01.
2012
Der Erste
Vorneweg. Ich habe meinen Karrierehöhenpunkt mit der Teilnahme am Media-Game im Rahmen der Damen WM verpasst. Aus rätselhaften Gründen habe ich es nicht in das unihockey.ch-Kader geschafft. Dabei hätte ich doch gerade neben dem atemlosen „Brichtli-Brünzler" Voneschen eine so sensationelle Figur abgegeben. Es wurde mir aber von den Teamverantwortlichen verwehrt mit der haltlosen Ausrede: „Sorry, d‘Akquisition isch scho abgschlosse gsi." Ich erachte es als Zeichen des schlechten Gewissens und der Wiedergutmachung, was gleichzeitig aber auch ein Schuldeingeständnis darstellt, dass mir nun als talentfreier Schreiberling die Ehre zu Teil wird, als Erster die neu gestaltete unihockey.ch Seite mit einem feierlichen Blog zu entjungfern. Ich fühle mich ein wenig wie der Leuenberger Moritz als er noch mit einer Schere bewaffnet die roten Bändeli zu Tunneleröffnungen zerschneiden durfte.
So bin ich natürlich Stolz an dieser Stelle der Erste zu sein. Ein Umstand, der mir sonst nur im Zusammenhang mit dem Frühstücksbuffet gelingt. Neben Stolz, verspüre ich aber auch einen unheimlichen Druck. Man erwartet zum Neustart schlicht ein Meisterwerk. Hier und jetzt. Auf den Punkt genau. Die Tatsache der Erste zu sein macht es noch schwieriger, denn den Ersten vergisst man nie. Nie. Niemals. Man erinnert sich immer an den Ersten. Frauen an den ersten Kuss, an das erste Mal, an die erste Handtasche. Männer an das erste Auto, das erste Tor, an den Erstplatzierten in der Lauberhornabfahrt. Der Erste zählt. Der Erste bleibt in Erinnerung. Zum Beispiel erinnert sich niemand an den zweiten Menschen auf dem Mond. Nein. Der Erste hingegen, Neil Armstrong, den kennt man einfach. Erster Unihockey-Schweizermeister der Herren? Genau, UHC Grün-Weiss Zürich. Kennt man einfach.
Mit dem Druck des Ersten, habe ich mich auch unheimlich schwer getan mit der Themenfindung für den heutigen Beitrag.
Anfänglich wollte ich ein kleines Informationsschreiben verfassen und alle nochmals auf die bevorstehende Zeit mit den Playoff-Bärten hinweisen. Damit einige Glatthäuter in der Liga auch frühzeitig mit der Flaum-Aufzucht beginnen können. Gerne hätte ich dabei auch noch etwas darüber debattiert, was Mann in diesen Playoffs trägt, was gerade Mode ist. Ist es zum Beispiel der klassische Vollbart wie ihn uns die Könizer-Stilikone Djurling Fredi schon seit Saisonbeginn präsentiert oder erlebt der klassische und edle Schneuzer auch in der Unihockeyszene seine Renaissance? Wie tragen die Nati-Spieler die Haarpracht im Gesicht? Gibt es Lösungen für Spieler ohne Barthaare? Was würde Jeroen Van Rooijen dazu sagen? Fragen über Fragen. Eigentlich ein wichtiges Thema, das behandelt werden müsste, aber reicht es für einen Ersten? Hat es das Zeug um niemals vergessen zu gehen? Ich empfand es als eine etwas sehr haarige Geschichte, in der die selbsternannten Unihockeyexperten im Forum am Ende nur noch das Haar in der Suppe suchen würden und liess die Idee fallen.
Kurze Zeit später überkam mich der Gedanke, dem Coray Felix noch einen kleinen Abschiedsbrief zu widmen. Sorry, der erfolgreichste Trainer der Schweiz hätte es verdient, besonders bei einem so unrühmlichen Abgang wie ihm geschehen. Bestimmt hätte er sich über einige Zeilen gefreut. Nach seinem Weltmeistertitel 2005 in Singapur bekam er ja sicherlich auch die eine oder andere Dankeskarte. Vielleicht auch Liebesbriefe? Ein Liebes-Abschieds-Brief für Fige, dass hätte für einen Ersten durchaus das Potenzial gehabt. Doch warum einen Brief schreiben, wenn man ihn anschliessend doch nicht versenden kann? Ich kann ja nicht Weihnachtsmann Coray drauf schreiben und hoffen, er komme dann beim Felix an. Also liess ich dieses Thema aufgrund der fehlenden Anschrift sein.
Am Sonntagabend nach der Live-Übertragung des Cup-Halbfinals im Schweizer Sportfernsehen überkam mich dann noch dieses innere Verlangen jemanden mit einem dummen Kommentar zu belehren und eine Art Entwicklungshilfe zu leisten. Durchaus vergleichbar mit dem Forum, wo ja immer wieder erfolgreiche Entwicklungshelfer das Wort ergreifen. So wollte ich versuchen mit einem kleinen Text-Rätsel dem Wolf Mark durch die Blume mitzuteilen, dass der SML-Vertreter aus Kloten seit dem Jahre 2000 nicht mehr die „Giants" sondern die Jets sind. Als Unihockey-Laie fiel mir nämlich dieser Aussetzer bei seinen sonst tollen Kommentaren sofort auf. Um daraus aber gleich ein Entjunferungs-Blog zu gestalten, empfand ich den Vorfall als zu nebensächlich und irgendwie auch sehr unromantisch für ein bleibendes erstes Mal.
So sitze ich halt noch immer hier, ohne Thema dafür mit Druck, dem Wissen „Yes, ich bin der Erste - geilo" und warte auf eine Eingebung, von irgendwo her. Nur es kommt nichts, was gerade beim ersten Mal gewisse Selbstzweifel und Verunsicherung hinterlassen kann. Und so wird dieser erste Blog auf der neu gestalteten unihockey.ch Seite-mit Sicherheit kein Meisterwerk und damit nicht viel anders wie so oft das erste Mal. Schön, nett, aber nichts Besonderes!