01.
2017
Cepeks Rücktritt
Radim Cepek ist trotz eines bis zur Heim-WM 2018 laufenden Vertrages von seinem Amt als Nationaltrainer Tschechiens zurückgetreten. Im Interview spricht über die Gründe für diesen Entscheid. Übernimmt Petteri Nykky?
Wie blickst du auf deine vier Jahre als Nationaltrainer mit den beiden Weltmeisterschaften in Schweden (Bronze) und Lettland (4. Rang) zurück?
Radim Cepek: Es waren vier Jahre mit einer unglaublichen Menge an Erfahrungen, die ich in die Zukunft mitnehmen werde. Ich habe das tschechische Nationalteam als sehr junger Trainer, keine 40 Jahre alt, übernehmen dürfen. Dass ich die Chance erhielt, unter so viel Druck zu arbeiten, wird sich in meinen künftigen Engagements sicher noch auszahlen.
Welche Faktoren haben zu deinem Rücktritt geführt? Gärte der Entscheid schon länger?
Ich machte mir schon seit letztem Sommer Gedanken über meine Zukunft. Ich war mir bewusst, wie schwierig das Amt ist - psychologisch und bezüglich Coaching. Nationaltrainer zu sein, ist eine grosse Ehre. Gleichzeitig ist man aber nicht täglich im Trainingsbetrieb. Nach vier Jahren begann ich das zu vermissen. Mit der Führung der Nationalteams kam ich im Herbst überein, dass wir uns nach der WM in Riga unterhalten werden.
Hat es dich früher nicht gestört, nicht mehr Vereinstrainer zu sein oder kam die Erkenntnis plötzlich?
Zu Beginn arbeitete ich bei Chodov noch als Juniorentrainer und die ersten beiden Jahre als Nationaltrainer waren viel intensiver. 80 Prozent der Nationalspieler waren in Tschechien unter Vertrag, was uns viele Möglichkeiten gab, uns zu treffen und zu arbeiten. Mittlerweile spielen fast alle Kaderspieler im Ausland, was diese Möglichkeiten deutlich reduzierte. Ich konnte also nicht so viel machen wie gewünscht - und das machte mich nervös. Im Inneren wusste ich also schon länger, dass meine Arbeit mit dem Nationalteam nicht so intensiv ist, wie ich mir das gewünscht hätte. So konnte ich meine Vorstellungen auch nicht wunschgemäss ins Team einfliessen lassen.
Das klingt nach einem längeren Prozess.
Ich bin jetzt 40. Wäre ich 55 oder 60 und mit der Coaching-Erfahrung von einigen Tausend Partien, hätte ich den Posten des Nationaltrainers wohl anders gesehen. Lockerer, mit mehr Freude. Aber ich bin ein junger Trainer, der aktiv und täglich bei der Arbeit sein will - und der auch noch viel lernen muss.
Welche Bilanz ziehst du?
Ich akzeptierte damals den Posten im Wissen darum, dass ich mich auch selber weiter entwickeln muss, um das Team besser zu machen. Das war letztes Jahr schwierig. Ich liebe Unihockey und wollte dem Nationalteam helfen - und wenn ich die ganze Amtszeit betrachte, nicht nur die letzten 1.5 Jahre, muss ich mir auch nichts vorwerfen lassen. Das Team machte Fortschritte, auch dank von mir eingebrachten Neuerungen, die es für das internationale Level braucht. Ich möchte weiterhin als Trainer tätig sein - und dabei hoffentlich auch Spieler formen, die dem Nationalteam helfen können.
Wie sehen die Zukunftspläne aus?
Zunächst nehme ich ein paar Tage frei und erhole mich im Süden - das habe ich nötig. Im Moment liegt mir kein Angebot vor, zu dem ich blind Ja sagen könnte. Ich habe also Zeit, meine Gedanken zu sammeln, mit mir nahestehenden Personen zu sprechen und dann einen Entscheid zu fällen. Zu den Spekulationen, ich sei schon auf dem Sprung in die Schweiz: Das stimmt nicht. Ich schliesse zwar ein Engagement im Ausland nicht aus, aber der Verbleib in Tschechien hat Priorität.
Hast du eine Botschaft für deinen Nachfolger (man munkelt, es könne Petteri Nykky sein, die Redaktion)?
Ich wünsche ihm alles Gute und viel Erfolg. Meine Tür ist offen und ich bin bereit, mit Informationen zu helfen. Aber wer auch immer den Job übernehmen wird, wird neue Energien und Impulse mitbringen.
Quelle Interview: Cesky Florbal.