03.
2009
Kehren die verlorenen Söhne heim?
Nach Jahren der Wanderschaft kommen alle wieder an ihren Ursprung zurück. Die besten Beispiele geben dabei die Heimwehbündner ab. Jahre lang ziehen sie durch die Strassen Zürichs, von Party zu Party, zügeln mit ihrem hübschen Dialekt, dem unwiderstehlichen Berglercharme die heissen Zürcher Szene- Bräute ab, um im gesetzteren Alter reich und fett wieder gen Osten heimzukehren. Spätestens wenn die eigenen Kids ins schulische Alter treten, zieht der Nachkomme Jürg Jenatschs die heile Bergwelt dem Chrais Chaib für die Aufzucht des Nachwuchses vor.
Die Wanderjahre dienen der Weiterbildung im Allgemeinen und der Horizonterweiterung im Speziellen. Sie erlauben Erfahrungen, die zu Hause Gebliebene wegen ihren wachsenden Scheuklappen nie machen werden. Vor allem in kleinstädtischen Verhältnissen, wie sie in den meisten Schweizer Orten vorherrschen, ist der Wald meist so dicht, dass man ihn vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Alles Neue und Fremde wird zur Gefahr und ängstigt den schweizerischen Kleingeist ein, bedrängt sein kleines Gärtchen.
Darum fordere ich, dass jeder Spieler mindestens einmal in seiner Karriere für wenigstens ein Jahr bzw. Saison den Klub inklusive Kanton oder Land wechseln MUSS. Ich werde dies anlässlich einer ordentlichen Nationalliga- Präsidentenversammlung beantragen. Natürlich müssen noch einige Details geklärt werden. So dürfen zum Beispiel nicht alle gleichzeitig zu Wiler. Ausgewählte Spieler dürfen zum Schlusslicht der Liga. Hier gilt der Grundsatz: Wer nicht schnell genug einen besser platzierten Klub findet, zieht die berühmte Arschkarte und muss in den sauren Apfel beissen. Kriterium könnte die Strafenstatistik oder die Sympathiebekundung in der Halle sein. Es gäbe dann eine Kontingentierung an Plätzen in den Klubs und eine Aufschlüsselung über die interkantonalen Wechsel.
Für den sauberen Ablauf und die Einhaltung dieser Transferflut wäre eine Stelle beim Verband neu zu schaffen: der Transfersupervisor. Er wäre Herr über die Anzahl fremdkantonaler Spieler, würde Unterkünfte, GA's, Studien- oder Arbeitsplätze, Mitfahrgelegenheiten usw. organisieren. Zusätzlich wüsste er immer als einer der ersten über die bevorstehenden Wechsel Bescheid. In dieser Position hätte er sogar die Allmacht, Spielerwechsel zu seinem Lieblingsklub zu forcieren, denn er wüsste ja immer, wo wer hingeht bzw. eben nicht und wann welche Kontingente zu besetzen wären. Schmiergeldzahlungen, mafiöse Verhältnisse, inzestuöse Machenschaften - Verbandsnormalitäten eben - würden endlich auch unseren Verband einholen.
Dieser kleine Exkurs soll darauf aufmerksam machen, dass die Ankündigung - oder ist es mehr eine Androhung? - nächste Woche bekannt zu geben, wer der Auslandspieler wohin wechseln wird. Vermag Kollege Siegenthaler sie alle in ein Boot zu holen oder entscheidet sich der eine oder andere doch für einen alternativen Verein? Es wäre angesichts der drohenden Einseitigkeit im Ligaalltag zu wünschen. Eventuell bleibt alles Spekulation und sie bleiben im hohen Norden, was wiederum ihre Persönlichkeit weiterentwickeln würde. Ja, sie könnten sich sogar emanzipieren, von ihren äusseren Einflüssen und wenigstens einmal den eigenen Weg gehen. Aber eben, irgendwann kehren sie ale wieder Heim. Früher oder später.