02.
2014
Die Seifenblase Sport
In Chur Sportbegeisterter und/ oder -treibender zu sein, bedeutet schon seit Jahren, dass man ein gehöriges Mass an Toleranz mitbringen muss. Das hat sich seit dem vergangenen Wochenende (Nein an der Urne zu wichtigen Sportbauten) tatsächlich noch akzentuiert.
Nicht nur, dass die Grossregion Chur letztes Jahr die Kandidatur zu den Olympischen Spielen in Graubünden locker lässig versenkt hat, so schafft sie es noch viel einfacher bei einer kleineren Vorlage, wie dem Ausbau einiger Sportanlagen.
Drei Grossfeldhallen und eine Menge Kleinfeldhallen waren schon damals zu wenig für alle Sportvereine in Chur. Aufkommende Sportarten reih(t)en sich bei der Vergabe von Hallenzeiten hinten an und erhielten die Restposten.
Geändert hat sich seit meinen Anfängen wenig. Geblieben aber ist die Frustration über ein einig Volk von Ignoranten, denen ihr langer Schatten im Wege steht und einer Stadtverwaltung, die ihren Arsch ebenfalls nicht hoch bekommt und es nicht fertig bringt, ein akzeptables Projekt zu präsentieren, das Kosten und Nutzen unter einen Hut bringt.
Die infrastrukturellen Mängel sind in einigen Sportanlagen mehr als augenfällig. Renovationsbedürftig ist nur ein Vorwort. Abbruchreif wäre passender. Einige Projekte werden seit Jahrzehnten auf die lange Bank geschoben. Dem nicht genug, so reitet der Amtsschimmel in allen Bereichen seine traurigen Runden.
Wir sind leider nicht alleine.
Sehen wir in die Bündner Exklave Zürich, dann ist es auch dort nicht wesentlich besser mit dem Hallen- respektive Stadionbau. Auch hier ist es eine Kombination von Stimmvolk und städtischem Verwaltungsmief, der ein ums andere Mal die Stadionträume platzen lässt.
Die Realität scheint tatsächlich zu sein, dass Sport in der Schweiz nicht mehr diesen Stellenwert erfährt, den er gesellschaftlich vor Jahren hatte. Nicht das früher alles besser gewesen wäre. Aber immerhin war die Zahl der Aktiven (oder Interessierten) wesentlich höher als diejenige der passiven Sesselfurzer, die regelmässig zukunftsweisende Projekte torpedieren.
Sport als Lebensschule muss ja nicht zwingend Leistungssport sein. Nur schon die Erfahrungen, die unsere Jugend mit dem gemeinsam Erlebten heranwachsen lässt, kann ihnen für die Zukunft Perspektiven eröffnen, die ihnen vor der Spielkonsole definitiv verschlossen bleiben.
Wie soll ich meinen beiden Jungs in einigen Jahren erklären, warum sie besser Geige spielen und nicht Sport treiben sollen/ können, da es in den Churer Sportanlagen- Garderoben aussähe wie in rumänischen Schlachthöfen, Einsturzgefahr drohe oder man wegen der Kakerlaken nicht mehr duschen könne? Und dies wohlgemerkt, weil sich die Bevölkerung und die Stadt nicht für den Sport und somit auch nicht für die Jugend interessieren würde.