04.
2016
Samuelsson spürt keinen Druck
Die Langnauer Neuerwerbung Johan Samuelsson konnte am Wochenende in Lausanne schon ein wenig Schweizer Luft schnuppern. Die Vorfreude auf die Aufgabe bei den Tigers Langnau ist gross beim schwedischen Nationalcaptain.
Aufgeregt wartete die Kinderschar in der Espace Odyssée, der altehrwürdigen Halle gleich neben der Patinoire de Malley, auf die schwedischen Unihockeystars. Diese hatten zwar eben das Finalspiel des Vier-Länderturniers in Lausanne mit 3:4 gegen Finnland verloren, für die jungen Fans blieben die amtierenden Weltmeister trotzdem die Grössten. Respektive vor allem Kim Nilsson. Der Stürmer des Könizer Superfinalgegners Grasshoppers Zürich schrieb sich wie in den letzten zwei Jahren nach jedem NLA-Spiel die Finger mit Autogrammen wund.
Den Spieler mit der Nummer 2, Johan Samuelsson, beachteten die Kids dafür praktisch nicht. Sein Name ist bis jetzt nur Insidern ein Begriff. Diese schnalzen aber mit der Zunge: Gilt Glamourboy Nilsson als «Cristiano Ronaldo des Unihockeys», dann ist Samuelsson ein «Anders Iniesta». Einer, der lieber die anderen glänzen lässt, dafür die Strippen im Mittelfeld zieht, Leaderqualitäten zeigt und vor allem - ganz im Gegensatz zu Nilsson - auch die defensiven Pflichten wahrnimmt.
Wahl zwischen Langnau und Wiler
Der wohl weltbeste Zweiweg-Center durfte am Wochenende in der Romandie nochmals etwas Schweizer Luft schnuppern. Ab August wird er für die Tigers Langnau auf Punktejagd gehen. Ein wahrer Transfercoup, den der Langnauer Sportchef Marc Dysli landete. Dieser kannte ihn von seiner Zeit bei Dalen Umea, als die beiden noch zusammenspielten. Genau gleich wie die Hofbauer-Brüder, den Stützen Wiler-Ersigens. Mit beiden Vereinen habe er lange verhandelt, erzählt Samuelsson nun, «es war klar, dass entweder Dysli oder die Hofbauers enttäuscht sein werden».
Er habe schon damals gesagt, einmal werde er in der Schweiz spielen. Nach dem Abstieg seines Stammvereins Granlo Sundsvall war die Zeit nun reif. «Es fühlt sich grossartig an», sagt Samuelsson strahlend, über Ostern sah er sich mit seiner Freundin sowie seinem Bruder Anton das Emmental an. «Ich mag die Landschaft, Sundsvall ist ja auch nicht so gross», berichtet er. Nach Umea ist Langnau erst seine zweite Station ausserhalb seines Geburtsortes.
Bruder als Bedingung
Beim Schweizer Natitrainer David Jansson habe er Infos über die Schweiz und die NLA eingeholt, ebenso beim ehemaligen Wiler-Söldner Mattias Wallgren und natürlich auch bei Nilsson. Einen «goldenen» Vertrag wie dieser hat Samuelsson aber nicht bekommen. Wollte er auch gar nicht. Wichtig war ihm, dass sein Bruder ihn begleiten konnte. «Ich muss mich auch ausserhalb des Rinks wohlfühlen», weiss Samuelsson, «und vor allem auch meine Freundin». Wenn diese dann jemanden schon kenne, wie die Partnerin seines Bruders, dürfte es für sie auch einfacher werden, so Samuelssons Überlegung.
Dass er bei den Tigers mithelfen muss, das Vakuum nach dem Rücktritt des langjährigen Anführers Simon Stucki zu füllen, ist Samuelsson bekannt. Dass er aber der der neue Leader sein soll, weist er sofort zurück. «Ich bin ein Spieler wie jeder andere auch», wiegelt er ab. Ein grosses Understatement. Bei Granlo, wie auch bei Dalen und vor allem bei der schwedischen Nationalmannschaft war der 27-Jährige immer einer der Führungsspieler und meistens auch Captain. «Ich spüre keinen Druck», sagt er entspannt. Die Tigers dürfen sich trotzdem auf einen grossen Spieler freuen. Und gut möglich, dass Johan Samuelsson bald nicht mehr unerkannt an Autogrammjägern vorbeispazieren kann.
Zeitungsbericht "Berner Zeitung"