02.
2020
Afrikanische Freude
Man muss nicht immer gewinnen, um sich über ein Tor ausgiebig freuen zu können. Dies bewies die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste an der WM-Qualifikation in Poprad eindrücklich. Der Jubel über das erste Tor, verdient die Aufnahme als unser «Video der Woche» allemal.
Die Geschichte ist bekannt: erstmals in der Chronik des Unihockeys nahm an der WM-Qualifikation mit der Elfenbeinküste ein afrikanisches Team teil. Da die Ivorer aber nur mit sechs Feldspielern und einem Torhüter (der eigentlich gar keiner war) antrat - anderen Spielern wurde ein Einreisevisum verweigert - entschied der IFF, dass die Spiele der Elfenbeinküste nicht offiziell gewertet werden. Mitspielen durften sie aber - und das taten die Ivorer mit vollem Einsatz.
Natürlich blieben die Westafrikaner im Startspiel gegen eine Top-Nation wie die Schweiz chancenlos. Aber die physische Performance ist ihnen nicht hoch genug anzurechnen - wer schon einmal ein Spiel mit weniger als zwei Sturmreihen absolviert hat, weiss, wie kräftezerrend das ist. Die Ivorer schlugen sich aber vor allem in physischer Hinsicht wacker und kamen ganz am Ende sogar noch zu einer Grosschance.
Zum Turnierabschluss gaben die Ivorer noch eine akrobatische Einlage. (Bild: IFF)
MVP Henry E. Oga
Ein Torerfolg blieb ihnen da noch verwehrt, doch im zweiten Spiel gegen Belgien war es dann so weit: in der 51. Minute sicherte sich Henry E. Oga einen Eintrag im Geschichtsbuch, nachdem er das erste Tor für ein afrikanisches Land an einer WM-Quali erzielte. Ok, die Auslösung kam zwar wohl kaum aus einem taktischen Lehrbuch, aber Oga bewies, was man mit Kampf, Wille und Entschlossenheit erreichen kann. Der folgende Jubel war schlicht sensationell, der Treffer wurde bejubelt, als wäre die Elfenbeinküste gerade Weltmeister geworden.
Der flinke 16-jährige Oga, der in der Heimat für Saint Bernard FC spielt, wurde zum Turnierende völlig verdient zum wertvollsten Spieler seiner Mannschaft ausgezeichnet. Schliesslich war er es, der im abschliessenden Spiel gegen Italien zwei weitere Male einnetzte. Auch diese Tore wurden selbstverständlich frenetisch bejubelt. Man kann sich aus sportlicher Sicht darüber streiten, ob es sinnvoll ist, solche Spiele auszutragen und kleine Unihockey-Nationen abschlachten zu lassen. Aber wenn man die Freude und den Stolz bei den Ivorern sah, wenn sie ein Tor erzielten oder nach Spielschluss mit Tränen in den Augen die Auszeichnung des besten Spielers entgegennahmen, muss man sagen, dass es trotzdem schön ist. Oder hat man schon einmal einen Kim Nilsson, Peter Kotilainen oder Jan Zaugg nach einer Niederlage einen Salto vorführen sehen?