01.
2014
Durchhalten und Profitieren
Meine ersten Spiele auf NLA-Niveau waren unter anderem am Vorgänger des Champy Cup. Damals - vor gefühlten dreissig Jahren - fand der Torpedo Cup in der Neujahrswoche in Chur statt. Neben den drei Bündner Vereinen spielten Teams wie zum Beispiel der HC Rychenberg Winterthur an diesem Turnier mit. Ich durfte als Elitejunior weitere Spielpraxis sammeln, was ich nur allzu gerne und motiviert tat. Mit wehenden Haaren versuchte ich mein Glück als Verteidiger auf dem Feld, das damals noch mit Holzbanden begrenzt war. Spieldauer 2x20 Minuten, dafür nicht effektiv gestoppt.
Als letzter Mann (oder viel mehr schmächtiger Jüngling) trabte ich auf dem Feld herum. Bei einem meiner Einsätze löste ein Rychenberger mit einer Bananenflanke aus, die sich knapp hinter der Feldmitte senken sollte. Als letzter Mann wollte ich mir den Ball vor dem heranstürmenden Gegner locker mit einem Telemarkausfalllschritt sichern. Leider sprang der Ball zwar am vorausgeahnten Punkt auf, aber irgendwie flutschte er trotzdem durch mich hindurch. Ein anderer Rychenberger bedankte sich, lief alleine auf unseren Torhüter und netzte locker ein. Wenig später geschah mir das gleiche nochmals mit ebensolchem Ausgang.
Ich durfte trotzdem weiterspielen.
Die Moral von der Geschicht': Der Trainer hatte entweder keine Alternative für mich oder er wollte bewusst sehen, wie ich mich aus dieser für einen 18-jährigen Newcomer nicht ganz einfachen Situation befreite.
Dieses Stahlbad der Gefühle, der sich junge Spieler ausgesetzt sehen (müssen), gehört zum Sport dazu. Und lehrt sie viel mehr, als es Theorien, Gespräche oder Standpauken je tun könnten. Vor allem in der mentalen Ausbildung der Jungs ist es wichtig, dass der Trainer ihnen das Vertrauen ausspricht und sie auch einsetzt. Immer vorausgesetzt, dass sie spielerisch und auch mental dazu bereit sind. Und vor allem an ihnen festhält, wenn sie Fehler machen. Sie nicht auswechselt, sondern sie wieder und wieder aufs Feld schickt. Diese Situationen müssen sie durchleben, am besten mehrfach. Nur so lernen sie, mit Enttäuschungen und persönlichen Rückschlägen umzugehen. Wird das Geschehene auch noch in Gesprächen nachgearbeitet, ist der Lerneffekt immens.
Um dies aber durchzuziehen, braucht es einen entsprechenden Trainer. Einen, der sich dieser (Lern-)Situation bewusst ist, dass er in die Zukunft investiert und eventuell kurzfristig Niederlagen einfährt. Er dafür aber Spieler entwickelt, die gestärkt aus Rückschlägen hervorgehen (werden).
Ein Paradebeispiel dafür ist natürlich der HC Davos mit Arno Del Curto, der es wie kein anderer versteht, junge Spieler an das NLA-Niveau heranzuführen. Natürlich steckt dahinter ein riesiger Aufwand an Vor- und Nachbereitung. Aber der Erfolg (das Durchsetzungsvermögen) der jungen Davoser gibt ihm recht.