02.
2010
That’s hockey, that’s playoff
Letztens habe ich mir nach langer Zeit wieder einmal die History- DVD von Rot-Weiss Chur angeschaut. Als ich die Bilder gesehen habe, sind viele Erinnerungen und vor allem Emotionen in mir aufgestiegen, die ich lange nicht mehr verspürt habe. Sentimentale Momente, die immer in mir eingebrannt verewigt bleiben werden. Seien es Augenblicke des Triumphs, der Niederlage oder auch nur der lässigen Frisuren wegen. Am meisten Eindruck haben die Spiele in den Playoffs hinterlassen. Intensität, Leidenschaft, Kampf gepaart mit dem unbedingten Siegeswillen. Diese Momente sind wie eine Droge, die tief im Innern Spuren zeichnen. Sie treiben dich vorwärts, manchmal noch weiter als du je geglaubt hast zu kommen. Du lebst so intensiv in dieser Zeit für diesen Sport, dass alles andere unwichtig erscheint, entrückt und dann entschwindet.
Wenn ich also auf der Tribüne Platz nehme in den Playoffs, werde ich dann diesen speziellen Ausdruck in den Gesichtern der Spieler finden, den ich immer hatte? Diesen Blick ins Leere, der die Anspannung förmlich fassbar werden lässt. Diesen Moment im Auge des Tornados, der um dich herumwirbelt, dich beinahe erreicht, um dann doch eine neue Wendung zu nehmen. Diese quälende Nervosität, vereint mit dem Gedanken, wie das Spiel wohl ausgehen wird und ob du selber eine Rolle in diesem Spiel haben wirst. Der Wunsch, es möge schnell beginnen und alsbald wieder vorbei sein, möglichst zu deinen Gunsten ausgehen.
Es beginnt mit diesem Moment vor dem Anpfiff. Im Team und doch alleine stehst du da. Diese unheimliche Ruhe vor dem Sturm, die durch dich hindurch geht. Ein Kribbeln, das mehr als Nervosität und Anspannung ist. Etwas steigt in dir hoch, nimmt Raum ein, bestimmt, dein Denken und Handeln. Nimmt dir den Atem. Dein Puls rast. Und es ist gut so. Weil du dann mitten drin bist, angekommen, in deiner Playoff Welt. Hat das Spiel erst einmal begonnen, rennst du wie in Trance über das Feld. Die Zuschauer, die Stimmung in der Halle nimmst du nur in weiter Ferne wahr. Vieles läuft wie in Zeitlupe ab: Zweikämpfe, Fouls, Pässe. Einzig die Goals schrecken dich auf, bringen dich für einen kurzen Moment zurück in die Realität, um dich wenig später wieder in die Playoff Welt abtauchen zu lassen. Schaust du einmal auf die Spieluhr, scheint die Zeit still zu stehen. Was zählt ist der Augenblick, kein Vorher und kein Nachher. Beim zweiten Blick sind nur noch wenige Sekunden zu spielen. Du hast es nicht bemerkt.
Diese letzten Sekunden vor dem Spielende, den Sieg vor Augen, wenn das Adrenalin durch dich hindurch schiesst, deine Gefühle mit dir durch gehen. Der Schlusspfiff. Es sind diese Augenblicke, für die du den ganzen verdammten Sommer geschuftet und die lange Qualifikation durchgestanden hast, die dir jetzt als lohnenswert erscheinen. Die Emotionen borden über, der Druck wie weg geblasen und du rennst nur noch los. Deine Gefühle schreist du raus. Alles ist dir egal. Es regiert das Glück und die Zufriedenheit. Eine unheimliche Befriedung kommt in dir hoch. Geschafft. Erreicht. Durchgestanden. Vorbei. Du scheinst unschlagbar, unbesiegbar.
Ich hoffe, dass jeder auf dem Feld dies erleben wird. Denn dafür lebt ein Sportler. Dieser eine Augenblick entschädigt für alles. Er bleibt haften und wird immer ein Teil in dir sein. In deinen Gedanken, deinem Herzen und eventuell auch auf einer DVD.