03.
2015
Dreimal Dürst im Dienste der Jets
Die drei Brüder Daniel, Dominik und Patrick Dürst sind im NLA-Team der Kloten-Bülach Jets eine feste Grösse. Seit nunmehr sechs Jahren gehen sie mit den Flughafenstädtern gemeinsam auf Punktejagd und haben trotz der mageren Ausbeute in dieser Saison den Humor nicht verloren.
Dass die Dürsts zu den Jets gehören wie der Flughafen zu Kloten, zeigt sich in der Reaktion von Trainer Dani Meier. Eine ausgezeichnete Idee sei es, die drei Brüder zu porträtieren, findet er. Und das trotz Playout-Stress und Qualifikationsmisere. Meier, selten um eine pointierte Aussage verlegen, muss auch, gefragt nach den Dürsts, nicht lange überlegen: Alle drei seien auf Sicherheit und Sachlichkeit bedacht, sagt er und hängt mit scherzhaftem Unterton an: «Also punkto Sport, privat habe ich da meine Bedenken.» Was er wohl damit gemeint haben könnte? Daniel (Jahrgang 86), Dominik (88) und Patrick Dürst (91) sitzen an einem Tisch in der Sporthalle Ruebisbach und lachen. «Die Frage ist weniger was, sondern wen Dani gemeint haben könnte», sagt schliesslich Daniel Dürst, mit 29 Jahren der Älteste der drei Brüder. Er und Dominik werfen einen einvernehmlichen Blick auf den Jüngsten im Bunde. «Patrick ist ein Lebemann, ein Quergeist. Er war schon immer ein bisschen anders als wir», erklärt Dominik. Patrick nimmt die Aussagen seiner Brüder stillschweigend hin, sein Schmunzeln lässt sich aber durchaus als Einverständnis deuten. Als Goalie hat er ja auch tatsächlich einen etwas anderen Weg gewählt als seine älteren Brüder, die ihre Position auf dem Feld als Center (Daniel) und in der Verteidigung (Dominik) fanden.
Reto Pavoni sei Dank
Aufgewachsen sind die Dürsts in Wangen bei Brüttisellen. Mangels Nachbarsjungs haben sich die Brüder zu dritt beim Rollhockey die Filzbälle zugespielt. Dass Nesthäkchen Patrick schon damals mit grosser Leidenschaft im Tor stand, hatten die älteren Brüder Reto Pavoni, dem damaligen Torhüter des EHC Klotens, zu verdanken. «Ich war als Sechsjähriger ein riesiger Fan von ihm», erklärt Patrick. Und falls er einmal keine Lust hatte, zwischen den Pfosten zu stehen, wussten sich Daniel und Dominik zu helfen. «Wir haben ihm einfach einen Sack Süssigkeiten versprochen, wenn er neun von zehn Schüssen hält. Das hat perfekt funktioniert», erinnert sich Daniel lachend und Dominik meint: «Stimmt, da gingen einige Franken drauf. Meistens hat er es nämlich geschafft. Patrick kann enorm ruhig bleiben.»
Der mittlere der Brüder glaubt indes nicht, dass sich die Rollenverteilung auf dem Feld so einfach auf die Charaktere der Brüder übertragen lässt. Vielmehr fühlt sich Verteidiger Dominik mit dieser Parallelsetzung buchstäblich in die Defensive gedrängt. «Wäre ich zurückhaltend und introvertiert, so hätte ich vor zwei Jahren wohl kaum einen Abstecher nach Schweden gewagt», meint er. Zudem sei Dominik auch als Verteidiger offensiv gefährlich, unterstützt Daniel seinen Bruder. «Er ist immer für einen tödlichen Pass gut.» Dominik attestiert Daniel im Gegenzug eine enorme Zweikampfstärke. «Er gräbt jeden Ball aus», erklärt er und Patrick ergänzt: «Daniel und Dominik sind läuferisch auf der Höhe.» Der Jüngste wiederum ist weniger der Mann für die weiten Wege: «Ich wollte nie rennen, darum bin ich Goalie geworden», erklärt er trocken. Als Torhüter sei er aber immer für einen Big Save gut, findet Dominik, allerdings nicht ohne sein Lob für den kleinen Bruder mit der foppenden Fussnote «wenn man ihm Süssigkeiten verspricht» zu versehen.
Treue Seelen
Bei den Jets sind die Dürsts gelandet, nachdem die Männer-Grossfeldabteilung in Dietlikon 2009 geschlossen worden war. In Politik und Wirtschaft würde man die drei heute wohl mit dem Etikett «Sesselkleber» versehen. Denn bis auf einen Abstecher in die zweithöchste Liga Schwedens (Dominik) haben die Brüder den Flughafenstädtern seit ihrem Wechsel von Dietlikon immer die Treue gehalten. «Unihockey spielt man nicht wegen des Geldes oder der imposanten Fankulisse, sondern weil man mit Kollegen zusammen etwas erreichen will», sagt Daniel. Wobei die Jets gerade diese Saison ihre Ziele klar verpasst haben.
Anstatt wie vergangene Spielzeit in die Playoffs zu stürmen, hat sich das Unterländer NLA-Team früh in den Abstiegskampf verstrickt. Immerhin führt es in der Playout-Serie gegen Uster nun mit 2:1 Siegen. «Die Konstanz hat uns gefehlt. Bei so vielen Verletzten ist das allerdings nicht verwunderlich», liefert Daniel Dürst einen Erklärungsansatz für die Misere, den Dominik aufnimmt: «Wir mussten sicher alle drei Spiele die Linien wieder neu formieren, da ist es schwierig, ein gutes Gefüge zu finden.»
Die verkorkste Saison der Jets ist im Hause Dürst auch am Küchentisch Gesprächsstoff. Dort treffen sich die Brüder jeden Sonntag zum Brunch oder Nachtessen. «Das ist eine Familientradition», erklärt Daniel, der mit seiner Freundin, der ehemaligen Dietliker Stürmerin und aktuellem Captain von Rychenberg Winterthur, Céline Chalverat, in Bassersdorf wohnt.
Auch Dominik hat sein Bett im Elternhaus längst gegen ein WG-Leben in Kloten eingetauscht. «Nur Patrick wohnt noch zu Hause, und wenn er es am Morgen schafft, aufzustehen, kommt er sogar zum Brunch», setzt Dominik eine nächste kleine Spitze gegen den kleinen Bruder, der diese mit einem gelassenen Lächeln quittiert. «Es ist ein Vorteil für uns als Brüder, dass wir das sportliche Geschehen auch mal in einem anderen Kontext diskutieren und gewisse Dinge direkter ansprechen können», nimmt Daniel das Thema Familientisch wieder auf. Dominik schmunzelt und sagt: «Und unser Vater hat auch immer eine Meinung. Er ist ja sowieso der beste Coach.»
Daniel Dürst verlängert
Vater Dürst wird auch in der nächsten Saison wieder fachsimpeln können. Denn für Dominik und Patrick steht ausser Frage, dass sie erneut am Ruebisbach auflaufen werden.Und auch Daniel, der eigentlich in diesem Frühling hat zurücktreten wollen, hängt noch eine Saison an. «Nach einer so misslungenen Meisterschaft kann ich nicht aufhören», erklärt er. Patrick blickt seinen ältesten Bruder fragend an. «Wie alt bist du eigentlich? 29?» Daniel nickt. «Ja, bald habe ich eine Drei auf dem Rücken.» «Phua», meint Patrick und grinst so genüsslich, als hätte er eben einen Big Save gemacht.