02.
2002
Der Natitrainer im Interview
Sehr viel! Einerseits werden wir dieses Turnier als eine WM-Qualifikation für die Spieler ansehen, anderseits erwarte ich, dass wir uns Respekt für das WM-Turnier im Mai 02 verschaffen können. Weiter ist für mich wichtig, dass wir als Team auftreten und uns als richtige Einheit präsentieren.
Am Freitagabend spielt die Schweiz
gegen den amtierenden Weltmeister Schweden. Die Schweden werden in der
Schweiz ja als „Halbgötter„ angeschaut. Wie gedenkst du, diesem Übermächtigen
Gegner ein Bein zu stellen?
Es gibt keine übermächtigen
Gegner. Wenn wir so denken würden, müssten wir ja gar nie gegen
sie antreten. Klar, sie haben eine viele Stärken. Sie verfügen
über viele gute Einzelspieler. Ihre mentale Stärke und das Wissen
über ihre Ungeschlagenheit gegen die Schweiz sind weitere Trümpfe
in ihrer Hand. Es liegt nun an uns, dies zu ändern! Dazu kommt noch,
dass die Finnen es uns vorgemacht haben und Schweden mit 7:3 wieder nach
Hause geschickt haben. Was die Finnen können, können wir und
alle anderen auch. Wir müssen einfach daran glauben. Mit unserem Kollektiv
und einer disziplinierten Defensivleistung werden wir uns unsere Chancen
erarbeiten. Wichtig für uns ist, dass wir unsere Chancen eiskalt nutzen.
In den Spielen gegen Norwegen und
Tschechien ist die Schweiz Favorit. Die letzten Spiele waren aber in
der Regel hart umkämpft. Wo siehst du die Vorteile der Schweizer?
Die Vorteile liegen in der Vergangenheit.
Wir können uns nicht auf alte Erfolge zurücklehnen und meinen,
dass wir sie wieder so bezwingen können. Hier ist, wie gegen Schweden,
unser eigene Einstellung entscheidend. Wir wissen, dass wir gute Chancen
gegen beide Gegnern haben, und dass wir sie ausnützen sollten. Unsere
Stärken liegen wie gegen Schweden im Kollektiv. Weiter können
wir auf eine grössere Anzahl erfahrener Spieler mit einer Winnermentalität
zurückgreifen.
Im Hinblick auf die WM in Finnland
sind dies ja die letzten Ernstkämpfe. Gibt es noch grosse Veränderungen
im Kader?
Wir werden nach diesem Turnier die erste
Selektion vornehmen. Danach werden wir etwas zuwarten und uns alle Möglichkeiten
gut anschauen. „Grosse„ Veränderungen wird es wahrscheinlich nicht
mehr geben, aber die eine oder andere Überraschung liegt sicher noch
drin. Unsere Auswahl an WM-Spielern ist nicht so gross, wie die der Schweden
oder Finnen, aber wir haben aber für unsere Verhältnisse viele,
die dabei sein wollen.
Spürst du einen grösseren
Druck vor diesen Spielen als vor Länderspielen im Ausland?
Nein, ein Länderspiel ist ein Länderspiel,
egal wo es ausgetragen wird. Ich kann mich aber vorstellen, dass dies bei
den Spieler etwas anderes ist, obwohl ich der Meinung bin, dass der Ort
keine Rolle spielen darf! Druck spüre ich bei mir selbst nur, weil
ich alle Spiele gewinnen will.
Die Qualifikationsrunde der NLA Herren
ging vor 10 Tagen zu Ende. Wie schätzt du als Nationaltrainer die
Qualität der Spiele ein?
Leider haben wir insgesamt an spielerischer
Qualität verloren. Es gibt leider zu viele Mannschaften und Spieler
in der NLA, die nur mitspielen wollen. Wir haben die nötige Breite
für 10 Mannschaften noch nicht erreicht. Klar, es gab auch sehr lässige
und intensive Partien aber dies war eher die Ausnahme. Positiv ist, dass
mehr Tore erzielt wurden, was im Hinblick auf die WM und die kommenden
Länderspiele wichtig für uns sein kann.
Was waren für dich die grössten
Überraschungen?
Dass Rot-Weiss Chur und Alligator Malans
so viele Abgänge so gut verkraftet haben. Ich bin auch überrascht,
dass Torpedo Chur sich wieder in das Rennen um die Playoff-Plätze
einmischt, und dass der SV Wiler-Ersigen sich wieder nur auf dem dritten
Platz rangieren konnte.
Was waren die grössten Enttäuschungen?
Dass die Entwicklung nicht weiter vorangekommen
ist. Die Qualität auf unseren Spielfeldern ziehen u.a. immer weniger
Zuschauer an. Es ist leider zu unspektakulär und wie oben bereits
erwähnt, die spielerische Linie fehlt. Wir müssen wieder an Tempo
und Intensität gewinnen, damit die Partien spannender und härter
umkämpft werden.
Wo muss sich das Schweizer Unihockey
noch verbessern, damit die Kluft zwischen den Schweden und den Finnen nicht
noch grösser wird?
Wir müssen eigentlich ganz unten
anfangen. Ohne eine gute Juniorenabteilung in jedem Verein wird die Schweiz
es immer schwierig haben gegen die Grossen mitzuhalten. Wir können
ja nicht oben anfangen, sondern wir müssen durch stabilere Vereine
mit besser ausgebildeten Trainern physisch, technisch und spielerisch bessere
Spieler entwickeln. Die Spieler müssen wieder vermehrt Bereitschaft
zeigen und wirklich alles geben, um einmal die Weltbesten werden zu können.
Es gibt viele Wege die nach Rom führen, dies wäre einer davon!
Wo liegen die grössten Unterschiede
im Vergleich zu diesen Nationen?
Die Skandinavier sind spielerisch und
technisch stärker. Vor allem im Passspiel sind sie unglaublich sicher.
Ein weiterer Vorteil für die Nordländer liegt auch in der Physis
und in der Koordination. Dank der nationalen Konkurrenz und einem enormen
Trainingsfleiss streben sie immer nach Verbesserungen. Sie geben sich fast
nie 100% zufrieden und schauen fast nie in den Rückspiegel. Die Finnen
wollen immer besser als die Schweden und die Schweden immer besser als
die Finnen sein. Sie wollen immer wissen, wie gut sie morgen sein können.
Die Finnen haben es in einer wunderbaren Art vorgemacht. Vor 5 Jahren haben
sie angefangen, gezielter zu trainieren. Heute sind sie rein stocktechnisch
die besten. Im Vergleich zu den Schweden hinken sie noch im Passspiel hinterher.
Weiter sind fast sämtliche Spieler beider Nationen im Abschluss aus
verschiedensten Positionen sehr stark. Wenn sich die Schweizer Spieler
auch bereit erklären, mehr an ihren Schwachpunkten zu arbeiten, sehe
ich aber gute Chancen, dieses Manko in Zukunft aufzuholen und in den Zweikampf
der Finnen und Schweden einzugreifen.
Vielen Dank für das Gespräch
und viel Glück in den kommenden Spielen!
DANKE!