04.
2015
Superfinal Männer – die Vorschau
Morgen ist es endlich soweit: Der erste Superfinaltag im Schweizer Unihockey steht an. Mit Wiler-Ersigen gegen Alligator Malans steht ein Klassiker zur Premiere an.
Das lange Warten hat ein Ende, endlich steht morgen der Superfinal in der Klotener Kolping-Arena an. Mit Wiler-Ersigen steht zumindest einer der meistgenannten Favoriten im Endspiel. Der Titelverteidiger schloss die Qualifikation auf Rang 1 ab und verlor bislang nur ein Spiel in den Playoffs. Überraschender kommt der Einzug der Malanser Alligatoren. Die «Experten» sahen die verjüngten Bündner vor der Saison allerhöchstens in den Viertelfinals - ein Beweis, dass solche Prognosen auch als Motivationssteigerung benutzt werden können.
Der Final morgen wird bekanntlich live auf SRF 2 übertragen. Erstmals überhaupt wird dabei der Videobeweis genutzt. Die Finalschiedsrichter Niklaus Güpfert und Thomas Ziegler können bei strittigen Torszenen einen Blick auf die TV-Bilder werfen. Ebenfalls werden die Headsets der Schiedsrichter mit dem TV verbunden. Bei Diskussionen mit Spielern oder Trainern können die TV-Zuschauer unter Umständen mithören. Genauso wie bei den Timeouts. Nach rund jeweils zehn Minuten wird in jedem Drittel zudem ein 60-sekündiges «Powerbreak» abgehalten, damit am TV Werbung aufgeschaltet werden kann.
Kommen wir nun aber zum Sportlichen. Wir haben mal einen genaueren Blick auf Wiler-Ersigen und Alligatoren geworfen.
Der Blick zurück:
2001/2002
Eine der turbulentesten Finalserien ever. Zweimal gewann Malans sein Heimspiel mit einem Tor. In der Zuchwiler Eishalle hatten die Alligatoren gegen das aufstrebende Wiler-Ersigen aber keine Chance. Vor dem bis heute geltenden Rekordwert von 2480 Zuschauern gewannen die Emmentaler mit 8:3 - im Spielbericht gratulierte der damalige Malanser Trainer Thomas Berger bereits Wiler-Ersigen zum Titel. In Spiel 5 in Schiers behielt Alligator vor ausverkauftem Haus die Nerven und gewann 3:2. «Wilerkusen» musste weiter auf den Titel warten, Berger musste trotz Double gehen - und wechselte nach einem NLB-Zwischenjahr zum SVWE.
2003/2004
Die Ära Berger begann für Wiler-Ersigen triumphal. Gleich mit 3:0 fertigten die entfesselten Berner die Malanser Alligatoren ab. Nur im dritten Finalspiel (4:3) konnten die Bündner Paroli bieten. Zuvor wurde im Halbfinal schon Köniz in die Ferien «gesweept». Am 7. April 2004 begann eine neue Zeitrechnung im Schweizer Unihockey. Erstmals kam der Meister nicht aus dem Bündnerland. Die Unihockey-Schweiz atmete auf. Ein paar Monate später holte sich Wiler-Ersigen auch gleich den Europacup in Zürich.
2005/2006
Nur einmal seit 2004 verlor Wiler-Ersigen eine Finalserie. Im Frühling 2006 hing der Erfolg der Malanser aber am dünnen Faden. Im zweiten Spiel musste ein Penaltyschiessen entscheiden. Dank Roger Tönz und Adrian Capatt glichen die Bündner aus. Die beiden Heimspiele gewann Wiler-Ersigen aber souverän. Nach dem 9:3 in Spiel 3 wo die Malanser förmlich deklassiert wurden, schien die Sache bereits klar. Doch im vierten Spiel feierten die Alligatoren beim 12:5-Heimsieg ihre Auferstehung. Die Euphorie wurde gleich in die Finalissima mitgenommen - unter der Leitung von Martin Olofsson, Mathias Larsson und Esa Jussila gewann Malans den vierten Titel.
2010/2011
Im letzten Aufeinandertreffen zwischen Wiler-Ersigen und Alligator Malans zeigten die Berner ihre Cleverness. Im ersten Spiel gewann der SVWE in der Verlängerung 5:4, das zweite in Maienfeld mit 4:3 - der Kuchen war da schon fast gegessen. Wieder in der Zuchwiler Eishalle liess Wiler den Alligatoren in Spiel 3 keine Chance (6:2). Adrian Capatt musste mit einer Niederlage seine lange Karriere beenden. Für Wiler-Ersigen war es der siebte Titel in der Vereinsgeschichte.
Der Blick auf die laufende Saison:
Psychologischer Vorteil für Wiler-Ersigen: Beide Meisterschafts-Partien gingen an die Berner. Am 9. November in Maienfeld verspielten die Malanser dabei einen 6:4-Vorsprung nachdem sie zuvor ein 0:2 nach neun Minuten wettmachten. In der Verlängerung schoss Matthias Hofbauer den SVWE zum Sieg. Das zweite Spiel war bereits ein Gipfeltreffen. Am 14. Februar zeigte Wiler-Ersigen dem damaligen Leader Alligator beim 6:2-Heimsieg klar den Meister. Den glückhaften 2:1-Vorsprung der Malanser drehte Wiler im Schlussdrittel fulminant.
Der Blick in die Zukunft:
Morgen in Kloten werden die Karten neu gemischt. Malans hat mit dem Cupsieg bereits einen Titel im Sack, der Finaleinzug ist das Dessert einer jetzt schon erfolgreichen Saison. Wiler-Ersigen zeigte dafür in den Playoffs eine beeindruckende Vorstellung. Erst eine Niederlage steht zu Buche - die Wende in Spiel 4 (2:7 in 9:8 gekehrt) verleiht Selbstvertrauen. Malans dagegen musste über sieben Spiele gehen gegen Köniz im Halbfinal. Die Gretchenfrage nun: Spricht der Rhythmus für Malans oder die längere Pause und der vollere Tank für Wiler-Ersigen?
Der Blick auf die Teams
Beide Teams haben ihre Stärke in der Offensive. Mit Dauerläufer Isaac Rosén, Tormaschine Lassi Vänttinen sowie den Offensivverteidigern Henrik Olofsson und Tatu Väänänen steht Wiler-Ersigen ein hochklassiges Ausländer-Quartett zur Verfügung. Bei Malans sorgen die «Jungen Wilden» wie Tim Braillard, Claudio Laely und Remo Buchli für die Musik im Angriff. Die grosse Frage hier: Wird Malans sein Pressing wie in den letzten drei Saisons aufziehen oder doch auf Konter lauern? Interessierte Beobachter der Halbfinalserie gegen Köniz waren der Meinung, dass das Kombinationsspiel Wiler-Ersigens die Malanser Abwehr überfordern könnte. Immerhin steht mit Martin Hitz ein Torhüter im Kasten, der zuletzt eine starke Form zeigte.