29.
03.
2012
NLA Männer | Autor: Voneschen Reto

Als die Welt noch in Ordnung war

Vor sieben Jahren traten Wiler-Ersigen und die Zürcher Grasshoppers letztmals in einer Finalserie gegeneinander an. Wir schauen mit Genuss zurück.

Als die Welt noch in Ordnung war Kleines Playmobil-Männchen ganz gross: Joel Krähenbühl entscheidet die Meisterschaft 2005 (Bild Dami

2005 war die Schweizer Unihockeywelt noch in Ordnung. Die Red Ants Winterthur und Wiler-Ersigen waren Europacupsieger, die Schweizer Frauen Weltmeister und Ramona Gabathuler und Andreas Cadisch liessen es sich in der Badewanne gut gehen. Wiler gewann damals sogar noch Cupfinalspiele. Es war aber auch die Zeit, wo Waldkirch-St. Gallen das finnische Wintermärchen träumte und Iiro Parviainen kurz vor seiner Flucht dem heutigen Frauen-Natitrainer Sascha Brendler an die Gurgel ging. Oder das unselige Gurmels, welches Woche für Woche Kanterniederlagen einfuhr. Und es war noch die Zeit, in welcher man glaubte Stars auf dem Feld zu sehen - und diese bei den Star Games auch feierte. Oder zumindest versuchte.

Mekka Saalsporthalle
Eine spezielle Rolle nahm dabei die Zürcher Saalsporthalle ein. Im Januar triumphierten dort die Frauen der Red Ants Winterthur und die Männer von Wiler-Ersigen im Europacup-Finale. Auch die Zürcher Grasshoppers - damals gerade mal seit drei Jahren als eigene GC-Sektion unterwegs - trugen die meisten ihrer Heimspiele dort aus. Ebenfalls fanden dort die Star Games statt. Auch war die Saalsporthalle ein würdiger Austragungsort der Playoff-Finalspiele der Männer im April 2005. Erstmals qualifizierten sich die Hoppers fürs Endspiel. Dramatisch verlief nur schon das Halbfinale. In der Verlängerung des fünften Spiels in Maienfeld schoss ausgerechnet der ehemalige Alligator Patrick Bachmann die Hoppers ins Finale.

Zeit der Haudegen
Wiler-Ersigen als Europacup- und Schweizer Cup-Sieger war natürlich der grosse Favorit vor dem Playoff-Finale. Doch dem damals erst einmaligen Schweizermeister wurde das Leben schwer gemacht. Bei den Hoppers gaben neben den „alten" Steinböcken wie Torhüter Mark Wolf oder Verteidiger-Haudegen Franco Battaglia, Koryphäen wie Christoph Riedel, die Helbling-Brüder oder Zorro-König Rinaldo Walser den Ton an. Über allen schwebte natürlich Niklas Jihde, welcher in seiner zweiten Saison in Zürich zum ganz grossen Coup ansetzen wollte. Teilweise spielte der smarte Schwede in der ersten und dritten Linie. Ende Saison verliess Jihde Zürich mit 104 Skorerpunkten (56 Tore/ 48 Assists) im Gepäck Richtung Stockholm. Nur Martin Olofsson gelangen drei Jahre vorher ein paar Zähler mehr.

8000 Zuschauer in vier Partien
Wiler-Ersigen war damals aber voll im Saft. Resu Hedlund und Roger Gerber kreiselten ähnlich schnell wie die Hofbauer-Brüder und im dritten Sturm erlebte "Chefrumpler" Simon Zurflüh seine besten Zeiten. 8:6 gewann der SVWE die Ouvertüre vor 1760 Zuschauern in der damals eiskalten Zuchwiler Eishalle. Es folgte ein hektisches 9:8 für die Hoppers vor 1980 Zuschauern. Rinaldo Walser traf in der 67. Minute zum historischen Resultat - erstmals gewann GC ein Playoff-Finalspiel. Es sollte das letzte bleiben. Spiel 3 ging mit 14:4 klar an Wiler-Ersigen, erst das vierte Spiel - diesmal sogar vor 2270 Schaulustigen - war wieder eine knappe Sache. Lange schien der zweite Sieg möglich, ehe ein kleiner Wirbelwind mit Milchgesicht in der 59. Minute das 7:6 für Wiler-Ersigen schoss. Der Junge hiess Joel Krähenbühl und ärgerte sich Jahre später vor allem darüber, dass er damals eine Frisur wie ein Playmobil-Männchen trug...

Fünf Spieler noch dabei
Sieben Jahre später sind nur noch wenige der damaligen Akteure dabei. Bei Wiler-Ersigen sind es mit Matthias und Christoph Hofbauer, Adrian Zimmermann und Daniel Streit noch vier Spieler von damals. Bei den Grasshoppers ist nur mehr Luca Maffioletti dabei. Und auch die Rollen sind immer noch die gleichen. GC ist der Herausforderer, Wiler-Ersigen der grosse Favorit. Zwei Sachen haben sich trotzdem geändert. Die Saalsporthalle ist nicht mehr die Heimat der Hoppers und mittlerweile dürfen auch Frauen das Vorspiel vor dem Männer-Final austragen. Und Joel Krähenbühl wird mit Sicherheit die Zürcher Fiesta nicht mehr stören.

 

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