02.
2017
Die Wette gilt
Pascal Meier (GC Zürich) und Benjamin Borth (HC Rychenberg Winterthur) sind gute Freunde. Doch beim Aufeinandertreffen der beiden Teams im heutigen Cupfinal in der Berner Wankdorfhalle ruht die Freundschaft - für mindestens 60 Minuten. Sie schlossen eine Wette ab.
«Das grösste Handicap im Golf bin ich selbst», flachst Benjamin Borth. Der Spassvogel und Center des Cup-Finalisten HC Rychenberg Winterthur steht wie ein Caddie hinter Pascal Meier und schaut gebannt zu, wie der Torhüter von GC Zürich - er steht am 25. Februar ebenfalls im Unihockey-Cupfinal - den Ball weit übers Fairway schlägt. Auch Meier ist um einen flotten Spruch nicht verlegen: «Trägst Du mir den Pokal am Samstag auch nach?», fragt er den Mann mit der Schlägertasche. «Das finde ich keine gute Idee. Sollte ich die Trophäe gewinnen, darfst Du sie aber kurz berühren», antwortet Borth. Die beiden dicken Freunde kugeln sich vor Lachen. Am kommenden Samstag wird die Freundschaft für mindestens 60 Minuten ruhen. Im Cupfinal in der Berner Wankdorfhalle (Spielbeginn: 19.15 Uhr) duellieren sich der NLA-Zweite HC Rychenberg Winterthur und der Dritte GC Zürich.
Indoor Sports trifft die beiden Zürcher auf dem Golfpark Winterberg. «Ich komme oft hierher - zum Kopfdurchlüften nach einem strengen Arbeitstag im Büro», sagt Meier. Der 26 Jahre alte Goalie des amtierenden Schweizer Meisters und Cupfinalisten des Vorjahres arbeitet in einem 70-Prozent-Pensum als Informatiker, nebenher studiert er Wirtschaftsinformatik. Meier hat im Golf ein Handicap von 28. «Ich habe Handicap 42 - das darf ich ja nicht zu laut sagen», meint Borth und schmunzelt. Er gehe nach dem Lust-und-Laune-Prinzip auf den Golfplatz. «Es ist eine willkommene Abwechslung zum Leistungssport», sagt der 27 Jahre alte Primarlehrer. «Im Tischtennis, Tennis und Minigolf bin ich allerdings besser als du», foppt Borth seinen talentierteren Golfpartner. «Das mag ja sein, aber im Fifa-Duell auf der Playstation hast du keine Chance», entgegnet Meier schlagfertig.
Borth «darf» auch Tore schiessen
Die Stimmung auf dem Golfpark ist unbeschwert und fröhlich - es herrscht Ruhe vor dem Sturm. «Im Cupfinal gegen Pascal ein Tor zu schiessen, wäre besonders reizvoll. In der Meisterschaft habe ich ihn schon drei oder vier Mal bezwungen», sagt Borth. Meier meint: «Ein Gegentor von Borth zu kassieren, ist keine Horrorvorstellung.» Im Gegenteil: «Solange wir den Cupfinal gewinnen, kann ‹Benschi› meinetwegen auch drei Tore schiessen.» Borth und Meier kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim HC Rychenberg Winterthur. Bei den Junioren wurden sie Schweizer Meister. Auch nach Meiers Wechsel im Sommer 2013 in die Svenska Superligan zum Aufsteiger Växjö Vipers IBK riss der Kontakt zu Borth nicht ab - Skype ermöglichte ihnen einen regen Austausch. Als Meier nach zwei Jahren nach Zürich zurückkehrt, nimmt ihn Borth mit auf den Golfplatz. Zuerst haben sie das Abschlagen gelernt, inzwischen können sich die beiden polysportiven Männer auch auf den Greens duellieren. «Obwohl Pascal im falschen Verein spielt, verbinden mich mit ihm schöne Erinnerungen. Bei Rychenberg Winterthur war er die gute Seele des Teams», würdigt Borth den zweifachen WM-Bronzemedaillengewinner (2012 und 2016).
Zwei Freunde, zwei Nationen
Um ein Haar hätte Borth auch an der Weltmeisterschaft in Riga ein Tor gegen Meier erzielt. «Den hätte ich machen müssen - das Tor stand weit offen», erzählt der deutsche Nationalspieler. «Was heisst da, das Tor stand weit offen? Den habe ich unglaublich gut gehalten», reklamiert der 69-fache Nationalspieler mit gespieltem Entsetzen. Benjamin Borth ist in der Schweiz aufgewachsen, seine Eltern stammen aus Deutschland. Borth und Meier weisen die Favoritenrolle vor dem Cupfinal von sich. Sie begegnen einander mit Respekt und überhäufen das gegnerische Team mit Komplimenten.
GC Zürich gewann die prestigeträchtige Trophäe 2011 und 2014, Rychenberg Winterthur 1991 und 1996 - Borth und Meier allerdings sind noch nie Cupsieger geworden.
Bevor sie den Golfpark Winterberg verlassen, schliessen die beiden Freunde eine Wette ab: Der Cupsieger muss dem Verlierer bei nächster Gelegenheit ein Greenfee bezahlen - also jene Gebühr im Wert von 80 Franken, die zu entrichten ist, um auf einem Golfplatz spielen zu dürfen.
Pascal Meier schlägt ab, Caddie Borth schaut gebannt zu. (Bild: indoorsports.ch)