10.
2010
Unihockey am Fernsehen
Wau, war das ein Erlebnis. Das Live-Spiel Wiler gegen Malans auf dem Schweizer Sportfernsehen. Unglaublich. Da erscheinen einem die verruckelten Bilder, übertragen im World Wide Web, wie die Umstellung von schwarzweissem Fernsehen auf farbig. Nicht, dass ich das bewusst miterlebt hätte, aber so muss man sich wohl gefühlt haben. Alles gestochen scharf und mit Wiederholung in Slow Motion. Jede Gefühlsregung, jedes Zucken oder Kopfschütteln wurde eingefangen. Die Tore wirken in der Wiederholung noch eindrücklicher, und auch während des Spiels kann der Ball mitverfolgt werden. So muss es sein. Fantastisch. Was für ein Abend.
Auch ein Lob an die Organisatoren, die mit den aufgehängten Tüchern an den Wänden unter den Zuschauerrängen sogar den Turnhallenmief wegbrachten. Ich wähnte mich beim Reinzappen kurz an einem hochkarätigen Tennisturnier - bis ich dann Adi Capatt sah.
Höhepunkt des Abends für mich war ganz klar Gabriel Oldham, die Allzweckmoderatorenwaffe des Senders. Er, ein bekennender Wiler-Fan und sicher kein Unihockey-Kommentator, hat mir doch ein ums andere Mal ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Besonders gefallen hat mir die Situation um die Zweiminutenstrafe von Chrischi Hofbauer und dessen Foul an Adi Capatt. Klar war es eine unnötige Körpercharge des Wiler Spielers, aber die Flugeinlage von Capatt wurde vor allem beim mehrmaligen Spulen immer eindrücklicher. Die daraus folgende Diskussion am Zeitnehmertisch und der Kommentar von Oldham waren aber zu köstlich. So proklamierte jener eine Fünf-Minuten-Strafe und war ob der Härte des Entscheids doch einigermassen entrüstet. Erkannt hatte er das wohl beim Handzeichen des Schiris - das Anheben des Arms mit ausgestreckter Hand als Zeichen einer Strafe. Nachvollziehen wollte er das überhaupt nicht und sein Ko-Kommentator konnte das Gesehene auch nicht recht einordnen respektive entkräften. Zumal das Spiel weiter unterbrochen blieb und niemand erkennen konnte, dass es bald weitergehen sollte. Dass es sich bei dem Ganzen nur um die Matchuhr drehte, war bald allen Zuschauern klar, jedoch leider nicht Oldham.
Es ist ja kein Beinbruch, nicht alles richtig zu tippen. Ob Faustball, Unihockey, Handball - Hauptsache ein Ballspiel. Immerhin war er mit Herzblut dabei und als Wiler einige schöne Passstafetten zeigte, sprang der gute Gabriel förmlich spürbar von seinem Kommentatorenstühlchen auf. Er schien beinahe aus dem Fernseher zu springen, so hoch ging seine Stimme und sein Enthusiasmus - und so enttäuscht war er dann auch, als nichts Zählbares daraus entstand. Ich hatte bereits ein Papiertaschentuch vorne, um es ihm durch die Mattscheibe zu reichen.
Natürlich kann man ihm das nicht vorwerfen. Schliesslich müssen wir froh sein, wenn jemand beinahe alle Spielernamen kennt und sogar noch eine Story zu Spielern aus dem Hut zaubert - und dass er sogar die besten Power- und Boxplayteams der letzten Saison kannte, lässt auf die Lektüre des Magazins von unihockey.ch schliessen. Dass schlussendlich der Lutz von Malans als Aufhänger des Finishs herhalten musste, war dann aber für die Churer Seele zu viel des Guten. Lokale Animositäten lassen grüssen.