09.
2015
Geklotzt und nicht gekleckert
Erstmals präsentierten sich vier bedeutende Spielsportarten gemeinsam. Die Premiere des ersten Indoor Sports Supercup fand im Zürcher Hallenstadion statt.
Bescheidenheit gehört nicht zum Programm der Macher von «Indoor Sports». Für den ersten gemeinsamen Supercup - dem Duell zwischen Meister und Cupsieger - der vier Hallensportarten Handball, Volleyball, Unihockey und Basketball war nur das Zürcher Hallenstadion gut genug. «Wir denken gross», rechtfertigt Geschäftsführer Beat Ackermann den immensen Aufwand dieser «Weltpremiere», deren Budget ein Geheimnis bleibt. Das mittelfristige Ziel der gemeinsamen Marketing-Plattform hingegen wird offen kommuniziert: «Die Alternative zu den Mainstream-Sportarten bieten».
Auf den ersten Blick ein Unterfangen, welches der Quadratur des Kreises gleicht. An das Publikumsinteresse von Fussball und Eishockey kommt in der Schweiz keine andere Teamsportart nur annähernd heran. Knapp 11000 Fans pro Spiel fanden in der letzten Saison der Super League den Weg ins Stadion, 6762 waren es im NLA-Eishockey. Im Vergleich dümpeln die Zuschauerzahlen in den höchsten Ligen der vier Indoor-Sports-Vertreter im Schnitt bei rund 500 vor sich hin. Auch punkto Medieninteresse gibt es allergrösstes Aufholpotenzial. Im Handball, Volleyball und Basketball verbannt die mangelnde internationale Konkurrenzfähigkeit der Nationalmannschaften die Sportarten von den grossen Sportschlagzeilen. Im Unihockey helfen nicht einmal WM-Erfolge. So verfolgten bei der Heim-Weltmeisterschaft lediglich 24000 TV-Konsumenten das Schweizer Spiel um Bronze. Damit rangierte man in der Liste der populärsten Live-Übertragungen von 2012 gerade mal auf Rang 748 (von total 798).
Voléro glänzt mit Abwesenheit
Ins Scheinwerferlicht schafften es einzig die dominierenden Klubs der Hallensportarten. Die Kadetten Schaffhausen gaben mehrmals auch in der Handball-Champions-League eine gute Figur ab und das Frauenteam von Voléro Zürich gehört im Volleyball regelmässig zur europäischen Elite. Für die Organisatoren des «Indoor Sports»-Superfinals ist es deshalb eine ärgerliche Tatsache, dass sich die Zürcherinnen sogleich wegen «internationaler Verpflichtungen» vom neuen Prestigeanlass abmeldeten.
Nimmt man die alles andere als berauschenden Zuschauerzahlen des Events - zwischen 800 und 2860 bei den acht Spielen - und die Differenz zwischen akkreditierten (eine beeindruckend lange Liste) und effektiv anwesenden Medienvertreter (eine beeindruckend lange Abwesenheitsliste) als Massstab, so widerspiegelten sie die Probleme der Sportarten beim Ringen um Aufmerksamkeit ziemlich exakt.
Trotzdem wäre es unfair, den vierfachen Supercup als Anlass und die Erfolgsaussichten der Marketing-Plattform nur durch die negative Brille zu betrachten. Die Präsentation und die Inszenierung der Premiere waren hoch professionell, die sportlichen Darbietungen mehr als ansprechend und die Ausdauerfähigkeit der Macher rund um Sponsor «Die Mobiliar» und Geschäftsführer Ackermann gegeben. Das Hallenstadion ist für 2016 bereits wieder reserviert, die nächsten Schritte der gemeinsamen Vorwärtsstrategie in die Wege geleitet und selbst der visionäre Blick geschärft. Ackermann, als langjähriger Präsident von Volley Köniz mit dem Auge für die Herausforderungen, rechnet vor, dass in den vier Sportarten mehr als 100000 Lizenzierte spielen und sich insgesamt rund zwei Millionen Schweizerinnen und Schweizer dafür interessieren. «Das sind nur unbedeutend weniger als für Eishockey.» Gemeinsam stark sein will man etwa bei den bevorstehenden Diskussionen mit dem Schweizer Fernsehen um mehr TV-Präsenz.
Gemeinsame Auftritte
Und letztlich liegen die Visionen von Ackermann und Marcel Siegenthaler, dem berufskritischen Sportchef von Schweizer Unihockey-Serienmeister Wiler Ersigen, nicht einmal so weit auseinander. Siegenthaler findet die Idee des Supercups zwar lobenswert, die Wahl des Hallenstadions aber «mindestens eine Nummer zu gross». Dafür lanciert er die Idee einer gemeinsamen Sporthalle an zentraler Lage, der «Indoor-Sports-Arena», in welcher jeweils vom Freitagabend bis Sonntag die Meisterschafts-Highlights der vier Sportarten über die Bühne gehen würden. «Diese Idee gefällt mir», sagt Ackermann. In seinem Kopf schwirrt ein ähnlicher Gedanke herum. Konkret kann und will er noch nicht werden. Nur so viel: Bescheiden ist er nicht.
Pipo 178.197.232.189
08. 09. 2015