11.
2008
Verpixelter Samstag
Samstagnachmittag, kurz nach halb drei Uhr, irgendwo in diesem Land. Nichts zu tun. Was nun?
Gamen? Buah, so öde.
Selber Sport treiben? Keine Lust.
Sport im TV? Samstags erst abends die Sportschau.
Unihockeyspiele live in der Halle? Fehlanzeige. Nationalmannschaftspause. Die spielen irgendwo in Finnland ihre Lords-of-Floorball oder wie-die-nun-auch-immer-heisst-Tour gegen die anderen grossen Nationen.
War da nicht ein Hinweis auf unihockey.ch von wegen Internet-TV, Live Stream der Herrenspiele?
Man begibt sich auf die Suche. Die Zeit rückt voran, knapp vor drei Uhr.
Tja, was nun, fragt sich der begeisterte und zuweilen Unihockey besessene Laie zu recht. Abhilfe weiss der finnische Partner von unihockey.ch www.pääkallo.fi, welcher die Spiele als Live-Stream im Internet überträgt. Gesagt, überlegt, getan. Compi starten, Vorfreude hochfahren, lecker Bierchen holen, Adresse eintippen...
Hm, coole Seite, die Herren Finnen. Aber leider ist mein Schulfinnisch auch schon ein paar Jährchen hinne, als dass ich auf der Site ohne Zeitverlust den Link zum Live-Stream finden würde. Man klickt sich also mal durch all die „kaksis", „iksi" usw ohne einen Plan.
Der Ärger über unsere saunagängigen Partner steigt mit jedem ergebnislosen Klick, nur um mit dem Glück des Tüchtigen nach zehn Minuten (drei Uhr und damit der Anpfiff zum Spiel Finnland - Schweiz ist bereits vorbei) den Link zu Live Stream's zu finden.
Äh, und wo bitte geht's zum gesuchten Live Spiel? Irgendein Archiv über finnische Cupspiele (mich interessieren selbst Schweizer Cupspiele nicht im Geringsten) und andere nichts sagende Sport-Clips öffnet sich.
Die Suche geht also weiter, das Glück bleibt hold, Link gefunden.
Sofort draufgedrückt, Fenster öffnet sich - „Klasse, alles wieder gut gemacht die Jungens; auf die Finnen ist eben doch Verlass!" - nichts passiert. Ein sich im Kreis jagendes Symbol rät zu Geduld. Super, eine meiner besten Eigenschaften kommt nun voll zum Tragen.
Ich warte also. Inzwischen hat sich meine jugendlicher WG- Kollege ebenfalls dazugesellt. Wir beraten. Der Ältere weiss Bescheid: „Na klar, die haben doch Zeitverschiebung, ne Stunde oder? Und Anpfiff oben ist um zwei Uhr. Wir sind zu früh." Der Einwand und Richtigstellung des Jüngeren, dass dies eben diese Stunde Zeitverschiebung ausmache, lässt mich beinahe verzweifeln. Zu zweit stehen wir also gebannt vor dem irre machenden Kreischen.
Gerade als wir entnervt aufgeben wollen - Zack, das Bild ist da. Und wenn ich Bild meine, dann hat das wenig mit den bewegten Bildern im Fernsehen zu tun. Irgendwie erinnert mich das Geschehen vor mir eher an die ersten Computerspiele, die es gab. Tennis: mit dem zu bewegenden Balken (etwa vier Pixel breit, einer hoch; nur seitwärts bewegbar) und dem Ball (ein Pixel), den man wieder zurück zu schlagen hatte.
Zu erkennen waren zwar die zwölf Spieler und ihre Nationalität (anhand der Farben der Pixel), aber nicht wer es war oder geschweige denn, wo der Ball sich gerade befand. Empfundene 25 x 20 Pixel gross war das Fenster für den Stream. Bei 12 Spielern à 3 Pixel, 150 undeutlich erkennbaren Zuschauern à 2 Pixel, bleiben gerade noch 164 Pixel für den Rest.
„Tooor", schrie mein juveniler Mitseher plötzlich. Aha, Tor für die Finnen. Was ja klar war an diesem Nachmittag, aber das wussten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hatte ich leider nicht gesehen, wie alle übrigen Tore auch nicht. Zeitlupe gab's keine und auch keine Ansage, der beiden lustigen, finnischen Kommentatoren. Stattdessen mussten wir den Hallenspeaker(!) abwarten, der uns dann aufklärte. Ach ja, Ton gab's übrigens auch. Und Verzögerungen. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass der schwarze Balken mit dem Kreischen immer während einer (mutmasslich) gefährlichen Situation einblendete. Synchron lief der unihockey.ch-Live-Ticker: Wir hätten sonst nie bemerkt, dass jemand auf's Tor und schon gar nicht ans Gehäuse getroffen hätte. So verging der Rest des ersten Drittels wie im Fluge. Die beiden Komiker dieses finnischen Klamauksenders machten sich dann noch das unerhört glatte Spässchen, 1.) die Kamera auf sich selber zu richten - unnötig, denn wie wir wissen sehen alle Finnen gleich aus, 2.) ihre Deutsch und Englisch Kenntnisse hervor zu heben. Zum Glück war jeweils nach einem Satz bereits Ende Feuer.
Das zweite Drittel verlor durch die absolute miese Auflösung verständlicherweise etwas den Anreiz und das letzte haben wir uns grosszügig geschenkt. Das Spiel war übrigens keinen Deut besser, so wir das zu erkennen vermochten.
Fazit: Wir wären bereit gewesen mit unserer Leidenschaft unser Team mental über den Datenhighway zu unterstützen. Die Superhelden aus Finnland versuchten es zu ermöglichen, leider ohne sichtbaren Erfolg.
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29. 09. 2012