Der Profi
Eigentlich hatten wir Kim Nilsson für das Februar-Cover vorgesehen. Nach dem Meisterschaftsspiel gegen die Tigers Langnau Ende Januar wollten wir mit ihm einen Interview- und Fotoshooting-Termin für die folgenden Tage vereinbaren. Kein Problem in Sicht, schliesslich ist der Mann Profi und hat jede Menge Zeit für so etwas. Doch Nilsson hatte keine Zeit. Er sei ein paar Tage in Schweden, beschied er uns. Den Grund für den Abstecher in die Heimat konnten wir freilich nachvollziehen - Kim Nilsson reiste zum Gala-Dinner beim schwedischen König. Somit ist die Mutter aller Entschuldigungen gefunden: „Ich kann nicht, weil ich zum König gehe." Das schlägt „Kopfschmerzen" oder „Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen" um Längen. Als erster Unihockeyaner überhaupt wurde Kim Nilsson von der royalen Familie eingeladen. Das unterstreicht den Ausnahmestatus des Spielers, den GC für zwei Jahre verpflichtete. Als Skorerkönig der Qualifikation mit fast zwei Treffern pro Partie im Schnitt ist er seinem Ruf bereits gerecht geworden. Ob das den Zürchern auch Titel bringt, wird sich jedoch erst noch weisen müssen. Im Cup war Chur Unihockey Endstation und in den Playoffs war diese Saison gegen die Tigers bereits im Viertelfinal Endstation.
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Der Profi
Kim Nilsson kam, sah und traf. Dann wurde es etwas schwieriger. Zwischendurch wurde er vom schwedischen König zum Znacht eingeladen.
Eigentlich hatten wir Kim Nilsson für das Februar-Cover vorgesehen. Nach dem Meisterschaftsspiel gegen die Tigers Langnau Ende Januar wollten wir mit ihm einen Interview- und Fotoshooting-Termin für die folgenden Tage vereinbaren. Kein Problem in Sicht, schliesslich ist der Mann Profi und hat jede Menge Zeit für so etwas. Doch Nilsson hatte keine Zeit. Er sei ein paar Tage in Schweden, beschied er uns. Den Grund für den Abstecher in die Heimat konnten wir freilich nachvollziehen - Kim Nilsson reiste zum Gala-Dinner beim schwedischen König. Somit ist die Mutter aller Entschuldigungen gefunden: „Ich kann nicht, weil ich zum König gehe." Das schlägt „Kopfschmerzen" oder „Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen" um Längen.
Als erster Unihockeyaner überhaupt wurde Kim Nilsson von der royalen Familie eingeladen. Das unterstreicht den Ausnahmestatus des Spielers, den GC für zwei Jahre verpflichtete. Als Skorerkönig der Qualifikation mit fast zwei Treffern pro Partie im Schnitt ist er seinem Ruf bereits gerecht geworden. Ob das den Zürchern auch Titel bringt, wird sich jedoch erst noch weisen müssen. Im Cup war Chur Unihockey Endstation und in den Playoffs war diese Saison gegen die Tigers bereits im Viertelfinal Endstation.
Kim Nilsson beim Covershooting für unihockey.ch. (Bild: André Burri)
Die Fans kommen
GC suchte mehr als einen Skorer. Ein Aushängeschild sollte her, um den Verein und den Sport besser vermarkten zu können. Eine erste Bilanz zeigt, dass die Zürcher ihren Zuschauer-Schnitt im Vergleich zur letzten Saison auf über 600 Besucher pro Partie verdoppeln konnten. Dreimal wurde in der Hardau eine vierstellige Zuschauerzahl ausgerufen, auch dank Aktionen für Gratis-Tickets in den Zürcher Verkehrsbetrieben und den sozialen Medien. Nur Floorball Köniz lockte mit Spezial-Aktionen und der neuen Halle noch etwas mehr Heimpublikum an.
Auswärts zog GC sogar noch mehr. Rund 8000 Fans oder über 700 Besucher im Schnitt wollten GC und Nilsson sehen. Fast die Hälfte der Liga verzeichnete beim Gastspiel der Hoppers den Bestwert der Qualifikation. Oder wie es Wiler-Sportchef Marcel Siegenthaler formulierte: „Wir können uns nur bedanken - Nilsson füllt uns gratis die Hallen." Freilich fügte er dann auch noch an: „Wenn wir jetzt auch noch Meister werden, war die Aktion perfekt." Womit wir dann wieder beim Thema wären, ob sich die Verpflichtung Nilssons auch in Form von Titeln lohnen wird. Auf den ersten Meistertitel warten die Hoppers bekanntlich noch.
Erst grad angekommen
Nilssons Anfang in Zürich hatte es in sich. Durch die Geburt seiner Tochter verzögerte sich seine Ankunft, erst beim Turnier in Umea im September streifte er sich erstmals das GC-Dress über. „Natürlich wäre es besser gewesen, die ganze Vorbereitung mit dem Team bestreiten zu können. Doch ich trainierte mit AIK und kam fit in die Schweiz", blickt Nilsson zurück.
Es dauerte ganze acht Minuten, ehe er im ersten Meisterschaftsspiel gegen WaSa den ersten Treffer erzielt hatte. In der zweiten Partie bei Alligator legte er gleich sechs Tore nach. Es folgten der Champions Cup und die WM, die im Vorfeld diverse Flüge in den Norden mit sich brachte. Auch deshalb hat Nilsson bis heute erst drei private Deutschlektionen hinter sich gebracht. „Ich kam mit GC überein, dass ich mich als frisch gebackener Vater und beim stressigen Programm im alten Jahr vorerst ganz auf meine Rolle als Spieler konzentriere", sagt Nilsson dazu.
Auch andere Verpflichtungen hielten sich in Grenzen. Erst viermal besuchte Nilsson Schulen, um über Unihockey zu sprechen (mit einem Dolmetscher) und Schuss-Trainings zu geben. Dafür gab er über 50 Interviews für Medien aus der Schweiz und Schweden. Und nach fast jedem Spiel wartet vor der Garderobe eine Horde Kids, die ein persönliches Autogramm wollen. „Mit einem Stempel wäre es einfacher", sagt Nilsson lachend.
Am Cupfinal-Wochenende („ich konnte schon in Schweden keine Finalspiele schauen, wenn mein Team vorher ausgeschiedenen ist") zog er mit seiner Familie von Schwamendingen in eine brandneue Wohnung um, die näher an der Halle Hardau liegt. „Die Zeit verging wie im Flug. Manchmal kommt es mir vor, als sei ich erst gerade in Zürich eingetroffen", sagt Nilsson. Jetzt ist es Zeit, richtig anzukommen. Und das nächste Interview führen wir auf Deutsch, hat er uns versprochen.
Kim Nilsson in seiner neuen Wohung in Zürich. (Bild: André Burri)
Gebrochenes Herz
Aufgewachsen ist Kim Nilsson in Färjestaden auf der grössten Ostseeinsel Öland. Sein Vater spielte für den lokalen Verein Kalmar in der höchsten Liga Fussball. Nilsson entspricht dem Klischee des polysportiven Schweden voll und ganz. „Ich träumte davon, Fussballprofi zu werden und kam bis in die nationale U15-Auswahl", erzählt er. Der Winter gehörte aber dem Unihockey, und wie so oft kam der Zeitpunkt, an dem die Entscheidung zugunsten einer Sportart fallen musste. „Als ich 16 war, verlangte mein Fussballtrainer, dass ich mit Unihockey aufhören soll. Die Unihockeytrainer sagten, es sei kein Problem, dass ich im Sommer weiter Fussball spiele. Da war für mich der Fall klar", so Nilsson. Er debütierte schon als 16-Jähriger in der schwedischen U19-Nati und wurde bald vom grossen AIK in die Hauptstadt gelotst. „Meinem Vater brach es schon etwas das Herz, als ich mit Fussball aufhörte", gesteht Nilsson. „Aber heute ist er ein grosser Unihockey-Fan."
Methusalem Nilsson?
Mit AIK holte er 2008 gleich in seiner ersten Saison den Meistertitel und gewann im gleichen Jahr in Winterthur auch den Europacup. Es folgten 2012 und 2014 zwei Weltmeistertitel, beide verbunden mit der Wahl zum MVP des Turniers. Eigentlich hat er schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Ausser dem Titel in der Schweiz natürlich. Zwei Versuche erlaubt der Vertrag, den er in Zürich unterschrieben hat, dann wird die Rückkehr zu AIK erfolgen.
Geht es nach Kim Nilsson, folgen danach noch viele Jahre auf höchstem Niveau. „Ich bin jetzt 27 und im besten Unihockey-Alter. Nach über zehn Jahren auf dem höchsten Level macht mir der Sport immer noch gleich viel Spass wie zu Juniorenzeiten." Mika Kohonen ist mittlerweile 37 Jahre jung und spielt noch immer. In diesem Sinne: Auf die nächsten zehn Jahre, Kim Nilsson. Schwedens König Carl Gustaf ist sogar seit 42 Jahren im Amt.