12.
2011
Unihockey? Das überlassen wir den Entwicklungsländern
Bis vor kurzem war ich noch ein grosser Schweden-Fan. Mit dem Land, in dem ich ein ganzes Jahr lang gelebt hatte und zur Schule gegangen war, fühlte ich mich innig verbunden. Ich zelebrierte mit meinem Schweden-Pulli meine Liebe zu Blau-Gelb auch öffentlich und machte auf jedem Steckbrief die Kötbullar mit Preiselbeersauce zu meinem Lieblingsgericht, Roxette zu meiner Lieblingsband und Mankels Wallander zu meiner Lieblingsfernsehserie. Ich begann sogar Fisch zu mögen!
Mein Bruch mit Schweden hat wenig mit der 2:11-Schmach der Schweizer Damennationalmannschaft im Halbfinal zu tun, als viel mehr mit dem nonchalanten Auftreten der Nordländer im Allgemeinen. Die Schweden lassen nämlich keine Gelegenheit aus, uns zu zeigen, dass sie dieses Spiel erfunden haben. Bei jedem Grossanlass behaupten sie, es sei wie im Trainingslager, und verkünden dabei der ganzen Welt: „Kommt alle her und schaut zu, wie wir Weltmeister werden".
Der Gipfel aller Demütigungen gelang IF Djurgardens IBF am Champions Cup in Mladá Boleslav. Weil sie unbedingt in Dunkelblau spielen wollten, gemäss Reglement jedoch in Hellgelb hätten auflaufen müssen, gaben sie am Technical Meeting bekannt, dass ihr gelbes Tenueset gestohlen worden sei. Natürlich mussten wir uns anpassen und in unserem biederen Rot spielen. Und natürlich gewann Djurgarden die Halbfinalpartie in gewohnter Manier. Doch als ob die 3:8-Pleite gegen den schwedischen Meister nicht schon genug schmerzte, pirschten sich nach dem Match zwei IFF-Offizielle an uns Trainer heran und überbrachten ein wichtiges Dokument: „This is a written warning" posaunte der Dickere der beiden und drückte uns sein Pamphlet in die Hände, wonach wir mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssen, sollten wir noch einmal wagen, mit zwei dunklen Tenuesets an einem internationalen Turnier zu erscheinen. Ich vermutete einen schwedischen Komplott und war erleichtert, dass Rolf Kern und mir wenigstens die Dopingprobe erspart blieb.
Was sollen wir tun? Unsere IKEA-Möbel verbrennen? Den Volvo gegen den Baum fahren? Ueli Maurer auffordern, anstatt die schwedischen Gripen doch lieber den Eurofighter zu kaufen? Alles nicht wirklich eine Alternative, um den schwedischen Triumphzug aufzuhalten. Zum Glück gibt es da noch die Finnen, die uns seit dieser Saison tatkräftig unterstützen, auch einmal die Schweden schlagen zu dürfen. Denn wenn jemand weiss, wie das geht, dann sie!
Auf unsere Defizite gegenüber dem skandinavischen Unihockey angesprochen, bediene ich mich gerne des Bonmots von Roger Köppel (Chefredakteur und Verleger der Weltwoche), der nach dem Out der Schweizer Fussballnationalmannschaft an der WM 2006 in Deutschland das mangelhafte Penalty-Können der Eidgenossen rechtfertigen musste. Analog zu Köppels Antwort auf Waldemar Hartmanns Frage über das Ausscheiden der Schweizer Fussballer sage ich über unser Abschneiden an der Damen-WM in St. Gallen Folgendes: „Wir Schweizer haben uns schon immer mehr auf unsere volkswirtschaftliche Perspektive konzentriert. Unihockey? Das überlassen wir den Entwicklungsländern!"
Lieber Felix Coray und lieber Marco Moser, das Bronzespiel sollte man aber trotzdem gewinnen.