12.
2015
Video der Woche
Die Weltmeisterschaft der Frauen in Finnland brachte erfreulicherweise viel guten Sport. Das ganz grosse Kino gab's im Halbfinal zwischen Tschechien und Finnland. Schon jetzt ein legendäres Spiel.

Die WM im finnischen Tampere ist zwar schon ein paar Tage her, kurz Zeit zurück zu blicken, bleibt trotzdem noch. Als 08/15-WM werden die «Magical Together»-Spiele in Tampere nicht in die Geschichte eingehen. Erstmals wurde ein WM-Final überhaupt im Penaltyschiessen entschieden. Aber auch dort gelang es dem ewigen Aussenseiter Finnland nicht, das übermächtige Schweden zu bezwingen.
Auch wenn der umstrittene Penalty My Kippiläs noch heute zu reden gibt - siehe Kommentare in unserem Artikel Es fehlte ein My bei Mys Penalty -, das ganz grosse Drama war der Halbfinal zwischen Finnland und Tschechien. Ein Sieg der Finninnen war Pflicht, die ganze Salibandy-Nation fieberte dem Final gegen Schweden hin. Mit diesem im Hinterkopf knorzten sich die finnischen Frauen mehr schlecht als recht durchs Spiel. Es brauchte schon ein umstrittenes 1:0 - die schwedischen Schiedsrichterinnen unterbrachen die Partie nicht, obwohl die Tschechin Michaela Mlejnkova (Red Ants Winterthur) verletzt am Boden lag -, damit Finnland in Führung gehen konnte. Nach zwei Dritteln führten aber die Osteuropäerinnen und bei manch einem der 4676 Zuschauer kamen Erinnerungen an den WM-Halbfinal 2004 hoch, wo die tschechischen Männer Gastgeber Schweiz ein Schnippchen schlugen. Noch nie standen Tschechiens Frauen in einem WM-Final bei den Aktiven.
Im Powerplay glich Finnland trotzdem noch aus und viereinhalb Minuten vor Schluss nach Karoliina Kujalas 3:2, schien alles den erwarteten Verlauf zu nehmen. Mit dem Mute der Verzweiflung ersetzte Tschechien seine starke Torhüterin Lenka Kubickova durch eine sechste Feldspielerin. Die erstaunlich schlecht postierte finnische Box «vergass» die seitlich stehende Hana Konickova, die zuvor mehrmals ihren Teamkolleginnen anzeigte, «spielt mir den Ball». Die Vorlage Eliska Vratnas vollendete sie mit einer Volleyabnahme Marke «Tor des Jahres» 19 Sekunden vor der Sirene zum 3:3. Unglaublich.
Noch viel unglaublicher war aber, was im Anschluss an das Tor passierte. Statt nach dem gewonnenen Bully den Ball in den eigenen Reihen zu halten und die Uhr runterlaufen zu lassen, drosch Tschechiens Verteidigerin Martina Capkova den Ball sofort unbedrängt in die finnische Hälfte. Wohl einer der schlechtesten Entscheide ever in einem WM-Spiel. Jonna Mäkelä fing den Ball ab und wenig später konnte Elina Kujala ein letztes Mal abziehen. An drei Tschechinnen vorbei flog der Ball aber neben das Tor.
Was dann kam, wird wohl für immer als «Kubickova Tor» in die Geschichte eingehen. Die tschechische Hüterin wollte den von der Bande wegspringenden Ball fangen, verfehlte ihn aber und boxte ihn tatsächlich ins eigene Tor. Drei Sekunden vor Schluss. 16 Sekunden nach dem Ausgleich. Im WM-Halbfinal. Untröstlich vergoss Kubickova nach Spielschluss Krokodilstränen. Unterstützung bekam sie aber von Captain Denisa Billa. Es sei nicht Kubickovas Fehler entscheidend gewesen, in einer Mischung aus Euphorie und Verwirrung hätten sie den Ball unverständlicherweise zu früh abgespielt, so Billa.
Die unglaublichen letzten Sekunden des WM-Halbfinals gibt's ab 2:00:50 zu sehen. In der anschliessenden Zusammenfassung ist auch gut zu sehen, wie stark Kubickova während des (fast) ganzen Spiels hielt.
Roman 80.218.4.160
18. 12. 2015