10.
2003
Herren NLA: Alligator Malans verliert turbulentes Derby
Für Spannung war also von der ersten Sekunde an gesorgt und es waren die Rot-Weissen welche gewillt waren, mit einem frühen Tor die Alligatoren zu überrasschen. Das Anfangsfurioso wich aber wie der erste Schnee auf dem Mittenberg, denn nach sieben Minuten musste Natistürmer Weingart nach einem überharten Körpereinsatz die erste kleine Bankstrafe absitzen. Dass die Herrschäftler einen guten Lauf haben momentan, zeigte das anschliessende Powerplay, geduldig liessen sie die Churer dem Ball nachschauen und als alle schon dachten, dass nichts Zählbares resultieren würde, schnappte sich der aufmerksame Torhüter Tönz die Kugel und passte blitzschnell zu Capatt, welcher Mark Wolf mit einem gezielten Schuss ins weite Eck zum 1:0 bezwang. In der Folge behielten die Hausherren die Oberhand und drängten die Hauptstädter immer tiefer in ihre Abwehrhälfte. In der 18. Spielminute überschlugen sich die Ereignisse, war es erst Capatt, welcher mit einem wunderschönen Hocheckschuss traf, tat es ihm Ruof mit einer sehenswerten Kombination über Lüthi und Bösch mit dem 3:0 Pausenstand gleich.
Etwas gar leger liessen es die Hausherrn zu Beginn des zweiten Abschnitts angehen, was den Rot-Weissen einige Chancen eröffnete. Immerhin war das Defensivverhalten nach wie vor erste Sahne und einen Roger Tönz hatte man zur Sicherheit ja auch noch im Kasten. Rot-Weiss war zwar bemüht, aber sie bissen sich noch und nöcher an der Malanser Abwehr die Zähne aus, Die sogenannte „Rychenberger Taktik“ (den Gegner das Spiel machen lassen und mit Kontern diesen eiskalt erwischen) der Alligatoren zeigte Früchte, denn Lüthi schloss einen schnellen Angriff gar zum 4:0 ab! Dass es bei den Churern bis zu diesem Zeitpunkt nicht nach Wunsch lief, zeigte sich im Anschluss an diesen Treffer: Cadisch wollte im Frust den Ball auf die Tribüne jagen, traf aber Ruof unglücklich am Kopf, was eine rote Karte und eine 5 Minuten-Strafe nach sich zog. Dies war natürlich eine hervorragende Einladung für die Alligatoren das Skore weiter nach oben zu schrauben, aber es traf einzig Capatt zum 5:0.
Dass sich der Meister noch nicht aufgegeben hatte, bewies Comebacker Brägger, welcher mit einem satten Schuss kurz nach Wiederanpfiff Tönz zum 5:1 bezwang. Dieser Treffer verlieh den Gästen Flügel, denn kurz danach verkürzte Weingart sogar auf 5:2. Nun war endgültig Feuer im Dach und die Churer drückten weiter aufs AlligaTor. Erfolgreich, den nur zwei Minuten später erzielte Kern tatsächlich den dritten Treffer! Zuviel für Malans-Coach Pettersson, er versuchte mit einem Time-Out den Schwung aus dem Churer Spiel zu nehmen, doch fruchtete die Massnahme nur für kurze Zeit, denn die Rot-Weissen stürmten wie entfesselt Richtung Tönz, zu allem Übel musste Stegmann nach einem wiederholten Stockschlag für zwei Minuten in die Kühlbox. Nun wars definitiv nichts mehr für schwache Nerven, kaum traf Capatt bei einem schnellen Konter in Unterzahl nur knapp neben das Tor, machte es Kaltenbrunner besser und verkürzte auf 5:4, was für eine Aufholjagd! Nun waren die Alligatoren aber aufs Äusserste gereizt und unter der Leitung der Routiniers Larsson und Bösch rissen sie das Ruder wieder auf ihre Seite. Die Churer setzten aber alles au eine Karte und ersetzten Torhüter Wolf durch einen sechsten Feldspieler und kamen durch d’Intino zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleichstreffer 50 Sekunden vor Spielschluss.
In der nötig gewordenen Verlängerung war kaum eine Minute gespielt, als Capatt alleine auf Wolf zog, aber wiederum nur neben das Tor traf. Im Gegenzug entwischte der pfeilschnelle d’Intino wie zu seinen besten Zeiten der Abwehr und setzte der rotweissen Aufholjagd mit dem vielumjubelten Golden Goal das Sahnehäubchen auf.
Konsternation und Sprachlosigkeit auf der einen, überschäumende Freude und riesige Genugtuung auf der andern Seite. Wer hätte das für möglich gehalten? Wie Phoenix aus der Asche erlebten die Rot-Weissen einen Abend, den sie und auch die Alligatoren nicht so schnell vergessen werden. „Ich bin stolz auf meine Kollegen“, meinte der rekonvaleszente Churer Verteidiger-Haudegen Reto Weber, der auf der Tribüne Höllenqualen litt. „Die rote Karte gegen Cadisch hat uns alle aufgeweckt und als wir im anschliessenden fünfminütigen Überzahlspiel nur ein Tor erhielten, wussten wir, dass wir noch eine Chance haben. Entscheidend für unsere Aufholjagd waren die drei schnellen Tore innert 6 Minuten gleich zu Beginn des letzten Drittels, hätte Alligator aber nur einen seiner gefährlichen Konter verwerten können, wären wir wohl nicht mehr herangekommen“. Alligators sichtlich enttäuschter Assistenz-Trainer brachte mit der alten Fussballer-Weisheit „das Spiel ist erst fertig, wenn der Schlusspfiff ertönt“ die Leistung seiner Mannen auf den Punkt. Mehr gibt es dazu eigentlich nichts mehr beizufügen.
Alligator Malans - Rot-Weiss Chur 5:6 (3:0, 2:0, 0:5, 0:1)
Oberhof, Schiers - 620 Zuschauer
SR: Erhard, Renz
Tore: 10. Capatt (Tönz) 1:0, 18. (17.01) Capatt (Larsson, Bachmann) 2:0, 18. (17.46) Ruof (Bösch) 3:0, 35. Lüthi (Bösch) 4:0, 36. Capatt (Larsson, Ausschluss Cadisch) 5:0, 41. Brägger () 5:1, 45. Weingart (Kern) 5:2, 47. Kern (Gerber) 5:3, 53. Kaltenbrunner (Engel, Ausschluss Stegmann) 5:4, 60. d’Intino (Battaglia, Rot-Weiss Chur ohne Torhüter) 5:5, 61. d’Intino 5:6
Strafen: Malans 1x2'; Rot-Weiss 1x2' plus 1x5' plus Matchstrafe (Cadisch)
Alligator Malans: Tönz; Helbling, Stegmann; Dysli, Pfiffner; Riederer; Capatt, Larsson, Bachmann; Ruof, Bösch, Lüthi; Bebi, Matzinger, Mathis; Terlizzi, Giovanoli, Schmid; Schamaun
Rot-Weiss Chur: Wolf; Kaltenbrunner, Battaglia; Gerber, Rohner; Felix; Engel, Cadisch, Brägger; d’Intino, Kern, Krieg; Weingart, Santoro, Linder; Rageth, Giger
Bemerkungen: Alligator Malans ohne Th. Hitz, Jecklin (verletzt), Vinzens (krank), M. Hitz, Disch (Elite-Junioren); Rot-Weiss Chur ohne Weber, Graf (verletzt), Candreia (Militär)