10.
2008
Von Sandwiches und Hot-Dogs
Während die besten Spieler der Schweiz am Europacup für Furore sorgen wollen oder in den NLA-Meisterschaftspartien um Punkte und um eine WM-Fahrkarte kämpfen, hat auch auf dem Kleinfeld die Saison begonnen. Wie die in den letzten fünfzehn Jahren werde ich wieder zahlreiche Sonntage in den verschiedensten Turnhallen der näheren oder weiteren Umgebung verbringen, sei es als Trainer an der Bande oder weil ich selber mehr oder minder erfolgreich dem Lochball nachzujagen pflege. Dabei geht es mir immer wieder gleich. Irgendwie vermisst man den Hallenmief schon kurz nach Saisonende. Die Gruppeneinteilung Ende Juni stellt dann einen ersten Höhepunkt dar, der die Vorfreude noch steigert. Der Sommer lässt sich sowieso leicht überbrücken und ehe man es sich versieht ist Oktober, man steht in irgendeiner Turnhalle in irgendeinem mehr oder weniger grossen Dorf und atmet diesen bestimmten Geruch ein, der sich spätestens nach zwei gespielten Partien des Turniersonntags festsetzt. Tönt alles irgendwie nostalgisch und verklärt. „S'isch immer eso gsi", wie es in unserem Kantonslied heisst, welches nur den „richtigen Solothurnern" bekannt sein dürfte. Vielleicht liegt's auch daran, dass man mit den Jahren die Veränderungen kaum mehr wahrnimmt.
Denke ich zurück an meine Anfänge im Unihockey war einiges anders. Damals spielte der Goalie noch mit einem Stock, der in vielen Situationen auch als Waffe eingesetzt wurde. Unvergessen sind die blauen Schienbeine, die wir jeweils aus den Trainings und Meisterschaftsspielen als Souvenirs mit nach Hause nahmen. Wer wirklich was auf sich hielt verzichtete aber trotzdem auf Schienbeinschoner um nicht als Memme verschrien zu werden. Die Gegner in der vierten Liga waren oft Mannschaften, die so spielten wie der Herkunftsort befürchten liess. Gerne erinnere ich mich auch an die Holzbanden zurück, die man in die knapp genügend grossen Hallen zwängte. Im Idealfall waren die Kanten sauber abgeschliffen. Oft aber auch nicht. Die Marke „Eigenbau" zeigte sich auch an hervorstehenden Schrauben, mit welchen man gezwungenermassen in Kontakt kam. Genügend Fallraum war kaum einmal vorhanden. Alle diese heute als widrig empfundenen Umstände sind Teil der Geschichte unseres Sports. Ich hatte trotzdem immer Spass am Spiel und so blieb ich dabei.
Es ist dieses längst überholte Bild das dem Kleinfeld-Unihockey noch heute anhaftet. Viele werden ähnliche Erinnerungen an ihre Anfänge haben. Doch mittlerweile hat sich vieles verändert. Die Turniere finden oft in Dreifachhallen statt. Wo dies nicht der Fall ist bleibt wenigstens genügend Platz neben dem Spielfeld. Holzbanden sind längstens verschwunden . Die augenfälligste Veränderung stelle ich aber beim Niveau der Spiele in der obersten Liga fest: seit Beginn des neuen Jahrtausends wurden die Kleinfeldligen durch die zahlreichen Wechsel auf das Grossfeld geschwächt. Die 1.Liga Kleinfeld verlor dabei vor allem in der Breite viel Substanz. In den letzten beiden Jahren ist das Niveau aber erfreulicherweise markant gestiegen. Neben den Vereinen die sich über Jahre an der Spitze halten konnten, sind es viele Teams, die mit hungrigen jungen Spielern für neuen Wind sorgen. Kaum ein Team der obersten Spielklasse kann es sich heute noch leisten auf ein Sommertraining zu verzichten, wenn es vorne mitspielen will.
Diese positive Veränderung ist unter anderem auf die Ligareform zurückzuführen, welche sich mittlerweile im letzten Jahr der Umsetzung befindet. Analog der ersten Grossfeldliga wird die oberste Kleinfeld-Spielklasse um die Hälfte der Teams reduziert. In der Saison 2009/2010 spielen dann gerade noch zwanzig Teams in zwei Gruppen um Punkte und den begehrten Einzug in die Playoffs. Dass diese Form des ambitionierten Breitensports, wie ich es jeweils zu nennen pflege, durchaus seinen Reiz haben muss, zeigen nicht zuletzt die zahlreichen ehemaligen Nationalliga-Spieler, welche ihren Karriere-Herbst auf dem kleinen Feld verbringen.
Eines hat aber die zahlreichen Änderungen unbeschadet überlebt: Nach wie vor dominieren Sandwiches und Hot-Dogs die Angebotspalette in den jeweiligen Festwirtschaften. Manche Dinge ändern sich halt nie. „S'isch immer eso gsi ..."