02.
2014
Churer Hallentraum geplatzt
Die Hoffnungen waren gross, dass in Chur endlich eine neue Sporthalle entstehen wird. Die Stimmberechtigten sagten letzten Sonntag aber deutlich «Nein» zu neuen Sportanlagen in der Bündner Hauptstadt.
Einen doppelt bitteren Sonntag erlebte Chur Unihockey vor drei Tagen. Neben der 2:5-Heimniederlage in den Viertelfinals gegen Lokalrivale Alligator Malans musste auch eine deutliche Abfuhr der Churer Stimmberechtigten verdaut werden. Dem Teilprojekt B, einer multifunktionalen Sporthalle mit rund 4000 Zuschauerplätzen für 46,3 Millionen Franken, in der Vorlage im Rahmen des Gemeindesportanlagenkonzepts (GESAK) der Stadt Chur wurde an der Urne eine klare Absage erteilt. Rund 60 Prozent der Churer Stimmberechtigten stimmten dagegen. Knapp (Zufallsmehr von 305 Stimmen) wurde auch das Projekt eines neuen Fussballstadiönchens abgelehnt. Einzig die Vorlagen zur Sanierung einiger bestehender Anlagen kamen beim Stimmvolk durch.
Domenigs Befürchtungen
Das Problem bei den Vorlagen: Sie wären mit einer Steuererhöhung verbunden gewesen. Das kam nicht gut an bei der Bevölkerung. So tobte im Vorfeld ein wahrer Abstimmungskampf in den Bündner Gazetten. Negativ-Höhepunkt - aus Sicht der Befürworter - war der Vorstoss von Thomas Domenig Senior. Der ebenso streitbare wie steinreiche Architekt hat einst die ersten Hochhäuser in der Bündner Hauptstadt gebaut und den EHC Chur in die NLA geführt. Domenigs Wort zählt etwas in Chur - als er befürchtete, dass die neuen Sportanlagen «seine» grosse Gewerbeausstellung GEHLA und so auch den mittlerweile in der 1. Liga spielenden EHC Chur bedrohen könnten, war ein erstes Damoklesschwert über die Vorlage gefallen.
Grosses Bedauern
Der Frust war gross bei den Churer Vereinen. «Nach Jahren der Planung und so viel Hoffnung ist dieses Nein brutal», gab Chur-Unihockey-Präsident Cornel Ehrler zu. Ähnlich sieht das auch Thomas Handl, Präsident von Frauen-Meister Piranha Chur. «Ein bedauerlicher Entscheid gegen den Sport, unsere Jugend und die Lebensqualität unserer Stadt.» Man hätte aber mit diesem Ausgang rechnen müssen. «Die Zahlen haben vermutlich viele Stimmbürger erschreckt», so Handl. Vergeblich hatten beide Vereine bis zum Schluss um jede Stimme gekämpft. Stadtpräsident Urs Marti (FDP) bedauerte den Entscheid ebenfalls. Nicht förderlich sei wohl gewesen, dass die Initiative gegen Masseneinwanderung viele SVP-Mitglieder an die Urne gelockt habe, gab Marti zu bedenken. Die Churer SVP gab im Vorfeld die Nein-Parole zur GESAK-Vorlage heraus.
Kein Leistungszentrum
Mit dem Nein ist auch auch der Traum eines nationalen Unihockey-Leistungszentrums in Chur vom Tisch. «Ich bin überrascht, dass die Churer Stimmbürger diese Chance nicht genutzt haben», kommentierte swiss-unihockey-Zentralpräsident Daniel Bareiss. «Ein deutliches Zeichen gegen den Sport, dessen gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung deutlich unterschätzt wird», so Bareiss weiter. So werden die Churer Vereine bis auf weiteres in der altehrwürdigen Turnhalle der Gewerblichen Berufsschule spielen müssen. Und wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Schon kurz nach der Abstimmung kursierte ein böser Spruch in Graubünden. «Chur ist eine der ältesten Städte der Schweiz. Man sieht es an den Sportanlagen.»
Quelle: suedostschweiz.ch