzielt hat. Sein Trainer Mikael Hill wuchs übrigens wie Jansson in Jönköping auf, trat gegen den Nati-Trainer in der SSL schon mehrere Male an. «Er ist immer gut vorbereitet und sehr detailbesessen. Die Spiele gegen ihn sind als Coach immer sehr spannend», meint er.

Im Gegensatz zum achtfachen Weltmeister verlief das bisherige Turnier für die Schweiz eher wie auf einer Achterbahnfahrt. 30 gute Minuten gegen Lettland, ein starkes Spiel gegen Deutschland, der Rückschlag gegen Tschechien und viel Mühe gegen Norwegen. «Ich habe immer noch das Gefühl, dass wir irgendwo noch einen Knopf drücken können. Manchmal spielten wir zu wenig Schweizer Unihockey», erzählt Jansson, ohne dabei vertieft ins Detail gehen zu wollen. Trotz allem sollte man aber auch die guten Phasen im Schweizer Spiel, die es durchaus gab, nicht ausser Acht lassen. Das viel erwähnte starke Kader ist tatsächlich breiter geworden, Ausfälle von wichtigen Spielern wie beispielsweise Manuel Engel werden leichter aufgefangen. Das Coaching-Trio um Jansson, Luan Misini und Esa Jussila nutzte zuletzt auch die Rotationsmöglichkeiten clever aus. So gehörte zum Beispiel gegen Norwegen Patrick Mendelin (der Basler kam zur Spielhälfte neben Christoph Meier und Manuel Maurer zum Zug) zu den besten Spielern, nachdem er gegen Tschechien noch 60 Minuten zuschauen musste. Überhaupt spielt diese Formation, abgesichert von den Abwehrspielern Heller und Bischofberger, bis jetzt ein sehr gutes Turnier und weist mit 9:0 eine hervorragende Plus/Minus-Bilanz auf.

Lieber im Halbfinal statt im Final
Anders sieht es bei der Linie um Captain Matthias Hofbauer aus, die nur im Spiel gegen Deutschland mit einer positiven Bilanz vom Feld ging. Das könnte bei der Schweizer Trainercrew Gedanken zu ein paar Wechseln im Lineup aufwerfen. Zu viel dürfen sie aber auch nicht auf den Kopf stellen, weil es gegen Schweden drei gute Linien braucht und zwei Schweizer Formationen ja bisher gut funktioniert haben. Ganz sicher wird sie sich aber einen Plan zurechtlegen, welche zehn Spieler bei einer womöglich frühen Forcierung von zwei Linien zum Zug kommen werden. Hofbauer und Jan Zaugg sind aus der erwähnten Formation momentan eigentlich die einzigen Kandidaten, auf die man auch in diesem Fall fast nicht verzichten kann. Weil auch Schweden zuletzt sein Linien-Coaching den Schweizern angepasst hat, wird es äusserst interssant sein zu beobachten, welche personellen Entscheidungen hinter den jeweiligen Trainerbänken getroffen werden. "Es ist nun an der Zeit, All-In zu gehen», ist Jansson überzeugt. "In taktischer Hinsicht sind wir gut auf Schweden vorbereitet. Wir bekommen es lieber im Halbfinal statt im Endspiel mit ihnen zu tun."

Zu lange will man sich also im Schweizer Lager nicht mehr mit dem harzigen Viertelfinalspiel befassen. Das Wichtigste ist für den Schweizer Trainer sowieso, dass man sich an einer WM steigern kann. Dies gelang einem Schweizer Team schon lange nicht mehr. Dementsprechend kann man es auch so sehen: nach dem Norwegen-Spiel ist für die Schweiz eine Steigerung nicht als logisch, während die Schweden eigentlich gar nicht mehr viel besser spielen können. Auch Mikael Hill ist sich bewusst, dass die Schweiz gegen sein Team ganz anders auftreten wird, als noch gegen Norwegen. Überheblichkeit ist beim schwedischen Coach jedenfalls keine auszumachen. Auf die Frage, ob er lieber Tschechien oder die Schweiz als Halbfinalgegner gehabt hätte, antwortet er: «Am liebsten wäre mir Norwegen gewesen.» Das hört sich zuerst wie ein Witz an, doch Hill meint es ernst und zollt dem Schweizer-Team damit nur seinen Respekt. Er weiss: alles was vorher war, zählt nicht mehr. Es geht nur noch um dieses eine Spiel, in dem wieder einmal alles passieren kann.

WM-Halbfinals

Samstag, 8. Dezember
Tschechien - Finnland
16:00 Uhr - O2-Arena, Prag

Schweden - Schweiz
19:00 Uhr - O2-Arena, Prag

 

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