09.
2008
Stillstand unter der Käseglocke
Nun hat also schon wieder die neue Saison begonnen. Alle sind gespannt auf die neuen Gesichter und die Derbys, auf den Europacup und die WM. Aber sind wir wirklich auch weitergekommen mit dieser Sportart in der Schweiz?
Wenn man sich so überlegt, was in den vergangenen Jahren über Professionalität und Entwicklung dieser Sportart in der Schweiz erzählt und versprochen wurde und wo wir im Moment stehen, könnte man sich schon fragen:
Wo führt das hin?
Kommt da mal ein Durchbruch in den Medien?
Oder sind wir eigentlich nur älter geworden?
Klar, eine hochprofessionell organisierte Geschäftsstelle, ein teurer Verwaltungsapparat, Weisungen und Transferreglemente den Bach runter, sogar eine Transferperiode, die es nur in der Schweiz gibt und sich ohne Patentschutz bis heute gehalten hat. Das haben wir. Millionenschwere Sponsoringverträge und eine sehr grosse Akzeptanz bei denen, die es wissen. Das muss einmal zuerst erarbeitet werden.
Natürlich haben wir auch eine Zeitschrift die jedem lizenzierten Spieler zugestellt wird, künstlich erhalten mit Geldern, die für die Lizenzen einkassiert werden . Könnte man es nicht einmal mit einer Zusammenarbeit mit der anderen Fachzeitschrift versuchen, die von Leuten gemacht wird, die etwas von dieser Sportart verstehen und dann das Produkt am Kiosk verkaufen?
Wenn ich ans Fernsehen denke, kommt mir immer noch der KTV Muotathal und Monika Fasnacht in den Sinn, die gesagt hat „holt die Kinder ins Wohnzimmer, in fünf Minuten kommt Unihockey." Oder habe ich da etwa 30 Sekunden verpasst?
Wenn ich an die Nationalmannschaft denke, habe ich ein bisschen Angst, dass es es denen so ergeht wie Roger Federer, wenn er an die Olympiade reist und weiss, dass er nach der Rückkehr sicher die Nr. 2 auf der Welt sein wird. Die Nati reist an die WM nach Tschechien und weiss, dass sie nach der Rückkehr von den Tschechen in der Hierarchie überholt wurde. Zumindest im Medienbereich oder bei der Anzahl Lizenzen steht das unmittelbar bevor oder ist schon passiert.
Selbstverständlich haben wir nicht die gleich grosse Anzahl an lizenzierten Spielern wie die Schweden, die aus dem Vollen schöpfen können, um eine Nationalmannschaft zu bilden. Nur ist das die Standardausrede seit über 25 Jahren. Soweit ich mich erinnern kann, kenne ich keinen Schweizer, der gegen Schweden einmal ein Länderspiel gewonnen hat (nur Schweizerinnen). Andere Nationen mit ähnlich grossen Lizenzzahlen haben das aber geschafft. Und sie sind wöchentlich im Fernsehen präsent, zum Teil mit Liveübertragungen. Klar, die Mentalität ist halt hier ein bisschen anders. Und wenigstens haben wir ja unser „Star -Game", das seit Jahren mit sehr viel Geld künstlich am Leben erhalten wird und eigentlich niemanden interessiert. Aber vielleicht kommt das ja noch .
Wenn man heute Schweden und Finnland mit der Schweiz vergleicht, sieht man, dass die Budgets der schwedischen Vereine innerhalb von vier Jahren vervierfacht wurden und dass in fast allen Bereichen die Schere wieder aufgegangen, die Differenz wieder viel grösser geworden ist.
Man muss sich wirklich überlegen, ob man den Kindern, die damals von der Strasse ins Wohzimmer geholt wurden, nicht einmal eine wirklich gute Perspektive aufzeigen sollte. Eine Zukunft dieser Sportart, für die sie ihre ganze Freizeit und noch viel mehr investieren. Vielleicht könnte man einmal versuchen, Fernsehzeiten für ein Montagspiel zu kaufen und das dann ausbauen auf mehrere Montagsspiele, so dass dann auch die Nachbarn wissen, was wir überhaupt machen. Dass die Sportart im Lande bekannt und auch für Sponsoren interessant wird.
Gut, Hoffnungsschimmer gibt es natürlich. Wenn man sieht, wie sich die Gebrüder Hofbauer und Marc Dysli in Schweden durchgesetzt haben und Leistungsträger in der schwedischen Liga geworden sind, hat es tatsächlich Fortschritte gegeben. Und jetzt kommen noch Armin Brunner und Pascal Nieth dazu, die das Potential zum Stammspieler auch haben. Aber ist das wirklich der Anfang vom grossen Durchbruch?
Ich denke, so lange die Sportart von Regionalfürsten und Sesselklebern „gemacht" wird, können wir uns noch ruhig fünf weitere Jahre gedulden und uns während dieser Zeit überlegen, wie wir das Feld dann von hinten wieder aufrollen wollen.