02.
2003
Basel und die Ausländerfrage - Stimmen zum heissen Eisen
Martin Siegrist, PR-Verantwortlicher von Basel Magic im Interview mit Damian Keller.
Herr Siegrist, wann spielt Basel Magic denn
nun mit seinen beiden Ausländern?
Wir werden im Heimspiel gegen GC Unihockey, am 1. März, mit Talme und
Sundbom spielen. Das haben wir so bestimmt.
Warum gerade dieses Spiel?
Uns ist vom Verband signalisiert worden, dass man die Schiedsrichter
dazu anhalten wird, ein solches Spiel gar nicht anzupfeifen. Deshalb suchten wir
ein Spiel gegen einen uns freundlich gesinnten Gegner aus - notfalls treiben wir
auch selber Schiedsrichter auf...
Basel Magic wird dieses Spiel gemäss den
geltenden Regeln forfait verlieren. Was dann?
Gegen diesen Entscheid werden wir ein Rekursverfahren in Gang setzen. Unser Ziel
ist, die Ausländerregelung auf nächste Saison hin schon zu ändern. Wir sind
zuversichtlich, dass man ziemlich rasch erkennen wird, dass wir juristisch
gesehen gute Karten in den Händen halten - und dass man eine Öffnung
beschliesst, ohne dass wir alle rechtlichen Mittel ausschöpfen müssen.
Dann beschränkt sich der Einsatz beider
Ausländer also auf dieses eine Spiel? Oder wird Basel auch in den Playouts so
antreten?
Nein, sicher nicht, wir wollen ja nicht mit Forfait-Niederlagen
absteigen. Wir akzeptieren die momentan gültigen Regeln, wir streben einfach
eine Öffnung auf nächste Saison an.
Die Präsidenten der NL-Vereine haben sich
dafür ausgesprochen, diese Thematik nach der Damen-WM zu diskutieren, im
Hinblick auf die Saison 2004/05. Geht das Basel zu wenig schnell, und wie steht
es mit dem "Demokratieverständnis"?
Das hat doch nichts mit Demokratie zu tun - einigen Leuten muss man
Staatskundeunterricht erteilen. Das Recht ist auf unserer Seite. Bei einem
Gentlemen-Agreement müssen halt alle einverstanden sein, und das ist hier nicht
der Fall.
Zum zeitlichen Aspekt: Wir sind die Verzögerungstaktik leid. Warum kann man so
ein Thema erst nach der WM besprechen? Gibt es dafür einen logischen Grund?
Mit wie vielen Ausländern möchte Basel
Magic denn am liebsten Spielen?
Wir sind für eine schrittweise Öffnung. In der DEL hat man gesehen,
dass eine völlige Freigabe vom Publikum nicht goutiert wird. Wir können uns
aber gut vorstellen, dass schon bald die Hälfte des Kaders aus Ausländern
besteht. Wir sind überzeugt, dass damit der Liga sportlich und medial weiter
geholfen wird.
Also würde man bald sieben Schweden im
Team von Basel Magic sehen?
Ja, warum nicht - wenn die Schweden besser sind als die verfügbaren
Schweizer Spieler.
Sieben Ausländer sind mit enormen Kosten
und einem grossen Aufwand verbunden. Gehen wir mal vorsichtig geschätzt von
einem sechsstelligen Betrag aus...
Wir sind in Kontakt mit einer Förder-Group, welche die benötigten Mittel zur
Verfügung stellen würde. In Basel mit seiner Sporteuphorie ist dieses
Potenzial vorhanden, uns liegen Zusagen von einer Reihe gutbetuchter Personen
vor.
Und diese Gruppierung investiert sein Geld
lieber in Ausländer als in den Nachwuchsbereich von Basel Magic, damit man
langfristig etwas aufbauen kann?
Basel erträgt kein Mittelmass! Mit dem FCB und dem EHC als Konkurrenten muss
Basel Magic an der Spitze der NLA spielen, sonst nimmt man uns nicht wahr. Im
Vordergrund steht daher ganz klar der kurzfristige sportliche Erfolg - Magic
muss Richtung Tabellenspitze. Mit diesem Erfolg würden weitere Mittel und
Geldquellen frei, welche im Nachwuchsbereich ebenfalls dringend benötigt
werden. Auch die Söldner sollen im Nachwuchsbereich eingesetzt werden,
entsprechende Projekte in Zusammenarbeit mit dem Sportamt Basel sind am laufen.
Wir denken vor allem an den Einsatz dieser Spieler in den Schulen.
Und mit Schweizer Spielern bzw. Trainern
kann man ein solches Projekt nicht aufziehen?
2004 werden wir die WM in Basel haben - mit dem voraussichtlichen
Weltmeister Schweden. Die Akzeptanz bei den Jungen ist bei Spielern aus dem
Weltmeisterland doch viel höher. Wir versprechen uns von einer Erhöhung der
Ausländerzahl einfach mehr Professionalität und Know-how. Das wirkt sich auf
die ganze Szene belebend aus.
Wie stellen Sie sich den weiteren Verlauf
dieser Geschichte vor?
Wir hoffen auf die Einsicht der Vereine und des Verbandes, damit die Öffnung
bereits auf nächste Saison erfolgt. Im Sinne eines Gentlemen-Agreements könnte
man sich im ersten Jahr auf 2-3 zugelassene Ausländer beschränken, bevor es
noch eine weitere Schritte in den nächsten Jahren gibt.
Wir werden zum Heimspiel gegen GC übrigens auch Vertreter des FC Basel und EHC
Basel einladen - die Thematik beschäftigt nicht nur das Unihockey!
Ein solcher Entscheid wird nicht so schnell
fallen - schliesst Basel Magic trotzdem Veträge mit Ausländern ab?
Es werden sicher Eventual-Verträge sein - wenn die Öffnung kommt,
haben wir die Spieler auf sicher. Etwas anderes würde keinen Sinn machen.
Was hätte eine solche Öffnung für
Auswirkungen auf die Finanzen der NL-Vereine?
Es braucht sicher eine Begleitung durch den Kontrollausschuss des SUHV,
damit die Vereinsfinanzen im Lot bleiben. Allgemein wird es ohnehin eine
Konzentration der Kräfte in den Ballungszentren brauchen. Ich denke da an den
Raum Chur, der mit drei NLA-Vereinen bei den Herren über bevölkert ist. Nehmen
wir auch das Beispiel aus dem Eishockey mit Langnau und dem SC Bern - der SCL
würde sich doch besser auf die Förderung der Junioren konzentrieren und dem
SCB das Mitspielen im Konzert der Grossen überlassen. Das würde viel mehr Sinn
machen.
Martin Siegrist, besten Dank für diese Ausführungen.
Blitzinterview mit Patrique Maget, SR-Chef SUHV
Herr Maget, gibt es eine Anweisung an die
Schiedsrichter des SUHV, ein Spiel von Basel Magic mit zwei Ausländern auf dem
Matchrapport gar nicht erst anzupfeifen?
Davon weiss ich nichts...
Könnten Sie sich denn so etwas überhaupt
vorstellen?
Der Schiedsrichter muss den Matchrapport kontrollieren - ein
allfälliger Protest wäre Sache des Gegners. Ich denke, dass wir unser
Schiedsrichter zu Spielleitern ausbilden, nicht zu Spielverhinderern.
Blitzinterview mit Jörg Beer, Kommunikations-Chef GC Unihockey
Jörg Beer, GC ist offenbar als Gegner für
ein womöglich denkwürdiges Spiel ausgesucht worden...
Offensichtlich. Mir ist aber keine Absprache zwischen Basel Magic und GC
Unihockey bekannt.
Wie steht denn GC zu einer Lockerung der
Ausländerbeschränkung?
Wir sind sicher dafür und haben auch dafür gestimmt. Aber wir haben
den demokratisch gefällten Entscheid akzeptiert. Für ein juristisches Vorgehen
können wir uns nicht erwärmen - GC Unihockey möchte lieber positiv und in
sportlicher Hinsicht in Erscheinung treten.
Blitzinterview mit Hansjörg Guhler, Präsident der Nationalliga
Hans-Jörg Guler, Basel Magic will am 1.
März mit zwei Ausländern antreten und auf diesem Weg die Ausländerregelung
knacken. Was halten Sie davon?
Das ist mir noch neu - wenn das so ist, bin ich aber enttäuscht über
das Vorgehen. Die Präsidenten haben sich über das weitere Vorgehen deutlich
verständigt. Wir beabsichtigen, das Thema an der nächsten Versammlung im Juli
wieder zu traktandieren, um eine Regelung für die Saison 2004/05 zu finden.
Wie stehen Sie denn persönlich zur
Ausländerthematik?
Als ich noch Präsident von Torpedo Chur war, habe ich mich über die
Reduktion auf einen Ausländer geärgert. Ich finde zwei Ausländer würden die
Liga auf jeden Fall attraktiver machen. So war ja dann auch der Vorschlag des
NL-Kommites an die NL-Vereine bezüglich nächster Saison. Wir sind mit diesem
Vorschlag nicht durchgedrungen, das muss ich akzeptieren. Eine mittelfristige Öffnung
wird sich aber nicht verhindern lassen.
Was ärgert Sie an dieser Geschichte am
meisten?
Dass einmal mehr zu oft "auf den Mann" gespielt wird, dass es
persönliche Angriffe gibt. Zum einen auf Thomas Gilardi, der auf dem Entscheid
der NL-Vereine nun ja wirklich keinen Einfluss hatte. Ich bin mit ihm auch nicht
immer gleicher Meinung und seine Haltung in diesem Fall ist wohl allen klar -
aber deswegen kann man doch persönliche Angriffe trotzdem unterlassen. Und dann
ist es natürlich schon auch befremdend, dass ein Mitlied des NL-Kommites im
Vorstand des Vereines sitzt, der nun auf dem juristischen Weg sein Glück
versucht.
Was sagen Sie denn zum Vorwurf der
Hinhaltetaktik, der von Basel Magic geäussert wurde?
Das stimmt so nicht - die Vereine haben sich sicher in erster Linie aus
terminlichen Gründen gegen eine Öffnung auf nächste Saison ausgesprochen. Ich
bin sicher, dass man eine Mehrheit für die Öffnung auf die Saison 2004/05
findet.