01.
2013
Pep Guardiola – Supertrainer
Ein Supertrainer für die Super-Bayern. Aber was macht den Supertrainer aus?
Wortgewaltig.
Ich erinnere mich an ein Länderspiel Mitte der 90-er Jahre, knapp nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Prag gegen die Tschechen. Die russischen Panzer fuhren um die Halle, während draussen die Protestbewegungen für die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei skandierten. Die Garderoben glichen einem Schlachthaus, die Halle abbruchreif und der Boden war eher eine Betonrampe, als Parkett. Wir verloren das erste Spiel gegen die Tschechen, „die mit Holzstöcken und Strassenschuhen mehr Motivation an den Tag legen", als wir verwöhnten „Pinggel" mit dem Adidas Swiss und den ersten Kevlar-Prügeln. Höhepunkt neben dem Straftraining anstelle des obligaten Ausgangs irgendwo in irgendeiner Halle, wahrscheinlich in der Bronx Prag's, war die Pausenansprache in eben jener Graderobe. Hinsetzen, Licht aus und das Donnerwetter brach über uns herein. Die Wände zitterten und die ansonsten schon eisige Kälte der Garderobe schien in Sekundenbruchteilen gegen den absoluten Nullpunkt zu sinken. Geholfen hat es übrigens nichts.
Motivator.
Nationalmannschafts-Trainingslager in Davos, ebenfalls in den 90-er Jahren. Des Cheftrainers Versuch der Motivation mit Hilfe des gewollten Wutausbruchs während einer Theorie. Folgende Situation: alle sassen im Halbkreis um den Trainer. Die von ihm angesprochenen Trainingsleistungen waren wohl wirklich nicht sonderlich gut, was er uns so auch mitteilte. Aus seinem hochroten Kopf sprudelten die Worte nur so auf uns runter. Die Eruption der Gefühle endete mit dem Wurf einer Videokassette in die Mitte des Kreises. Die Kassette blieb ganz. Dann Stille. Der Blick in die Runde zeigte deutlich die „erschütterten" Gemüter der Angesprochenen... Gebracht hat auch das bekanntermassen nichts.
Warlord.
Bei einem Derby in einer Kantonshauptstadt Ende der 90-er Jahre soll einer der beiden Trainer im Tarnanzug in die Kabine gekommen sein, kriegsbemalt und mit martialischem Auftritt. Es sei nun Krieg und alles ausser dem Sieg und der Vernichtung des Gegners zähle rein gar nichts. Wer nicht bereit sei, sich zu opfern, gehöre nicht hier her. Die schockierten Gesichter der Spieler seien noch beim Einlauf weiss gewesen. Ob diese Massnahme gefruchtet hat?
Emotionswunder.
Während eines Meisterschaftsspiels von Rot-Weiss Chur Anfang des neuen Jahrhunderts hatte uns Verteidiger der damalige Trainer auf ein abwehrtechnisches Problem aufmerksam gemacht, vor das uns unser Gegner zum wiederholten Male gestellt hatte. In der Annahme, es mit dem taktischen Hinweis erledigt zu haben, verschwand er zurück hinter die Spielerbank. Bei meinem nächsten Einsatz passierte leider genau das gleiche wie die Male vorher und unser Gegner kam zu einer hochkarätigen Chance. Als sich meiner einer wieder auf die Spielerbank setzen wollte, flog mir unser Chef mit der Zornesröte im Gesicht und Schaum weissen Mundwinkeln über die Spielerbank entgegen. Entgegen anderer Gerüchte riss er sich bei dieser Aktion weder Fuss- noch Kreuzbänder. Zum Glück sass ich damals weit genug weg von ihm... Wir gewannen das Spiel.
Ob Pep auch bei Bayern auf diese Mittel zurückgreifen wird, wage ich zu bezweifeln. Wie meinte doch Zlatan „Ibra" Ibrahimovic bei seinem Abgang nach einjährigem Sabbatical in Barcelona: „Wie Schuljungen hängen gestandene Spieler an seinen Lippen, machen keinen Pieps und folgen dem „Philosophen" wie eine Schar dummer Schafe." Das Resultat ist ja bekannt: Barca wurde mit und trotz „Ibra" spanischer Meister.