01.
2015
Riders schreiben Klubgeschichte
Die Floorball Riders haben ihre grosse Chance genützt und sind mit einem 4:3-Erfolg nach Penaltyschiessen gegen die Red Lions Frauenfeld erstmals in den Cup-Final eingezogen. In diesem treffen sie als krasser Aussenseiter auf Dietlikon.
Eine Sekunde lang überlegte es sich der Ball beim alles entscheidenden Penalty von Noemi Fergg noch, wohin er sich bewegen sollte. Doch dann kullerte er von der Schulter der Frauenfelder Keeperin zum 4:3-Erfolg ins Tor, und die Riders-Spielerinnen waren nicht mehr zu bändigen. Sie stürzten sich kreischend geschlossen auf die Schützin des Siegestreffers und begruben sie unter sich.
Während sich nicht wenige Thurgauerinnen die Tränen abwischten, tanzten die Oberländerinnen noch sekundenlang im Kreis und strahlten wie Maikäfer. Ihre Ausgelassenheit war dem historischen Ereignis durchaus angemessen, galt es doch nichts weniger als den ersten Einzug in den Cup-Final in der Geschichte des Vereins zu feiern.
«Die Erlösung war riesengross, als ich realisierte, dass der Ball reingeht», sagte Fergg, für die das Penaltyschiessen eine Tortur gewesen sei. Es sei ein «Megamoment», sagte die 23-Jährige, und für Sandra Kuster, die ebenfalls «mit den Nerven am Ende» war, war das Gefühl «unbeschreiblich». Ihr Trainer Stefan Jakob sprach zu Recht vom «bedeutendsten Erfolg in der Klubhistorie», wirkte dabei aber erstaunlich gelassen. Innerlich sehe es aber anders aus, gestand er. «Ich war selbstverständlich auch nervös, aber durfte mir ja nichts anmerken lassen.»
Harziger Start
Anzumerken war die Aufgeregtheit zu Beginn der Partie indes seinen Schützlingen gewesen. «Man hat in der Kabine gespürt, dass es kein Spiel wie jedes andere war», sagte Fergg. Zwar besass das Heimteam zunächst mehr Chancen, doch schon der erste Abschlussversuch der Gäste war von Erfolg gekrönt; Martina Fauser musste einen Schuss aus grosser Entfernung zum 0:1 passieren lassen. In der Folge zeigte sich der Zweitletzte der NLA verunsichert und musste froh sein, nicht gleich den zweiten Treffer hinnehmen zu müssen.
Im Mitteldrittel erzielte die wirblige Kuster, die schon zuvor die gefährlichste Oberländerin gewesen war und später als beste Spielerin ihres Teams ausgezeichnet wurde, zwischenzeitlich den 1:1-Ausgleich. Frauenfeld reagierte aber umgehend, traf in Überzahl zur erneuten Führung und kontrollierte das Geschehen hernach beinahe mühelos. Von einem Klassenunterschied war zu diesem Zeitpunkt jedenfalls gar nichts zu sehen, und für Riders-Fans bestand durchaus Grund zur Besorgnis. Nur Jakob blieb - angeblich - ruhig. «Ich hätte alles darauf gewettet, dass wir das Ruder noch rumreissen», sagte der Coach.
Doppelschlag zur Wende
Gerade einmal 15 Sekunden habe er in der Pause zum Team gesprochen, verriet er hernach. Doch dies genügte allem Anschein nach, um dieses wie verwandelt aussehen zu lassen. Keine Minute war nämlich der Schlussabschnitt alt, da hatten die Riders die Partie gewendet. Erst hatte Sira Alder von einer Konfusion in der Frauenfelder Abwehr profitiert und nur 21 Sekunden später die nurmehr im Cup spielende Andrea Benz aus spitzem Winkel die erstmalige Führung zum 3:2 erzielt.
In der Folge waren die Riders die bessere Equipe und erspielten sich mehrere teils vorzügliche Möglichkeiten zum Ausbau des Vorsprungs. Die Thurgauerinnen, die kaum mehr in Tornähe kamen, konnten sich bei ihrer jungen Keeperin Jill Münger bedanken, dass in dieser Phase nicht schon die Vorentscheidung fiel. Weil dem aber nicht so war, mussten die Riders bis ganz zuletzt zittern. Den Gästen gelang nämlich knapp drei Minuten später der Distanzschuss, der nicht mehr erwartete Ausgleich, und in der fünfminütigen Verlängerung stand der NLB-Vertreter dem Sieg deutlich näher.
Im Penaltyschiessen gaben sich die Riders dann aber keine Blösse und verwerteten ihre vier Versuche allesamt, während die Thurgauerinnen zweimal scheiterten. Dass die Riders dieselbe finale Ausmarchung schon tags zuvor im Meisterschaftsspiel gegen Zug für sich entschieden hatte, sah Jakob nicht unbedingt als Vorteil. «Sehr wohl von Bedeutung war aber der Umstand, dass meine Spielerinnen generell über mehr Erfahrung im Umgang mit Drucksituationen verfügen», sagte der Trainer.
Vorfreude auf den Final
«Das wird lässig», freut sich Fergg schon jetzt auf den Final vor grosser Kulisse gegen den UHC Dietlikon in der Berner Wankdorfhalle. «Es wird ein tolles Erlebnis», glaubt auch Jakob. Zumal im Kader des NLA-Leaders gleich mehrere Spielerinnen mit Riders-Vergangenheit stünden und die beiden Teams ein dementsprechend freundschaftliches Verhältnis pflegten.
Im Endspiel müsste allerdings sehr, sehr vieles für die Riders laufen, damit diese ein positives Ergebnis erzielen könnten. «Realistisch gesehen haben wir keine Chance», ist sich Jakob bewusst. Doch dies dürfte im Moment des Erfolgs noch kaum jemanden interessiert haben. Und schliesslich weiss auch Fergg: «Im Cup ist immer alles möglich.»
FB Riders DBR - UH Red Lions Frauenfeld 4:3 n.P. (0:1, 1:1, 2:1, 0:0, 1:0)
Roosriet, Rüti ZH. - SR Lehmann/Manser.
Tore: 14. Gämperli (Bernadette Hasler) 0:1. 23. Kuster 1:1. 26. Gämperli (Andrea Ressnig) 1:2. 41. Alder 2:2. 41. Benz (Thoma) 3:2. 58. Bernadette Hasler 3:3.
Penaltyschiessen: Keck trifft 0:1. Thoma trifft 1:1. Breu verschiesst. Radacsi trifft 2:1. Gämperli verschiesst. Legowska trifft 3:1. Bernadette Hasler trifft 3:2. Fergg trifft 4:2.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen FB Riders DBR. keine Strafen gegen UH Red Lions Frauenfeld.
Zeitungsbericht "Zürcher Oberländer"