11.
2016
Veteranentag in Riga
Ein alter Unihockeyartikel von 2012 lief mir kürzlich über den Weg. «Ist Mika Kohonen in der Vorbereitung für seine letzte Weltmeisterschaft?», wird im Artikel gefragt. Jetzt wissen wir, es war nicht seine letzte - und die WM 2014 war es auch nicht. Ich wage dieses Mal keine Spekulationen zu treffen, ob diese WM seine letzte sein wird. Ein lokaler Kommentator musste kürzlich mit einem Schmunzeln feststellen, dass Riga nun schon die 10. WM Kohonens ist. Veteranenspieler sind in diesem Jahr ein brisantes Diskussionsthema in der finnischen Unihockeyszene. Eigentlich war dies 2012 schon der Fall. Mika Kohonen (39 Jahre), Juha Kivilehto (34) und Tero Tiito (34) sind die Namen, die zu aufregenden Diskussionen geführt haben. 34 scheint die entscheidende Alterslimite zu sein, da keine Stimme die Position des 33-jährigen Tatu Väänänen hinterfragt.
Sind die Veteranen noch immer gut genug? Werden jüngere Gegner uns um die Ohren rennen und unser Team blossstellen? Klammert sich Cheftrainer Petri Kettunen an die goldenen Namen der Weltmeistertitel 2008 und 2010? Juha Kivilehto war schon immer ein offensiver Verteidiger. Tero Tiitu wandelte sich vom Stürmer zum offensiv denkenden Verteidiger und die vergangenen Jahre funktionierten auch Mika Kohonen um. Zu einem Spieler, der sich mehr und mehr in der eigenen Spielhälfte aufhält und von dort aus, mit weniger Druck des Gegners, Angriffe initiiert. Es sind Kompromisse. An der WM 2010 in Helsinki erzielte Mika Kohonen 16 Punkte, sein bisher bester Wert. 2012 erreichte er noch sechs Punkte, 2014 gerademal vier. Offensichtlich berücksichtigt Kettunen und sein Staff andere Faktoren als nur schnelle Beine. Die Veteranen sollen mit Erfahrung, Routine und Leadership auf und neben dem Platz das Team zum Erfolg führen. Der legendäre sowjetische Eishockeycoach Viktor Tikhonov machte in seinem Buch dazu eine spannende Aussage: Wenn ich zwischen zwei Spielern wählen muss, die in verschiedenen Bereichen gleich gut sind, entscheide ich mich für den Spieler mit mehr Erfahrung.
Bevor das finnische Kader für die WM veröffentlicht wurde, habe ich meinen eigenen Vorschlag gemacht, wie das Team aussehen könnte. Tero Tiitu und Juha Kivilehto waren auf meiner Liste, Mika Kohonen nicht. Ich muss für meinen Vorschlag keine Verantwortung übernehmen, das ist wahr. Es ist immer etwas speziell, wenn man über die Selektion eines Teams spekuliert, wenn man weiss, dass der Trainerstaff einiges mehr an Informationen über die Spieler und deren Fähigkeiten verfügt. Wie verhalten sich die Spieler neben dem Feld, was machen und sagen sie in der Umkleidekabine oder anderen Orten, wie beeinflussen sie die Chemie im Team?
Für den durchschnittlichen Fan und die meisten Medienschaffenden entstehen zwangsmässig immer Fehler in der Evaluation von Nati-Spielern. Man sieht die Spieler der eigenen Region sehr oft, meistens an den Heimspielen, bei denen ohnehin offensiver und spektakulärer gespielt wird. Man erinnert sich an die ausgezeichneten Situationen und vergisst die bescheideneren. Fans tendieren immer dazu, junge Talente für das Nationalteam zu fordern. Dabei vergessen viele, wie schwierig es ist, die spektakulären Tore der Juniorenligen und der heimischen Nationalliga gegen die grossgewachsenen, gestandenen Männer aus anderen Ländern, zu wiederholen.
Zumindest eines ist sicher. In Riga wird der Auftritt der finnischen Veteranen ein spannendes Gesprächsthema sein. Wie immer würde bei einer Goldmedaille für Finnland ein Traum wahr werden, während ein Verpassen des Finals gleichbedeutend mit einer Katastrophe wäre. Begleitet von grossen Reaktionen aus der Öffentlichkeit.